Oberhausen. Wie eh und je quetschen sich viele Menschen an Advents-Wochenenden in Busse und Bahnen, um für Weihnachten einzukaufen. Ist dies zu gefährlich?

Durch die starke Zunahme von Corona-Infektionen in Oberhausenauf einen Inzidenzwert von über 260 verhalten sich viele Bürgerinnen und Bürger deutlich vorsichtiger als noch im Herbst oder gar im Sommer. Belegschaften sagen Weihnachtsfeiern ab, Treffen in größeren Gruppen vermeiden die meisten – und Maske hin oder her: Wer Bus oder Bahn fährt, schaut oft argwöhnisch, wie voll die Fahrzeuge sind.

So zeigt sich Stoag-Kunde Michael Risthaus enttäuscht über den Riesenandrang an den Haltestellen und in den Bussen am vergangenen Samstag. Viele Oberhausener und Besucher aus der Region wollten wie früher den Nachmittag am ersten Adventswochenende nutzen, um über den beliebten Weihnachtsmarkt zu bummeln und im Centro einzukaufen – meist Weihnachtsgeschenke für die Liebsten. Risthaus wollte sich eigentlich nur vom Hauptbahnhof nach Sterkrade über die Trasse fahren lassen, doch bereits an der Stoag-Haltestelle am Hauptbahnhof warteten gegen 15 Uhr sehr viele Menschen.

Schon seit vielen Monaten ist es Pflicht, in Nahverkehrs-Bahnen und -Bussen medizinische Masken zu tragen. Die Stoag rät zu einer sichereren FFP2-Maske, wenn die Busse voll sind.
Schon seit vielen Monaten ist es Pflicht, in Nahverkehrs-Bahnen und -Bussen medizinische Masken zu tragen. Die Stoag rät zu einer sichereren FFP2-Maske, wenn die Busse voll sind. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Mit Sorge beobachtete er, wie voll die ankommenden Busse und Bahnen bereits waren. „Die eintreffenden Fahrzeuge waren schon nahezu voll besetzt. Die verbliebenen Kapazitäten waren schnell erschöpft. Dennoch veranlassten die beiden Stoag-Servicekräfte, dass weitere Fahrgäste in die Busse und Straßenbahnen einstiegen“, schreibt Risthaus der Redaktion – und spricht von einem Beförderungschaos, das in diesen Pandemiezeiten äußerst gefährlich sei. Denn: „Proppenvoll, ohne die Möglichkeit, einen halbwegs corona-konformen Abstand einzuhalten, setzten sich die Fahrzeuge in Richtung Centro in Bewegung. Auffällig viele Fahrgäste trugen ihre Maske nicht bzw. nicht richtig.“

Auf die Busfahrt mit der Stoag nach Sterkrade zunächst verzichtet

In dieser Situation verzichtete Michael Risthaus lieber auf die Fahrt nach Sterkrade. Er wartete über eine halbe Stunde, um dann in einen weniger stark besetzten Bus einzusteigen. „Angesichts der sich weiter zuspitzenden Coronalage und der dringend erforderlichen Beachtung der Schutzmaßnahmen schockierte mich diese Art der Massenabfertigung der Fahrgäste.“ Er schlägt der Stoag-Geschäftsführung vor, künftig viel mehr Fahrzeuge einzusetzen, um die Kapazitäten zu erhöhen. „Das Vollpferchen von Bussen und Straßenbahnen ist verantwortungslos.“

Stoag-Pressesprecherin Sabine Müller.
Stoag-Pressesprecherin Sabine Müller. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Konfrontiert mit diesen Aussagen eines nach eigenen Angaben „jahrelang treuen Kunden“ der Stoag versichert das städtische Unternehmen, die Situation genau zu kennen. Am Wochenende seien die Busse und Straßenbahnen vom Hauptbahnhof in Richtung Sterkrade und in Richtung Bottrop nicht nur zur Adventszeit regelmäßig sehr voll. „Deshalb setzt die Stoag bereits so viel zusätzliche Busse wie möglich ein. Dennoch können wir nicht verhindern, dass mehr Menschen an den Haltestellen stehen als wir ad hoc befördern können“, räumt Stoag-Sprecherin Sabine Müller ein.

Jeder Bus dürfe rein rechtlich bis zu einer bestimmten Obergrenze an Fahrgästen voll ausgelastet werden – ist diese Maximalgrenze erreicht, ist tatsächlich der Bus „gefühlt proppenvoll“. Dies lasse sich im Nahverkehrsalltag nicht verhindern. Trotz der Corona-Pandemie gelte die Corona-Vorschrift, mindestens anderthalb Meter Abstand zum Nachbarn zu halten, ausdrücklich nicht für Busse und Bahnen.

Pflicht, in Bussen und Bahnen eine medizinische Maske (OP-Maske oder FFP2) zu tragen

Genau deshalb gilt schon seit langem die Pflicht, eine medizinische Maske (OP-Maske oder FFP2) zu tragen und seit neuestem nachzuweisen, dass man geimpft, genesen oder negativ getestet ist. Angesichts der immer infektiöser werdenden Corona-Virusmutationen rät die Stoag-Sprecherin: „Meine Empfehlung ist es, trotz 3G-Regel keine medizinische Maske, sondern eine FFP2-Maske zu tragen, gerade wenn zu erwarten ist, dass die Fahrzeuge voll sind.“ Schon einmal galt in Bussen und Bahnen, nämlich im Frühjahr 2021 eine verschärfte Maskenpflicht – nur FFP2-Masken waren erlaubt.

FFP2-Maske schützt besser vor Ansteckung als eine OP-Maske

Nach Angaben der Bundesregierung schützt die FFP2-Maske besser vor einer Ansteckung mit Corona als eine reine OP-Maske. Während die FFP2-Maske Tröpfchen und Aerosolen, also feinste Teilchen in der Luft, filtert, kann die OP-Masken vor allem vor Tröpfchen-Infektionen schützen. Weniger gut ist eine OP-Maske als Schutz vor Aerosolen.

FFP2-Masken filtern mindestens 94 Prozent der Aerosole. Die OP-Maske dient nach Angaben der Experten des Bundes vor allem dem Schutz anderer vor dem Kontakt mit infektiösen Tröpfchen eines Infizierten. Filtrierende Halbmasken (FFP2, KN95/N95) schützen zusätzlich auch den Träger der Maske vor Tröpfchen und Aerosolen.

FFP2, KN95 und N95 sind Schutzklassen-Bezeichnungen für partikelfiltrierende Halbmasken aus verschiedenen Ländern. FFP2 erfüllt eine deutsche Norm. N95-Masken wurden nach Amerikanischen Standards zugelassen, KN95-Masken nach einer chinesischen Norm. Diese drei haben aber laut Bund eine vergleichbare Filterwirksamkeit.

Die Stoag versichert, dass die Kontrollteams angehalten sind, auch in vollen Fahrzeugen die Fahrscheine zu prüfen sowie die Maske und die 3G-Regeln zu kontrollieren. „Die Kontrolle ist in vollen Fahrzeugen zwar deutlich schwieriger, aber nicht seltener. Wie alle Verkehrsunternehmen können wir nur stichprobenartig kontrollieren.“ Mit den Servicekräften, die am Wochenende schwerpunktmäßig am Hauptbahnhof und am Bahnhof Sterkrade in der Zeit von 11 Uhr bis 19 Uhr im Einsatz sind, will die Stoag noch einmal sprechen – und die von Risthaus beschriebene Situation erörtern.