Bottrop. Investor präsentierte auf Infoveranstaltung die Pläne für das Areal in Bottrop. Anwohner wünschen sich den Erhalt des Turmes. Das ist geplant.
Die Menschen in Ebel lieben zweifellos ihren Stadtteil. Wie stark die emotionale Verbundenheit ist, spürte Lucas Braecklein am Mittwochabend. Der Investor aus Waltrop hat die Kirche St. Matthias von der Pfarrei St. Joseph gekauft und plant den Umbau des Areals. Im Matthiashaus stellte er die ersten Pläne seiner Firma Iproton vor.
Im Wesentlichen basieren die baulichen Vorstellungen des Geschäftsführers auf drei Säulen: erhalten, sanieren und nutzen. Demzufolge wird die Kirche St. Matthias nicht abgerissen. „Der Abriss einer Kirche bedeutet nicht nur für die Gemeinde eine tiefe Wunde, sondern auch für den gesamten Stadtteil“, meinte Braecklein. Er sprach von einer „dreistufigen Entwicklung des Projekts“.
Im Kirchengebäude entstehen Wohnungen für kinderreiche Familien
Gemeint waren: erst Kirche, danach Kita und Matthiashaus. „Der Schritt, der am weitesten fortgeschritten ist, ist die Nachnutzung der Kirche.“ Dort sind vier Kita-Gruppen auf zwei Etagen geplant. Darüber sollen zwei weitere Etagen mit Wohnungen „mit niedrigen Mietkosten“, so Braecklein, entstehen. „Wir haben versucht, viel von dem Erscheinungsbild der Kirche zu erhalten.“ Wie die Kapelle, die weiterhin für sakrale Angebote genutzt werden soll.
Der Zutritt zum viergeschossigen Gebäude erfolgt an der Ost- und Westseite und nicht über den Haupteingang der Kirche an der Hafenstraße. Die Wohnungen sind für kinderreiche Familien konzipiert worden und sollen über eine Fußbodenheizung verfügen. Außerdem sind sie barrierefrei gebaut. Für Kinderwagen und Rollstühle befindet sich ein Aufzug im Haus. Auch das alte Pfarrhaus bleibt stehen, wird saniert und energetisch erneuert.
Im Turm der Bottroper Kirche hängt eine denkmalgeschützte Glocke
„Was passiert mit dem Glockenturm?“, fragte ein Anwohner. Braecklein: „Der Glockenturm steht nicht unter Denkmalschutz. Nur im Turm hängt eine Glocke, die denkmalgeschützt ist.“ Er erläuterte, dass bei der Planung ein Abriss durchaus in Betracht gezogen wird. Da hatte der Mann aus Waltrop aber die Rechnung ohne die Ebeler gemacht. Schon länger haben viele von ihnen die Sorge, dass sich der Charakter und Charme des Stadtteils zu schnell verändert.
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Um nur drei Beispiele zu nennen: Aufgabe von St. Matthias durch die Pfarrei St. Joseph, das geplante Großprojekt Freiheit Emscher und zuletzt die Schließung des Fußballplatzes. Eine Wortmeldung aus dem Publikum dazu: „Das regelmäßige Läuten zu gewissen Uhrzeiten ist das Letzte, was diesen Stadtteil Ebel noch ausmacht.“ Der Anwohner direkt an Lucas Braecklein gerichtet: „Viele Ebeler verspüren eine starke historische Verbundenheit zu dem Turm.“
Matthiashaus und Kitagebäude werden nicht abgerissen
Die Aussage traf einen Nerv im Matthiashaus. Für den emotionalen Appell gab es spontanen Applaus. „Das war mir nicht bewusst“, gab Braecklein zu. Versprechen könne er nichts. „Aber ich nehme mit, dass der starke Wunsch besteht, dass der Turm auch erhalten bleiben soll“, so der Investor. Und wieder Applaus.
Zu der Zukunft der Kita und dem Matthiashaus teilte er den Anwohnern mit: Beide Gebäude sollen nicht abgerissen und weiterhin genutzt werden. Das Matthiashaus habe einen „enormen Instandhaltungsrückstand“. Auf die Frage, wie lange das Haus bis zum Umbau noch für Gruppen und Vereine genutzt werden kann, antwortete Braecklein: „Das Matthiashaus wird erst angegangen, wenn das Kirchengebäude fertig ist.“ Hierfür rechnete er mit einer Fertigstellung bis Mitte 2023.
Außerdem soll das Gebäude der Kita erhöht werden. Das Außengelände soll, wenn auch in der Fläche ein wenig kleiner, bleiben. Den Kita-Start im neuen Gebäude schätzt er für das Kalenderjahr 2023/24.
Gruppenräume vermieten
Ungeklärt bleibt die Frage: Wer die Aufgabe der Vermietung der geplanten vier neuen Veranstaltungsräume für Gruppen und Vereine im Kirchengebäude übernimmt.
Um diese Frage zu klären, wünscht sich Lucas Braecklein einen runden Tisch mit allen Beteiligten, unter anderem mit Vertretern aus der Stadtverwaltung und der Pfarrei St. Joseph. Der Investor machte deutlich: „Wir können die Räume nicht kostenlos zur Verfügung stellen.“