Bottrop. In Bottrops neuem Markt „Just VGN“ ist schon der Vinylboden klimafreundlich. Bei den Produkten wird die Schnittmenge vegan, bio und fair größer.
In einer neuen Kurzserie stellt die WAZ-Lokalredaktion unter dem Thema Nachhaltigkeit Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen und Branchen in der Stadt vor, die sich damit nicht nur auseinandersetzen, sondern auch versuchen, zumindest einige Aspekte ganz praktisch umzusetzen. Ein Ort, an dem Lifestyle, Ernährung und Umweltbewusstsein verstärkt zusammentreffen, ist beispielsweise der neue vegane Supermarkt „Just VGN“, der als erster seiner Art in Bottrop vor zwei Monaten in der Fußgängerzone eröffnet hat.
Der kleine ökologische Fußabdruck beginnt bei der Einrichtung des Bottroper Ladens
Den ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten, das fängt für Inhaber Stefan Wollenberg nicht erst bei den Produkten an, die er verkauft. Bereits der Fußboden aus speziellem umweltfreundlichen Vinyl sei so produziert, dass bei allen Fertigungsvorgängen die co2-Neutralität berücksichtigt werde. Ein Aspekt, der sich in der gesamten Inneneinrichtung des rund 70-Quadratmeter großen Ladens durchhält, über die Holztheke und -regale bis zu den energieeffizienten Kühlschränken. „Aber auch wir lernen immer weiter dazu“, so Wollenberg und verweist auf den Bereich mit veganen Kosmetik- und Pflegeprodukten. „Eine eigentlich gute und auch hier jetzt schon beliebte Pflegeserie nehmen wir tatsächlich wieder aus dem Sortiment, weil die Plastikbehälter eben nicht umweltfreundlich und nachhaltig sind“, sagt Julia Kubik zu einer Kundin, die eben den Dosierspender in die Hand nimmt.
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Es gebe eben auch anderes, so die Mitbegründerin des Bottroper „Just VGN“ und verweist auf eine ganze Reihe kleiner Tiegel und Fläschchen der Serie „Ponyhütchen“. Die sind aus Kunststoff auf Zuckerrohrbasis hergestellt, einem nachwachsenden Rohstoff, und mit sehr kleinem ökologischen Fußabdruck produziert. Der Clou aber sei, so Julia Kubik, dass die Firma diese Behälter wieder zurücknehme, professionell reinigt und dann unter hygienischen Fabrikbedingungen wieder neu befüllt, ähnlich wie beim lange schon bekannten Mehrwegsystem aus dem Glasbereich.
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Überhaupt ist in den Regalen nicht alles Plastik, auch wenn es oft so aussieht. Das Cellophan der Schokolade besteht aus Holzfaser statt Mineralöl, viele Verpackungen sind aus innenbeschichtetem Papier oder eben aus Glas.
Veganer Honig entsteht ohne den Umweg über die Biene
Und was ist drin? Klar, vegan ist alles zu 100 Prozent. „Aber vegan ist nicht immer gleich bio oder fair gehandelt“, sagt Stefan Wollenberg. Aber die Schnittmengen seien schon sehr groß. Denn wer komplett auf tierische Produkte verzichte, befürworte sicherlich keinen Einsatz insektenschädlicher Pestizide und nimmt auch die Ausbeutung der Erzeuger am unteren Ende der Produktions- und Handelskette nicht einfach in Kauf. Spannend wird es bei veganem Honig. Denn echte Veganer(innen) nehmen Bienen keine Nahrung weg, die diese für ihren eigenen Erhalt produzieren. „Veganer Honig wird direkt durch ein spezielles Verfahren als Extrakt aus Blüten gewonnen, man spart also dem Umweg über die Biene“, erklärt der Ladeninhaber.
Neben vielen Grund- oder manchen Fertigprodukten, veganen „Käse“- oder „Wurst“waren bildet der Süßwarenbereich einen Schwerpunkt. Für die veganen Riegel und Co. von „Love raw“ käme die Kundschaft sogar aus der Region nach Bottrop. „Die sind einfach der Renner, lecker, vegan, ohne Palmöl und bislang nur stationär erhältlich“, sagt Julia Kubik. Für ein Produkt aus Großbritannien in der Tat ungewöhnlich. Lieferprobleme? Bislang nicht.
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Was die Resonanz und Kundennachfrage angeht, sind Stefan Wollenberg und Julia Kubik nach zwei Monaten am Ort sehr zufrieden. „Der männliche Anteil, gefühlt 25 Prozent, könnte sich etwas erhöhen, aber insgesamt zeigt die Tendenz nach oben und alle Altersgruppen sind dabei, längst nicht nur aus Bottrop.“ Nachhaltig sind übrigens auch die angebotenen Taschen und Tüten: Jute-Beutel aus recycelter Baumwolle oder - ebenso klassisch - aus Papier.