Bottrop. Ein Plastiktütenverbot – wie jetzt in Duisburg beschlossen – wäre für manche Markthändler kaum umsetzbar. Kunden stellen sich teilweise um.
Das Einweggeschirr aus Plastik verschwindet gerade. Bei Plastiktüten dürfte das schwieriger werden. In Duisburg hat jetzt der Rat ein Plastiktütenverbot für die Wochenmärkte beschlossen. Händler wie Kunden sehen das teilweise kritisch. In Bottrop ist das seitens der Stadtverwaltung noch kein Thema. Man würde das Fass nicht von sich aus aufmachen, lehne das aber nicht rundweg ab, wie Stadtsprecher Ulrich Schulze auf Anfrage sagt, zumal es seitens der Politik keinen Beschluss dazu gebe. So eine Änderung würde aber sicher auf dem zu hegenden Pflänzchen Wochenmarkt nur in enger Abstimmung mit den Händlern erfolgen, meint der Sprecher weiter.
- Lesen Sie hier die Kommentare pro Plastiktüten-Verbot und contra Plastiktüten-Verbot
Plastiktüten auf dem Wochenmarkt auch Frage des Preises
Auf dem Wochenmarkt rund um die Cyriakuskirche zeigt sich ein geteiltes Bild. Sicher, niemand findet Plastik toll. „Aber manchmal kommen wir einfach nicht ohne aus, bei schlechtem Wetter oder feuchten Waren ist eine Papiertüte ruckzuck durch“, sagt Berthold Paßmann, dessen Familie schon in der dritten Generation Gemüse auf dem Bottroper Wochenmarkt verkauft.
Es sei auch eine Frage des Preises: „Eine Plastiktüte kostet mich drei Cent, eine Papiertüte zehn“, rechnet der Händler vom Niederrhein vor. Allerdings frage er bei den Tragetüten nach, ob sie wirklich nötig seien. Außerdem setzt er auf das Umweltbewusstsein seiner Kundschaft. In den letzten zwei Jahren sei bei ihm der Einkauf von Plastiktüten um etwa die Hälfte zurückgegangen.
Ein Bottroper Ehepaar steht vor dem Stand. „Wir kommen zwei Mal in der Woche und bringen unsere eigenen Taschen mit, ein Plastikverbot fänden wir durchaus gut, man kann schließlich auch bei feuchteren Waren auf stabilere Pappe zurückgreifen.“ Ein Plastikverbot in einzelnen Städten lehnt Paßmann ab. „Wenn, dann müsste das im ganzen Ruhrgebiet erfolgen.“
Corona erlaubt keine eigenen Verpackungen bei Bottroper Fischhändler
Das ist an Sascha Krichels bekanntem Fischstand schon schwieriger. Beim beliebten Brathering oder Salaten geht es kaum ohne Plastik. „Zuletzt hatten eine ganz Reihe von Kunden ihre eigenen Gefäße mitgebracht, aber seit Corona dürfen die ja nicht mehr über die Theke gereicht werden, also kommt alles wieder in unsere Plastikverpackung“, so der Händler.
Immerhin: Fast 60 Prozent verzichteten mittlerweile auf die größere Plastiktragetasche. Ein generelles Verbot von Plastikmaterial sieht Krichel äußerst kritisch. „Wir experimentieren auch anderswo mit unterschiedlichen Materialien, eine echte Alternative haben wir für unser Sortiment noch nicht gefunden.“
Kostenlose, genähte Beutel: „Die größte Fehlinvestition meines Lebens“
Nebenan am Brotstand fährt Marco Ritschel zweigleisig. Er nutzt die dünnen Frischhaltebeutel aus Kunststoff ebenso wie Papiertüten. „Die sind gewachst, halten so das Brot länger frisch und können mehrfach verwendet werden, mache Kunden bringen die sogar mehrmals mit.“ Nachteil: „Sie sind viel teurer im Einkauf.“
Kundin Irmelin Sansen: „Einmal sind die Brotsorten aus unterschiedlichen Regionen sehr gut und Taschen oder Beutel habe ich immer dabei, wenn es mal Plastik ist, dann wird das auch mehrfach genutzt“, so die Bottroperin. Ein generelles Verbot müsse nicht sein, sind sich Kundin und Brothändler einig.
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Etwas Besonderes hat sich die Betreiberin vom Kartoffel- und Eierstand Klöpper einfallen lassen. Sie ließ bei der Caritas Gladbeck hübsche Beutel nähen. „Die gab’s umsonst, wurden auch gerne genommen, aber die Leute kamen, bis auf einige Stammkunden, oft nie wieder, also: Das war die größte Fehlinvestition meines Lebens.“ Also fährt man auch bei Klöpper weiter mehrgleisig, die teurere Papiertüte gibts ebenso wie das billigere Plastik, für Kunden weiter kostenlos - noch.