Bottrop. Zum Tag der offenen Moschee hat die türkisch-islamische Gemeinde in Bottrop ihre Pforten geöffnet. Der Imam spricht über den Wandel der Religion.
Traditionell wird seit 25 Jahren am Tag der Deutschen Einheit auch der Tag der offenen Moscheen (TOM) im Rahmen der interkulturellen Woche begangen. Auch die Ditib-Türkisch-Islamische Gemeinde zu Bottrop e.V. ist dabei und will allen Bürgern die Möglichkeiten geben, die Moschee an der Prosperstraße kennenzulernen.
Imam Rasul Karaeli führt Besucher durch die Moschee. Der junge Vorbeter wurde in Bottrop geboren, studierte Theologie in der Türkei und ist seit zwei Monaten wieder in Bottrop. Im unteren Gebetsraum, der bei den Freitagsgebeten gut gefüllt ist, scharen sich 15 Kinder um Imam Hakki Özkan, der dort in der Mihrab, der Gebetsnische Richtung Mekka, sitzend arabisch unterrichtet. Der zehnjährige Mohammed Emin Buruday trägt laut arabische Koranseiten auswendig vor, 360 Seiten hat er seit einem Jahr geschafft, sein großes Ziel ist es, selbst einmal Imam zu werden.
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Türkische Gemeinde in Bottrop setzt auf Jugendarbeit
Jugendarbeit sei die wichtigste Aufgabe der Gemeinde, betont der stellvertretende Vorsitzende Ergin Kinac: „Unsere Zukunft ist die Jugend.“ Die Gemeinde organisiert Nachhilfeunterricht, Hausaufgabenhilfe, Betreuung von Kleinkindern und besonders den Sprachunterricht. Allerdings habe sich dabei in den letzten Jahren Entscheidendes verändert, erklärt Kinac, der 28 Jahre im Prosper Bergbau gearbeitet hat.
Sein Vater habe noch so wenig Deutsch gekonnt, dass an seiner Grubenlampe das Licht ein- oder ausgeschaltet wurde, um zu markieren, dass er in der nächsten Woche zur Tag oder Nachtschicht eingeteilt worden war. Früher habe man mehr Deutsch unterrichten müssen, heute liegt der Schwerpunkt auf dem Unterricht in Türkisch.
Viele Gemeindemitglieder seien bereits in der dritten Generation in Deutschland, zu Hause würde inzwischen viel mehr deutsch gesprochen. Auch die Predigten würden inzwischen in türkisch und in deutsch gehalten, weil viele junge Menschen nicht mehr ausreichend türkisch verstünden, erklärt Imam Karaeli.
Erstes Ziel: Die Religion an Jugendliche weitergeben
Der Gebetsraum ist zwar beim Freitagsgebet gut gefüllt, steht aber auch an allen Tagen den Gläubigen für die vorgeschriebenen fünf Gebete zur Verfügung. Frauen können im oberen Stockwerk über Lautsprecher an den Gebeten und Predigten teilnehmen.
Auch die Technik hat Einzug gehalten: Während vor dem Gebetsraum einige analoge Uhren die täglichen Gebetszeiten anzeigen, weist innen eine digitale Anzeige auf Sonnenaufgang und -untergang und die sich täglich verändernden Gebets- und Fastenzeiten hin.
Im Laufe der Zeit habe sich einiges verändert, sagt Imam Karaeli. Während die ersten Migranten das Ziel gehabt hätten, eine Moschee zu bekommen, um den Zusammenhalt zu gewährleisten, sei es heute das erste Ziel, die Religion an die Jugendlichen weiterzugeben.
Pläne für neue Zentralmoschee in Bottrop stocken schon lange
Die einzige weibliche Besucherin an diesem Vormittag ist Gunda Heinrichs, die es endlich wissen will: „Wir leben hier schon so lange alle zusammen, aber ich habe noch nie eine Moschee von innen gesehen.“ Die Moschee ist aber nicht nur an besonderen Tagen geöffnet, jeder Besucher kann sich dort täglich informieren.
500 Ditib-Mitglieder in Bottrop
Die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ist der Dachverband, der bundesweit fast 1000 Gemeinde vereint. Der Bottroper Gemeinde gehören rund 500 Mitglieder an.
DieInterkulturelle Woche findet bundesweit jedes Jahr Ende September/Anfang Oktober statt und steht in diesem Jahr unter dem Motto #offengeht.
Plakate mit Bauzeichnungen weisen im Gebetsraum auf das ehrgeizige Projekt der Gemeinde hin, die an der Prosperstraße auf dem Gelände eines ehemaligen Autohauses ein 7000 Quadratmeter großes Grundstück erworben hat. Dort soll die neue Zentralmoschee für Bottrop mit viel Glas, Minaretten und Springbrunnen entstehen. Die Planungen stocken allerdings schon lange, der Baubeginn steht noch nicht fest.