Bottrop. In der Bottroper Zentralmoschee nehmen die Gläubigen in zwei Gruppen an den Freitagsgebeten teil. So verringert die Gemeinde, das Corona-Risiko.
Die Moschee ist ein offenes Haus. Vereinzelt betreten auch nach den Freitagsgebeten noch Gläubige das Gelände an der Prosperstraße 162. Dort liegt die Bottroper Zentralmoschee etwas versteckt auf dem Hof hinter einem Lebensmittelgeschäft. „Das Gebäude sieht auf den ersten Blick klein aus, doch das täuscht: Wir haben hier viel Platz“, sagt Oruc Orhan. Dennoch verriegelt der Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Bottrop in der Corona-Krise jetzt auch schon einmal das Eingangstor. Draußen hängt er dann ein Hinweisschild auf. Darauf ist dann zu lesen: Voll.
Gut drei Monate lang war die Moschee an der Prosperstraße wegen der Corona-Ansteckungsrisiken komplett geschlossen, so dass keine gemeinschaftlichen Gebete stattfinden konnten. Jetzt steht sie den Gläubigen aber auch für die Freitagsgebete wieder offen. „Unsere Leute möchten zum Gebet auch in die Moschee kommen“, begründet der Vorsitzende die Öffnung, und Gottesdienste seien ja auch erlaubt. Allerdings besuchen inzwischen weit weniger Muslime die Moschee als sonst. „Viele sind von sich aus vorsichtig, und verzichten darauf“, sagt Oruc Orhan, und wegen der Corona-Infektionsgefahr dürften die Gläubigen ruhig auch zu Hause beten.
Die Türen zum Gebetsraum sind aus den Angeln gehoben
Mehr als 700 Besucher finden sonst auf mehreren Etagen in dem Gebäude an der Prosperstraße Platz. Jetzt dürfe er allerdings höchsten 70 Gläubige zur selben Zeit hinein lassen, erklärt der Vorsitzende der Gemeinde. Das sei mit den Behörden so abgesprochen. Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten sich vorher bei einem Rundgang durch die Moschee davon überzeugt, dass so viele Muslime auch bei ihren Gebeten den nötigen Sicherheitsabstand einhalten können. Das Hygienekonzept für die Bottroper Zentralmoschee sei auch mit auf die Empfehlungen der der Türkisch Islamischen Union abgestimmt. Die DITIB ist der Dachverband, der auch die Bottroper Türkisch Islamische Gemeinde angehört.
„Wir achten darauf, dass jeder die Corona-Schutzmaßnahmen einhält“, versichert der Bottroper. „Gesundheitsschutz ist schließlich sehr wichtig, und viele Gläubige gehören ja auch den Risikogruppen an“, betont Oruc Orhan. So weisen Schilder darauf hin, dass auf dem Moschee-Gelände die Maskenpflicht herrscht. An den Eingängen liegen Teilnehmerlisten aus, in die sich die Gläubigen eintragen sollen, um zur Not bei einer Corona-Infektion auch die Kontakte nachvollziehen zu können. An den Eingängen zum Gebetsraum können sich die Besucher auch ihre Hände desinfizieren. Die Türen direkt zum Gebetsraum sind bei den Freitagsgebeten aus den Angeln gehoben. „Das machen wir, damit nicht alle die Klinken anfassen“, erklärt der Bottroper.
Gelbe Plaketten auf dem Teppich zeigen die Plätze an
Vor den Regalen mit Gebetsbüchern sind rote-weiße Flatterbänder gespannt, damit niemand nach den Büchern greift. Gelbe Plaketten liegen auf dem beheizten Teppichboden aus, um den Gläubigen anzuzeigen, welche Abstände sie beim Beten einhalten sollen. Der Vorstand der Gemeinde hat den Abstand zur Sicherheit inzwischen von 1,50 Meter auf zwei Meter erhöht. Sonst werden die Gebetsteppiche auch in der Moschee untereinander verteilt, jetzt bringen die einzelnen Gläubigen sie von zu Hause mit zum Gebet, erklärt der Vorsitzende.
Dass er das Eingangstor verriegeln müsste, komme kaum vor, versichert Oruc Orhan. Zu den täglichen Gemeinschaftsgebeten komme jetzt ohnehin nur eine kleine Zahl. Zu den Freitagsgebeten lädt die Gemeinde mit ihren rund 540 Mitgliedern die Gläubigen außerdem in zwei Gruppen ein. „In der ersten Gruppe kommen die unter 40-Jährigen und in der zweiten Gruppe die über 40-Jährigen“, erklärt der 50-Jährige. Die Gebetszeiten um die Mittagszeiten an den Freitagen sind dann auch im Ortsbild entlang der Prosperstraße unübersehbar, wenn die Gläubigen auf der Prosperstraße einzeln oder zu zweit mit Gebetsteppichen unter den Armen auf dem Weg zur Zentralmoschee sind.
>>> Islamische Reinheitsgebote
Die täglichen Gemeinschaftsgebete und die wöchentlichen Freitagsgebete gehören zu den Fixpunkten vieler Muslime, erklärt der Koordinationsrat der Muslime. Aus Vorsicht oder Fürsorge könne aber jeder für eine begrenzte Zeit seine Gebete zu Hause statt verrichten.
Bereits die islamischen Reinheitsgebote tragen sehr zur Verminderung krankmachender Bakterien und Viren bei, heißt es außerdem. So nehmen Muslime fünfmal am Tag die Gebetswaschung vor. Dazu gehört auch das gründliche Waschen der Hände einschließlich der Fingerzwischenräume. Nach dem Aufwachen am Morgen, vor und nach den Mahlzeiten und selbstverständlich nach jedem Toilettengang sollen sie sich ebenfalls die Hände waschen.