Kirchhellen. Einsatz für Gotteslohn: Als die Gebäudereinigung Siebe von Schäden an der denkmalgeschützten Liborikapelle erfährt, bietet sie sofort Hilfe an.

Mitte September haben Unbekannte am Lippweg das Baudenkmal Liborikapelle mit Graffiti beschmiert und das Umfeld demoliert. Gegen sie ermittelt jetzt die Polizei. Die Schmierereien an der Kapelle hat der Kirchhellener Gebäudereiniger Siebe jetzt entfernt. Vergelt’s Gott, sagen die ehrenamtlichen Betreuerinnen der Kapelle, der Verein „Natürlich Kirchhellen“ und die Denkmalbehörde.

„Gemeinschädliche Sachbeschädigung“ nennt die Polizei das, was an der Liborikapelle geschah: Mit Sprühfarbe hatten Unbekannte die Fassade und das Erklärschild des Vereins „Natürlich Kirchhellen“ besprüht. Außerdem hatten sie unter anderem versucht, das Schild herauszureißen.

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Für den Verein „Natürlich Kirchhellen“ hat Rudolf Steinmann inzwischen das Schild gereinigt und dafür gesorgt, dass es wieder auf einem soliden Fundament steht. Aber die Graffiti zu entfernen - das war ein Job für Profis.

Kirchhellener Gebäudereiniger sagt: Das kriegen wir hin

Auch Moos und Flechten holt Marco Köhler, wenn er schon mal da ist, von den Schiefer-Schindeln der Kapelle.
Auch Moos und Flechten holt Marco Köhler, wenn er schon mal da ist, von den Schiefer-Schindeln der Kapelle. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Gut, dass Daniel Siebe so einer ist. Der Gründer und Chef der Gebäudereinigungsfirma an der Hauptstraße kennt sich mit solchen Schmierereien aus. Zuletzt hat er der Stadt Bottrop geholfen und im Juli den verschmierten Torbogen am Stadtgarten mit speziellen Mitteln gereinigt. „Dies ist ein schönes Beispiel für den Zusammenhalt und das gesellschaftliche Engagement in unserer Stadt!“ freute sich der Technische Beigeordnete Klaus Müller und bedankte sich herzlich für diese Hilfe.

Ehrensache, dass Siebe dann auch beim Graffitischaden im eigenen Dorf eingreift. „Ich schau mir das sofort mal an“, sagte Daniel Siebe, als er von der Sprühattacke auf die Kapelle hörte. Wenige Stunden später kam die Rückmeldung: Kriegen wir hin.

Sprühattacke mit Autolack

So sah die Liborikapelle am Lippweg nach der Sprühattacke Mitte September aus.
So sah die Liborikapelle am Lippweg nach der Sprühattacke Mitte September aus. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Kriegen wir auch, aber nicht so leicht wie erwartet, sagt Abteilungsleiter Marco Köhler, als er an seinem nächsten freien Tag mit dem Hochdruckreiniger vor der Betonfassade steht, die seit den schweren Bombentreffern im zweiten Weltkrieg die historische Kapelle umgibt. Mit silberfarbenem Autolack sind die Graffiti gesprüht worden, und das geht nicht allein mit Wasserdruck ab. „Jetzt würde es helfen, wenn ich mir die Spraydosen anschauen könnte, die nach der Sprühaktion hier gefunden worden sind.“ Aber die sind längst entsorgt. Also hilft nur der Frontalangriff: „Da müssen wir mit Chemie dran und mit der Drahtbürste.“

Wasserversorger RWW hat auch mitgeholfen

Und wenn der Hochdruckreiniger schon mal vor Ort ist, holt Siebe auch noch von den Schieferschindeln Moos und Flechten, säubert die Sitzbänke von „Natürlich Kirchhellen“ und den Betonboden. Derweil schützt eine blaue Plane den Innenraum der Kapelle.

Übrigens hat ein weiteres Unternehmen zum Erfolg der Reinigungsaktion beigetragen. Firmenchef Daniel Siege hatte schon den Einsatz eines Tankwagens geplant. Aber Marco Köhler hat einfach mal beim Wasserversorger RWW nachgefragt. Und der hat unbürokratisch und kostenlos den Hydranten am Lippweg freigegeben für den Einsatz. Köhler: „Mit einem Anruf war alles geregelt.“

Das „Hilligenhüsken“ am Lippweg

Die Liborikapelle, im Dorf auch „Hilligenhüsken“ (Heiligenhäuschen) genannt. hat der berühmte münsterländische Architekt Johann Conrad Schlaun 1751 erbaut im Auftrag der Adelsfamilie von Wenge auf Schloss Beck. Jahrzehnte später hat er in genau demselben spätbarocken Stil das Schloss selbst gebaut, die Fertigstellung aber nicht mehr erlebt.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle schwer beschädigt. Das Sandsteinkreuz aus der Kapelle wurde nacheinander untergebracht im Schloss, im Feldhausener Kirchenkeller und im Pfarrhaus. Danach wurde es sogar vergraben.

Restauriert wurde die Kapelle schließlich von Mitgliedern der „Schönstatt -Bewegung“, gegründet 1914 im gleichnamigen Ortsteil bei Koblenz. Sie hat sich einer besonderen Form der Marienverehrung verschrieben.