Kirchhellen. Alle Flächen im Kirchhellener Gewerbegebiet Gartenstraße sind voll belegt. Haben die Unternehmen dort die zugesagten Arbeitsplätze geschaffen?
Sieben Jahre nach der Erschließung des Gewerbegebietes Gartenstraße werden alle vergebenen Flächen genutzt. Haben die Firmen, die sich dort angesiedelt haben, auch die zugesagten Arbeitsplätze geschaffen? Ja, sagt die Wirtschaftsförderung. Sie zählt dort 80 neue Arbeits- und zehn Ausbildungsplätze.
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Aus Sicht der Stadt wurde auf einem der kleinsten Gewerbegebiete der Stadt eine Erfolgsgeschichte geschrieben. 2014 begann die Vermarktung der Flächen auf dem knapp einen Hektar kleinen Areal, im März 2015 meldete die Stadt den Verkauf des letzten Grundstücks. Alle drei Ansiedlungsformen von der Wunschliste der Wirtschaftsförderung finden sich dort wieder: Firmen, die ihre zu klein gewordenen Flächen im Dorfkern verlassen haben (Jasper + Driwa, vorher ansässig neben dem Brauhaus); Firmen, die sich dort erweitert haben (Bellendorf) - und Firmen, die aus einer anderen Stadt ins Dorf gezogen sind (Stahlhandel Vogt aus Oberhausen).
Firmen in Kirchhellen haben ihre Zusagen eingehalten
Soweit also gut. Jetzt haben die Wirtschaftsförderer abgefragt, ob die Unternehmen auch so viele Arbeitsplätze geschaffen haben, wie sie bei der Bewerbung angekündigt haben. 60 waren es 2014 und 2015 mit Option auf 19 weitere. Und so ist es auch gekommen, bilanzieren die Wirtschaftsförderer nach einer Befragung der Unternehmen: 75 Vollzeit- und fünf Teilzeitarbeitsplätze seien in dem Gewerbegebiet entstanden, dazu fünf bereits vorhandene und fünf neue Ausbildungsplätze. Zudem seien durch Expansionen auch noch an anderen Standorten Arbeitsplätze entstanden.
Und wie sind die Unternehmen durch die Corona-Krise gekommen? Zum Teil bestens. Der Medizintechnik-Dienstleister Jasper + Driwa ist ein echter Krisengewinner. Das Unternehmen hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) erst mit Geräten und Programmen für die Behandlungs- und später für die Impfzentren beliefert.
Auch Gewerbeflächen im Dorf sind teurer als anderswo
Nicht nur Wohnungen und Häuser sind in Kirchhellen deutlich teurer als im Rest von Bottrop. Auch Gewerbeflächen kosten in Kirchhellen mehr Geld. Das geforderte Mindestgebot für die Flächen im Pinntal hatte jedoch kritische Fragen ausgelöst. Wie könne es sein, dass der Quadratmeter dort mindestens 120 Euro kostet, wenn der Gutachterausschuss für Grundstückswerte den gebietstypischen Richtwert bei 60 Euro sieht?
Dieser Richtwert sei ein Durchschnittswert für ganz Bottrop, sagt dazu die Verwaltung. Und: Hohe Nachfrage bei knappem Angebot wie in Kirchhellen treibt den Preis.
Das solle aber nicht heißen, dass die Stadt Geld machen wolle mit den Gewerbeflächen. Das Ziel beim Gewerbeflächenverkauf sei eine schwarze Null. Manchmal zahle die Stadt sogar drauf. So wurden an der Brandenheide in Grafenwald Quadratmeterpreise von 70 Euro festgelegt, obwohl allein die Kosten für Kauf und Erschließung einen Preis von mehr als 85 Euro gerechtfertigt hätten.
Auch den anderen Unternehmen geht es nicht schlecht, sagen sie den Wirtschaftsförderern. Deren Bilanz: „Neben der positiven Entwicklung bei den Mitarbeiterzahlen haben die Unternehmen trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten zu Beginn der Corona-Pandemie auch eine positive Umsatzentwicklung zu verzeichnen, so dass die Stadt, neben den zusätzlichen Arbeitsplätzen, auch bei den Gewerbesteuereinnahmen einen positiven Effekt durch die Gewerbegebietsentwicklung erzielen konnte.“
Wie es weitergehen könnte an der Kirchhellener Gartenstraße
Erfolgsgeschichten wollen weitergeschrieben werden, nicht nur im Kino. „Wie sich in den Gesprächen gezeigt hat, besteht Potenzial für weiteres Wachstum“, schließt die Wirtschaftsförderung den Bericht an den zuständigen Ausschuss. Da trifft es sich doch bestens, dass gleich nebenan an der Schulstraße ein Stück Land freigeworden ist, das der Fachbereich Grün nicht mehr für den Friedhof braucht.
Wenn die Wirtschaftsförderer dafür den Finger heben, müssen sie aber erst an der Politik vorbei. Die SPD will dort günstige Wohnungen bauen lassen. Und Kirchhellens CDU-Chef Rainer Hürter hat schon gesagt, man könne ein Stück Grün auch einfach mal ein Stück Grün bleiben lassen.