Bottrop. Der Kinderschutzbund Bottrop hat eine Projektwoche zu Mobbing, Gewalt und Angst veranstaltet. Die Geschichte eines Mädchens geht unter die Haut.
Diese Geschichte macht fassungslos und zeigt, was Mobbing bei Kindern anrichten kann. Der Kinderschutzbund hat eine Projektwoche unter dem Motto: „Hilfe, ich habe Angst“ veranstaltet. Jungen und Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund erzählen von ihrem Schulalltag.
„Wir haben Kinder, die morgens aufwachen und Angst haben, zur Schule zu gehen“, sagt Christine Jatzek vom Kinderschutzbund. Wenn sie nach Schulschluss zum Standort an der Prosperstraße kommen, begrüßt sie jede und jeden immer mit der selben Frage: „Wie war es in der Schule?“
Bottroper Mädchen wird wegen ihrer Herkunft gemobbt
Ihr Appell: „Wenn ihr was auf dem Herz habt, sprecht darüber.“ Manche wollen darüber reden, andere hüllen sich in Schweigen. Ein Junge berichtet in der Gesprächsrunde in Gegenwart von Katja Huber und Jens Kolke, beide Selbstbehauptungstrainer, von seinen Erlebnissen. In der fünften Klasse wurde er nach der Schule an der Bushaltestelle von ein paar Sechstklässlern gemobbt. Doch damit nicht genug. „Immer wenn der Bus kam, haben sie mich auf die Straße geschubst.“ Anschließend tat er das einzig Richtige. Er ging zu seinen Lehrern und schilderte den Vorfall. Die Sechstklässler mussten daraufhin die Schule verlassen.
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Das Schicksal eines Mädchens geht besonders emotional unter die Haut. Sie kommt als Flüchtling über die Balkanroute nach Deutschland und letztlich nach Bottrop. Der Anfang ist hart, sie muss die deutsche Sprache und eine neue und fremde Kultur erlernen. Das Mädchen hatte laut Jatzek „ganz große Probleme mit Mobbing“ und spricht von „schlimmen Dingen, die passiert sind“.
Aus psychischer Gewalt wird körperliche Gewalt
Vor allem wegen ihrer Herkunft wird sie von Jungs angefeindet. Jatzek kümmert sich um sie. Und wer Christine Jatzek jemals persönlich kennen gelernt hat, weiß, wie sehr sie sich für jedes einzelne Kind beim Kinderschutzbund einsetzt. „Ich habe immer versucht, sie zu stärken“, sagt sie.
Eines Tages eskaliert die Situation. Aus psychischer Gewalt wird körperliche Gewalt. Das Mädchen wird von Jungs auf die Straße gestoßen. Die Schülerin erhält Morddrohungen. Mittlerweile liegt die Geschichte ein paar Jahre zurück. Aber die Erinnerung ist noch frisch. In der Gesprächsrunde beginnt sie, über den Vorfall zu sprechen. Ihre Stimme klingt leise, sie wirkt schüchtern. Plötzlich bricht sie in Tränen aus und hält die Hände vor ihr Gesicht. Zu tief scheint noch immer der seelische Schmerz zu sitzen.
Kinder lernen, sich zu behaupten
Jatzek dazu: „Die Vorfälle belasten sie noch immer.“ Gemeinsam mit den Selbstbehauptungstrainern will sie den Kindern in der Projektwoche helfen, über Ängste und Sorgen zu sprechen. Das Ziel von Katja Huber und Jens Kolke in der Gesprächsrunde: Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstwert stärken.
Hierfür stellt Kolke eine Szene nach, wie sie vermutlich jeden Tag auf einem Schulhof vorkommen kann. Er schlüpft in die Rolle eines Jungen, der bewusst auf Streit aus ist. Einen Jungen aus der Runde hat er sich dafür ausgeguckt. Er wird beleidigt aufgrund seiner Kleidung und Schuhe, Kolke macht sich darüber lustig. Der Junge sagt kein Wort, lässt sich nicht provozieren. Kolke lobt ihn anschließend: „Du hast richtig reagiert, du bist ruhig geblieben. In der Ruhe liegt die Kraft.“ Alternativ hätte er sich laut Kolke auch einfach umdrehen und den Streitlustigen stehen lassen können.
Jungen und Mädchen sollen Selbstbewusstsein entwickeln
Das Ziel dieses Schauspiels: Die Jungen und Mädchen sollen die eigenen Gefühle und die Gefühle ihrer Mitmenschen erkennen und einordnen. Das Kind hat sich nicht auf die Beleidigungen eingelassen. Beide Trainer wollen den Kindern vermitteln, dass sie selbst der wichtigste Mensch in ihrem Leben sind. „Ist es wirklich wichtig, was andere Personen über euch denken?“, fragt Katja Huber in die Runde. „Nein, weil jeder eine eigene Meinung hat“, antwortet ein Mädchen.