Vor 40 Jahren wurde der Kinderschutzbund Bottrop gegründet. Angefangen als Kleiderkammer hat sich ein zweites Zuhause für viele Kinder entwickelt
„Wir haben hier schon Integrationsarbeit geleistet zu einem Zeitpunkt, als über das Thema noch gar nicht gesprochen wurde“, sagt Claudia Schmitz, die Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Bottrop. Gemeinsam mit ihrer Vorstandskollegin Jutta Pfingsten und der pädagogischen Leitung Christine Jatzek sowie vielen ehrenamtlichen Helfern kann sie nun das 40-jährige Bestehen des Vereins feiern. Und es ist durchaus beeindruckend, was sich aus der anfänglichen Kleiderkammer entwickelt hat.
Denn so habe es tatsächlich angefangen, sagt Christine Jatzek. Heute werden in dem kleinen Ladenlokal an der Prosperstraße jeden Tag rund 30 Kinder betreut. Gemeinsam machen sie Hausaufgaben, spielen, lernen und erhalten auch täglich eine warme Mahlzeit. Die Anfangszeiten kennen die drei Frauen, die heute die Verantwortung tragen, auch nur aus Erzählungen.
Anfangs keine regelmäßigen Angebote
„Die Kleidung wurde gesammelt, weiter verteilt, teils auch gegen kleines Geld und das wurde dann anfangs noch für die Kinderklinik im Marienhospital verwendet“, berichtet Christine Jatzek. Dazu kamen immer wieder Veranstaltungen und kleine Feste für Kinder – jedoch längst kein so regelmäßiges Angebot, wie es heute stattfindet.
Am jetzigen Standort Prosperstraße hat sich die Arbeit fast automatisch immer weiter in Richtung Integration verschoben. Im Umfeld lebten damals schon viele Familien mit Migrationshintergrund und da habe es sich eben so entwickelt, erinnert sich Christine Jatzek. So wie sich vieles entwickelt hat, weil die Verantwortlichen und die ehrenamtlichen Helfer einen Bedarf erkannt haben. Beispiel Mittagessen: „Die Kinder kamen direkt nach der Schule zu uns und haben hier Hausaufgaben gemacht. Vor Hunger konnten sie sich gar nicht konzentrieren.“ Anfangs habe sie noch mit Schokolade geholfen, eine Dauerlösung konnte das aber nicht sein. Und so entstand das Angebot des Mittagstisches.
Von den Angeboten des Kinderschutzbundes profitiert die ganz Familie
Aus diesen vielen einzelnen Bausteinen setzt sich das heutige Angebot des Kinderschutzbundes zusammen. Und davon profitieren eben längst nicht nur die Kinder sondern auch deren Familien. Einmal in der Woche etwa trifft sich die internationale Frauengruppe beim Kinderschutzbund. Denn es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: „Stärken wir die Eltern und insbesondere die Mütter, dann stärken wir die Kinder.“
Besonders stolz ist Christine Jatzek darauf, dass inzwischen sogar schon Kinder zum Kinderschutzbund kommen, deren Eltern auch schon als Kind da waren. „Da habe ich dann jemanden auf dem Schoß, dessen Eltern schon da gesessen haben“, sagt die Leiterin sichtlich gerührt. Das so viele Kinder das ehemalige Ladenlokal und die hinteren Räume als eine Art zweites Zuhaus angenommen haben, macht die Verantwortlichen stolz.
Stadt leistet einen Beitrag zur Finanzierung der Arbeit des Vereins
Doch auch bei der Stadt weiß man die Arbeit, die der Kinderschutzbund in einem nicht immer einfachen Umfeld leistet, zu schätzen. Daher finanziert sie die Einrichtung zu einem großen Teil. Claudia Schmitz: „Wir haben einen Rahmenvertrag mit dem Fachbereich Jugend und Schule, der stellt sicher, dass wir Miete und Personal bezahlen können.“ Trotzdem ist der Verein auf weitere Unterstützung und Spenden angewiesen. Diese Gelder fließen alle in die Arbeit mit den Kindern.
Ein Blick ins umfangreiche Jahresprogramm zeigt, dass der Kinderschutzbund seinen Schützlingen viel bietet. Projektwochen und Ferienprogramme gehören zum Angebot. Dabei geht es durchaus auch um ernste Themen. So stand eine Woche im September unter dem Motto „Gesichter der Armut.“ Und wenn Christine Jatzek den Bedarf sieht, wird eben auch kurzfristig noch etwas organisiert – so wie zuletzt aus aktuellem Anlass ein Projekt zum Thema Mobbing.
Pädagogische Leiterin wünscht sich am liebsten einen Anbau
Doch wie sehen die Verantwortlichen die Arbeit des Kinderschutzbundes in Zukunft? Der Schwerpunkt Integration bleibe wohl erhalten, so Claudia Schmitz. Aber wahrscheinlich werde es nicht einfacher, so die Einschätzung von Jutta Pfingsten. Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen seien durchaus zwischendurch auch beim Kinderschutzbund zu spüren, sagt sie mit Verweis auf den Konflikt zwischen Kurden und Türken.
Auch interessant
Und was wünscht sich die pädagogische Leitung zum Jubiläum? Christine Jatzek verweist auf die Enge in dem Domizil des Vereins. „Ein Raum mehr würde uns da schon helfen“, wohlwissend, dass so ein Anbau derzeit nicht realistisch ist. Aber hohe Ziele darf man sich ja setzen – und wer weiß, es wäre ja nicht das erste Mal, dass beim Kinderschutzbund ein Bedarf erkannt und Abhilfe geschaffen wird.
Angebote beim Kinderschutzbund
Die Räume des Kinderschutzbundes an der Prosperstraße 120 sind täglich von 12 bis 16 Uhr für die Kinder geöffnet. Vormittag treffen sich andere Gruppen in den Räumen, dienstags von 9 bis 11.30 Uhr beispielsweise die Mutter-Kind-Gruppe. Die Internationale Frauengruppe trifft sich immer mittwochs von 17 bis 20 Uhr.
Darüber hinaus bietet der Kinderschutzbund auch noch Sozialberatungen oder etwa Hilfe bei Behördengängen an.
Außerdem ist der Verein mit vernetzt im städtischen Angebot der frühen Hilfen und kann über seine Kontakte bei Bedarf auch weitere Hilfsangebote vermitteln – etwa in Fällen von Gewalt oder Missbrauch.