Bottrop. Bürger in Bottrop-Boy wollen das Grünland hinter und zwischen ihren Wohnungen retten - und demonstrierten im strömenden Regen gegen Vonovia.

Von ihrer Protestaktion gegen die Baupläne des Immobilienkonzerns Vonovia ließen sich die Boyer Anwohner selbst durch heftige Wolkenbrüche nicht abhalten. Dazu waren ihnen ihre Botschaften zu wichtig. Mit Schirmen und selbst ohne diese trotzten die Bottroper bei ihrem Treffen hinter den Mietshäusern an der Kraneburgstraße 73 und Nr. 75 dem strömenden Regen. Große Transparente mit Protestbotschaften waren in den Vorgärten ausgebreitet. Mit Pappschildern riefen die Bewohner zum Schutz des Grünlandes hinter und zwischen ihren Häusern auf. Auch auf einer Holztafel am Gartenzaun einige Häuser weiter war zu lesen: Stoppt den Bau-Irrsinn.

Zu Beginn ihrer Aktion protestierten die Bewohner noch dagegen, dass sie für den Neubau eines Vonovia-Mietshauses bis zum Ende des Jahres ihre Gärten räumen sollen. Inzwischen machen unter den Nachbarn auch Gerüchte die Runde, wonach das Wohnungsunternehmen auf der gegenüber liegenden Straßenseite außerdem Garagenhöfe bauen lassen wolle. Davon sei zumindest der Stadtverwaltung nichts bekannt, stellt SPD-Ratsherr Matthias Buschfeld klar. Er hatte sich für die Bürger in seinem Wahlkreis danach erkundigt und stellte fest, dass der Verwaltung außer für den Hausbau auch eine Voranfrage für den Bau von Kfz-Stellplätzen vorliege.

Bottroper wollen nicht noch ein Mietshaus an der Kraneburgstraße

Der Boyer SPD-Ratsherr kann verstehen, dass sich die Anwohner gegen die Hausbauabsichten wehren. „Wir sind hier ja nicht in einer Ecke, in der es wenige Wohnungen gibt, ganz im Gegenteil“, sagte Buschfeld. Es sei daher gar nicht notwendig, dass der Vonovia-Konzern noch ein weiteres Mietshaus ausgerechnet im Grünland hinter der Kraneburgstraße bauen wolle.

Rettet den Garten - Die Anwohner an der Kraneburgstraße 73 - 75 in Bottrop machen mit großen Transparenten auf ihren Protest gegen die Baupläne der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia aufmerksam.
Rettet den Garten - Die Anwohner an der Kraneburgstraße 73 - 75 in Bottrop machen mit großen Transparenten auf ihren Protest gegen die Baupläne der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia aufmerksam. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Es gebe dafür zwar noch keine Baugenehmigung, doch die Stadtverwaltung habe sich mit ihrer positiven Antwort auf die Bauvoranfrage des Unternehmens schon ziemlich festgelegt, meint er. Das hatte auch Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins den Bürgern mitgeteilt. „Ein positiver sogenannter Bauvorbescheid wurde bereits erteilt, d. h. die Bebauung ist grundsätzlich genehmigt“, heißt es in ihrem Schreiben an Anwohner. Die Stadt habe gar keinen Spielraum für eine Ablehnung des Bauvorhabens.

Bauen im Hinterland sollte vor Jahrzehnten verhindert werden

Stadt bestätigt Bauabsichten

Vonovia-Mitarbeiter hatten die Anwohner an der Kraneburgstraße in einem Schreiben dazu aufgefordert, bis zum Ende des Jahres ihre Gärten zu räumen. Das Gartenland werde als Arbeitsplatz für den Neubau eines Mietshauses gebraucht werde, heißt es.

Die Stadtverwaltung hat die Vonovia-Bauabsichten bestätigt. Die Einzelheiten seien noch in einem Baugenehmigungsverfahren zu klären, erläutert die Leiterin des Planungsamtes. Ein Bauantrag wurde noch nicht eingereicht.

DKP-Vertreter Manfred Plümpe will die Baupläne zum Thema in der Bezirksvertretung Süd machen. Er wirft der Verwaltung Versäumnisse vor und weist darauf hin, dass das Bauen im Hinterland der Kraneburgstraße eigentlich schon vor Jahrzehnten verhindert werden sollte. In den 1990er Jahren sei beschlossen worden, dies auch in einem Bebauungsplan festzuschreiben. Ältere Bewohner sind daher auch in dem festen Glauben, dass es so einen Bebauungsplan gebe. Die Verwaltung habe den damaligen Beschluss aus Sorge vor Rechtsstreitigkeiten jedoch ganz offensichtlich nicht umgesetzt. „Dieses Versäumnis müssen die Anwohner hier jetzt ausbaden“, meint der Bezirksvertreter.

Die Bewohner wollen sich jedoch weiter wehren. „Wir streben eine Sammelklage an“, sagte Sprecher Kai-Peter Süßmuth. „Wir sind zwar nur der sprichwörtliche kleine Mann, aber wir werden nicht nachlassen und für unsere Interessen kämpfen“, sagte der Bottroper. Daher wollen die Bürger weiter öffentlich gegen das Bauvorhaben protestieren und haben inzwischen auch eine Online-Petition gestartet, um mehr Unterstützung zu finden.