Bochum. Vonovia-Chef Rolf Buch sorgt sich um kleinere Vermieter. Energetische Sanierung sei „extrem teuer“, sagt er im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“.

Satte Gewinne sind in Unternehmen gemeinhin Anlass für Jubel. Immobilienriesen wie Vonovia oder LEG müssen sich in Corona-Zeiten zu ihren Ausschüttungen an die Aktionäre aber unangenehme Fragen gefallen lassen. Im WAZ-Podcast „Die Wirtschaftsreporter“ erklärte Vonovia-Chef Rolf Buch, wie die Gewinne seines Bochumer Dax-Konzerns nicht nur in die Dividende, sondern auch in den Klimaschutz fließen.

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1,35 Milliarden Euro Gewinn hatte Vonovia im vergangenen Jahr eingefahren. Das waren 10,6 Prozent mehr als 2019. Nicht nur Mieterschützer fordern, dass die Rendite zur Senkung der Mieten genutzt wird. Auch die Grünen-Landeschefin Mona Neubaur gab Rolf Buch beim WAZ-Podcast eine Frage mit auf den Weg, die in eine ähnliche Richtung geht: Wie kann Wohnraum bezahlbar bleiben?

Buch: Nehmen unsere soziale Verantwortung ernst

Der Vonovia-Chef ist auf Fragen dieser Art gut vorbereitet. „Wir nehmen unsere soziale Verantwortung sehr ernst“, sagt er und verweist auf die „moderate Mietenpolitik“ seines Unternehmens mit Steigerungsraten „unter der Inflationsrate“. Neuvertragsmieten lägen um zehn bis 15 Prozent unter dem Marktniveau. Neben der sozialen bekenne sich Vonovia aber auch zu der ökologischen Verantwortung.

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„Die Bekämpfung des Klimawandels ist ohne Erfolge im Gebäudebereich nicht möglich“, betont Buch. Die Erneuerung von Fassaden, Dächern, Fenstern und Heizungen sei aber „extrem teuer“. Und da ist der Vorstandsvorsitzende wieder bei seinen Aktionären, bei denen er mehr Geld über eine Kapitalerhöhung eingesammelt habe, als diese über ihre Vonovia-Dividende eingenommen hätten. Mit dem Geld will Buch auch seine mehr als 400.000 Wohnungen in Deutschland klimafreundlicher machen und selbst über Mieterstrom-Modelle erneuerbare Energie erzeugen.

Investitionen höher als Mieteinnahmen

Mit Aktionären wie Black Rock, dem Norwegischen Staatsfonds und Rentenfonds im Rücken verfüge Vonovia über eine ausreichend große Kapitaldecke. Ohne Zufluss der Gesellschafter sei die Klimawende im Unternehmen aber nicht stemmbar. „Wir investieren mehr als wir mit dem Vermietungsgeschäft verdienen“, so Buch. Dabei sei Marktführer Vonovia noch in einer günstigen Position. „Als großes Unternehmen mit vielen eigenen Ingenieuren und einer eigenen Planungsabteilung können wir uns diese Investitionen leisten“, sagt Buch. „Ich mache mir große Sorgen, wie kleine Vermieter das hinbekommen können. Ich als Privatmann würde es nicht können.“

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Trotzdem müsse das gesamte Land noch viel mehr Tempo aufnehmen, um bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. „Wenn Deutschland die Modernisierungsrate von Vonovia hätte, nämlich drei Prozent der Wohnungen pro Jahr, hätten wir kein Problem“, meint Buch. „Wir sind im Bund aber leider nur bei einem Prozent. Deutschland muss sich mindestens verdoppeln.“

Vonovia setzt auf Dämmung und eigene Energie

Da Dämmung und neue Heizungen nicht ausreichen werden, um das Wohnen klimaneutral zu machen, testet Vonovia gerade in Bochum-Weitmar unterschiedliche Technologien wie Brennstoffzellen, Wasserstoff, Erdwärme und Solar, um in Siedlungen selbst Energie zu erzeugen. Buch bietet an, die Forschungsergebnisse am Ende Wettbewerbern zur Verfügung zu stellen.

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Klimaschutz beschäftigt Rolf Buch auch in seinem Ehrenamt: Seit Januar ist er Moderator des Wirtschaftsbündnisses Initiativkreis Ruhr, das sich seit jeher für Verbesserungen der Infrastruktur im Ruhrgebiet einsetzt. Buch sieht vor allem bei Bus und Bahn Nachholbedarf. In Bochum hat er den Vonovia-Parkplatz erweitert, weil Mitarbeiter Schwierigkeiten haben, mit dem öffentlichen Nahverkehr ins Büro zu gelangen.

Um das löchrige Liniennetz zu beschreiben, nennt der 55-Jährige ein Beispiel aus eigener Anschauung: „Um von Essen-Kettwig, wo ich aufgewachsen bin, nach Bochum-Stiepel, wo ich heute wohne, zu kommen, ist die Weiße Flotte das beste Verkehrsmittel.“

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