Bottrop/Essen. Ein Mann begeht serienweise Überfälle. Jetzt ist auch ein mutmaßlicher Helfer aus Bottrop verurteilt worden. Im Gefängnis kennt er sich schon aus

Kaum war das Urteil gesprochen, da sackte der Angeklagte in sich zusammen. Sechseinhalb Jahre Haft – damit hatte der 22-Jährige aus Bottrop nicht gerechnet. Rund anderthalb Jahre ist es her, dass er einen Bekannten bei einer Serie von Überfällen auf Spielhallen und Tankstellen in Bottrop, Essen und Oberhausen geholfen haben soll. Die Beute war eher klein. Laut Urteil soll der Angeklagte gerade mal 800 Euro erhalten haben.

Überfallserie in Bottrop, Essen und Oberhausen: Täter gerade entlassen

Der Bottroper war gerade erst aus der Haft entlassen worden, als er auch schon wieder losgelegt haben soll. Die Richter am Essener Landgericht haben keinen Zweifel, dass er den eigentlichen Täter zu den Tatorten gefahren und später auch eine Schreckschusspistole organisiert hat. Er selbst hatte das bis zuletzt bestritten.

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„Ich habe drei Jahre hinter Gittern gesessen, aber ich habe daraus gelernt“, hatte der 22-Jährige den Richtern kurz vor der Urteilsverkündung noch einmal gesagt. „Warum soll ich meine Freiheit riskieren – für so wenig Geld.“ Er sei nach seiner Entlassung keinesfalls wieder kriminell geworden. Seine angebliche Beteiligung an den Überfällen sei frei erfunden. „So etwas würde ich nie tun.“

Bottroper Täter benennt Alibi-Zeugen

Der Bottroper hatte sogar zwei vermeintliche Alibi-Zeugen benannt, die vor Gericht ausgesagt haben. Genaue Angaben zu den Tattagen konnten sie aufgrund des langen Zeitablaufs aber nicht mehr machen.

Der eigentliche Haupttäter war schon in einem früheren Prozess zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Im Verlaufe der damaligen Verhandlung hatte er erstmals von einem Helfer gesprochen. Sein Kokaindealer habe ihn bei den Taten unterstützt, so seine Angaben. Den Namen kenne er aber nicht genau. Rund einen Monat später hatte die Kripo den jetzt angeklagten 22-Jährigen ermittelt.

Sieben Überfälle in zwei Wochen, unter anderem im Fuhlenbrock

Sieben Überfälle in knapp zwei Wochen im März 2020: Die Überfälle fanden in rasantem Tempo statt. In Bottrop wurde unter anderem die Tankstelle „Im Fuhlenbrock“ angesteuert. Bei einem anderen Raubzug war der 22-Jährige mit einem angemieteten weißen Mercedes AMG sogar zeitgleich in eine Verkehrskontrolle geraten.

Damals stand er natürlich noch nicht unter Verdacht. Für die Richter war es trotzdem ein weiteres Indiz für seine Beteiligung. „Wie viele Zufälle soll es denn noch geben“, so Richter Martin Hahnemann. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.