Bottrop. Rund 40 Prozent der Corona-Neuinfektionen in Bottrop gehen auf Schüler zurück, 64 Schulklassen sind betroffen. Was das mit Familien macht.

Bottrop zählt zu den Städten mit der höchsten Corona-Wocheninzidenz im Ruhrgebiet, am Dienstag lag der Wert bei 154,2. In der Altersgruppe der Zehn- bis 19-Jährigen liegt die Inzidenz mit Meldedatum 30. August sogar über 500. Auch bei den Grundschülern, den Fünf- bis Neunjährigen, steigt der Wochenwert weiter an, mittlerweile auf fast 340 (in der Grafik sind die Werte nach Zehner-Altersgruppen zu sehen). 72 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 19 Jahren haben sich in den vergangenen sieben Tagen angesteckt, das sind rund 40 Prozent der Gesamtinfektionen.

Bottroper Gesundheitsamt kann genaue Zahl der infizierten Schüler nicht nennen

Für die Corona-Lage an den Schulen bedeutet das laut Stadt-Pressestelle: „Insgesamt sind 64 Klassen an 18 Schulen im Stadtgebiet betroffen. Davon sind zehn Grundschulen und acht weiterführende Schulen.“ Jedoch: „Eine genaue Anzahl an Schülerinnen und Schülern, die positiv getestet sind oder sich in Quarantäne befinden, kann das Gesundheitsamt aktuell nicht nennen.“

Was macht diese Entwicklung mit Familien? Gunnar Ruppert aus Feldhausen hat zwei Kinder. Sohn Erik (13) hat gerade seine zweite Impfung gegen Corona bekommen. Für Tochter Emilia (10) ist noch kein Impfstoff zugelassen. Dennoch ist er „eigentlich noch relativ unbesorgt“. Schwere Krankheitsverläufe, Todesfälle gar seien bei Kindern schließlich selten. Allerdings: „Was ich nicht einschätzen kann, ist das Long-Covid-Syndrom, das auch bei Kindern eine Rolle spielen soll.“

Gunnar Ruppert mit Sohn Erik (13), der beim Familientag im Impfzentrum Bottrop seine zweite Dosis Vakzin bekam. Seine jüngere Schwester kann sich noch nicht immunisieren lassen, sie ist erst zehn.
Gunnar Ruppert mit Sohn Erik (13), der beim Familientag im Impfzentrum Bottrop seine zweite Dosis Vakzin bekam. Seine jüngere Schwester kann sich noch nicht immunisieren lassen, sie ist erst zehn. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bottroper: Kinder müssen zur Schule gehen – Homeschooling ist keine Alternative

Doch welche Wahl habe man als Familie, um den Nachwuchs zu schützen? Stichwort Lebensrisiko: „Ein Kind muss zur Schule gehen und groß werden.“ Homeschooling, wie bisher praktiziert, sei jedenfalls keine dauerhafte Lösung; und auch Freizeitangebote wie Sport im Freien befürwortet er für seine Kinder aktuell. Die Bewegung und der soziale Aspekt seien einfach wichtig, stellt er fest.

Stellt sich die Frage: Könnte mehr getan werden, um die Schülerinnen und Schüler vor einer möglichen Ansteckung zu schützen? Ruppert fällt da vor allem das Thema Luftfilter ein, über das die Verwaltung ja noch nicht abschließend entschieden hat. „Ich frage mich schon, was daran so schwer sein kann, Luftfilter in die Klassenräume zu stellen.“ Um das Risiko weiter zu minimieren und auch im Winter dafür sorgen zu können, dass die Fenster häufiger geschlossen bleiben können.

Bottroper: Alle nicht Geimpften werden sich infizieren

Die regelmäßigen Testungen in der Schule nennt der Feldhausener „besser als nichts“. Grundsätzlich geht er aber davon aus, dass alle nicht Geimpften sich infizieren werden. Deshalb hält er Impfungen – auch wenn nicht alle Folgen schon abschätzbar seien – für richtig. „Ich halte das Risiko einer Impfung für noch mal niedriger als bei einer Erkrankung.“

Aussagen wie die, dass die Jüngeren in dieser Phase der Corona-Pandemie im Stich gelassen würden, hält er für überspitzt: „Jeder tut sein Möglichstes, um aus der Situation das Beste herauszuholen.“

Bottroperin: Auch mit Impfung können die Kinder nicht geschützt werden

Auch Freunde der Bottroper WAZ-Facebook-Seite äußern sich zu dem Thema. Eine Nutzerin meint mit Blick auf die Kinder: „Auch mit Impfung kann diese Gruppe nicht geschützt werden. Anstecken kann man sich trotzdem noch, und auch als geimpfte Person kann man das Virus weiter verbreiten. Deswegen frage ich mich ernsthaft, wer momentan gefährlicher ist für die Kinder, die Geimpften, die momentan einen Freifahrtschein für alles haben, oder die nicht Geimpften, die sich theoretisch regelmäßig testen lassen müssen.“

Sie betont: „Wir halten Distanz, waschen und desinfizieren regelmäßig die Hände und meiden Menschen mit Symptomen und das Ganze schon vor Corona. Und je mehr die Regierung versucht, uns zum Impfen zu drängen, desto sicherer bin ich in meiner Entscheidung, mich nicht impfen zu lassen!“

Ein anderer Nutzer fragt nach der Alternative zum Immunisieren: „Früher oder später werden alle, die nicht geimpft sind, infiziert.“