Bottrop. Kreuzweg und Ibarrolas Totems: Der Regionalverband Ruhrgebiet wird 2023 neuer Besitzer - und macht sich viele Gedanken über das Amphitheater.

Die Bottroper Halde Haniel wechselt den Besitzer. Anfang 2023 wird der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) das RAG-Bauwerk am Bergwerk Prosper-Haniel übernehmen. "Das ist ein guter Tag für die Menschen, die hier leben", ordnet RAG-Vorstandsvorsitzender Peter Schrimpf das Geschäft mit dem RVR ein. Denn durch den verkauf der Halde bleibt auch nach dem Bergbau-Ende in Bottrop ein riesiges Freizeitgebiet für Jahrzehnte erhalten. Für den künftigen Besitzer unterstreicht auch RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel: "Die Menschen lieben die Halde".

"Das Amphitheater, die Stelen von Ibarrola, der Kreuzweg", zählt RAG-Vorstand Schrimpf die jetzigen Attraktionen der Halde am Rand des Köllnischen Waldes auf. "Das ist ein bedeutendes Landschaftsbauwerk", betont er während der offiziellen Verkündung des Besitzerwechsels auf dem Plateau der Halde. Fast drei Jahre lang haben RVR und RAG über die Übernahme verhandelt. Der Bottroper Berge-Berg ist eine von insgesamt 20 Halden, die der RVR demnächst übernimmt.

RVR sichert Fortbestand der Halde für den Tourismus

"Wir sind sehr froh, die Halden in die guten Hände des RVR geben zu können", erklärte der RAG-Vorstand. Dem Konzern gehe es nach der Schließung des letzten deutschen Steinkohlenbergwerk Prosper-Haniel Ende 2018 in Bottrop nun vor allem um die Revitalisierung der Bergbauflächen. Ziel sei es, neue Arbeitsplätze zu schaffen, aber auch das Ruhrgebiet attraktiver zu machen. "Dazu gehören natürlich auch unsere Halden", erklärte Schrimpf. Die nächsten 20 Jahre werde sich die RAG noch einen Teil der Kosten für die Pflege der Bauwerke übernehmen, erklärte Finanzvorstand Michael Kalthoff.

Darum wird sich dann der Regionalverband mit seinem Knowhow kümmern. "Wir sagen gern scherzhaft: Unsere Halden sind die Alpen des Ruhrgebietes", sagte RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel. Landschaftsbauwerke wie die Halde Haniel hätten sich zweifelsohne zu Identifikationspunkten im Ruhrgebiet entwickelt. Dabei seien sie weit mehr als schmückendes Beiwerk, unterstreicht RVR-Umweltdezernentin Nina Frense. Sie sieht die Halden einerseits als Bausteine einer künftig klimaschonenden Region, doch der RVR will mit ihnen über die Menschen im Ruhrgebiet hinaus auch Touristen ansprechen.

Gedanken über die Berg-Arena

Als Zeitzeugen des Bergbaus hätten viele Halden heute einen eher nostalgischen Charakter. "Wir möchten die Halden zu Orten entwickeln, wo man zum Beispiel Drachen fliegen lassen oder Mountainbike fahren kann", sagte Nina Frense. Der Regionalverband arbeite für seine Haldenlandschaft auch an einem Erscheinungsbild mit Wiedererkennungswert. So sollen an den künftig ähnlich gestalteten Eingängen zum Beispiel Ladestationen für E-Bikes installiert werden.

Gerade die Halde Haniel in Bottrop besitzt für Planungsbüros, die der RVR schon vor dem Übernahmegeschäft mit der RAG beauftragt hatte, ein großes Potenzial für intensiven Tourismus. So steht es in einer Übersicht, die die Zukunftsperspektiven der einzelnen Halden auflistet. Dabei könnten das touristische Angebot der Bottroper Halde womöglich sogar erweitert werden, zumindest aber die vorhandenen Attraktionen bestehen bleiben. So sagte die RVR-Beigeordnete: "Wir werden uns gemeinsam mit der Stadt auch über die zukünftige Nutzung des Amphitheaters viele Gedanken machen".

Nutzung erneuerbarer Energien

>>> Der Regionalverband Ruhrgebiet ist bisher Eigentümer von 37 Bergehalden. Jetzt kommen weitere 20 hinzu. Es wird aber bis zu 15 Jahre dauern, bis der RVR die letzte dieser 20 neuen Halden in Besitz nehmen wird.

Der RVR prüft auch, ob die Halden als Standorte für Windkrafträder oder Fotovoltaik-Anlagen zur Nutzung von Sonnenenergie in Frage kommen.