Essen. . Kein Fisch, kein Fleisch, keine Milch, keinen Honig. Veganer verzichten auf tierische Produkte jeglicher Art – also auch auf Wolle, Leder oder auf an Tieren getestete Zahnpasta. Im Alltag ist das nicht immer ganz einfach, wie ein zweiwöchiger Selbstversuch zeigt.
Es sind vor allem die Zustände in der Massentierhaltung, die sie motivieren. Tiere haben ein Recht auf Leben, und zwar auf ein Leben, wie es die Natur für sie vorgesehen hat, sagen Veganer und verzichten deshalb auf tierische Produkte. Kuhmilch ist fürs Kälbchen da, nicht für uns. 0,1 Prozent der Bevölkerung leben laut einer Studie des Landwirtschaftsministeriums vegan. Mal eben so auf alles Tierische verzichten? Gar nicht so einfach, wie der Selbstversuch zeigt.
Aller Anfang . . .
. . . ist schwer. Gähnende Leere im Kühlschrank. Eier, Milch, die leckere Chorizo und der Allgäuer Hirtenkäse – alles weg. Nicht mal der Honig darf bleiben, denn für dessen Produktion wurden Bienen ausgebeutet, wie der vegane Ratgeber im Internet erklärt.
Der erste Einkauf . . .
. . . dauert ewig lang. Denn nicht bei allen Produkten ist die tierische Herkunft so leicht auszumachen wie bei der Fleischwurst. Selbst Vollkorn-Nudeln können Ei enthalten. In der Margarine ist Molke, im Müsli Honig. Die Liste der vermeintlich veganen Lebensmittel wird kürzer – der Hunger wächst. Aus der Not gibt’s Kartoffeln. Ohne alles.
Am nächsten Tag: Einkauf im 14 Kilometer entfernten Bio-Markt. Veganes Brot, Margarine, Marmelade, ein bisschen unbehandeltes Obst und Gemüse: 20 Euro. Puh!
Gelüste . . .
. . . kommen und bleiben. Es muss ja nicht das Käse-Schinken-Omelett sein, ein Klacks Joghurt fürs vegane Dinkel-Müsli würde reichen für ein bisschen Abwechslung im Soja-Alltag.
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Schock . . .
. . . schwere Not! Tierische Zutaten, wohin das Auge blickt: Brezel (Schmalz), Vollkornbrot (honighaltiges Teiglockerungsmittel), Sauerkraut (zugesetzte Milchsäure). Ratlosigkeit macht sich breit. Alkohol ist bekanntlich nie eine Lösung, unter Veganern schon gar nicht: Trotz deutschem Reinheitsgebot könne Bier nach dem Filtern unvegan werden, warnt die Internet-Gemeinde. Schuld sei eine aus Fisch gewonnene Gelatine.
Wer schön sein will . ..
. . . sollte trotzdem auf Kosmetik verzichten. Schönheitsschlaf ist erlaubt – aber bitte nicht im Daunenbett. Auch bei der täglichen Toilette ist auf Tierfreundlichkeit zu achten: Shampoo, Zahnpasta, Deo – nichts darf an Tieren getestet worden sein. Ganz schlimm: die neuen Lederschuhe. Todschick. Und genau da liegt das Problem.
Kleine Sünden . . .
. . . bestraft das schlechte Gewissen sofort. Aber was musste der Schoko-Osterhase auch so hämisch über den Rote-Beete-Brei grinsen?
Auf die Waage . . .
. . . sollten sich zwei Wochen Fast-Verzicht doch wohl auswirken. Tun sie auch – leider in die falsche Richtung. Was bleibt denn auf dem Teller, wenn einem die Erfahrung fehlt, aus veganen Zutaten einen Festschmaus zu zaubern? Kartoffeln, Reis, trockene Brötchen, Gemüse, Salat und Obst. Ein Mal gab’s vegane Frikadelle, Geschmacksrichtung: gepresste Sägespäne mit Salz. Und dafür ein Plus von zwei Kilo? Unverschämt!
Am Ende . . .
. . . des Experiments gab’s Sonntagsbraten. Und die Erkenntnis: Vegan geht nicht einfach so. Doch selbst wenn alle Grundnahrungsmittel ausgetauscht sind, der Haushalt angepasst ist: Ein Leben komplett ohne tierische Produkte? Nie wieder Eisdiele im Sommer? Nie wieder Wollpullis im Winter? Undenkbar.