Bottrop. 2019 haben sich Stadt Bottrop, Land und RVR auf einen Kompromiss bei der Streckenführung geeinigt. Darum ist seither nicht viel passiert.

Die schnelle Radverbindung von Gladbeck über Bottrop nach Essen, sie soll über die alte RAG-Zechenbahntrasse im Bottroper Süden laufen. Auf diesen Kompromiss hatten sich die beteiligten Städte und der RVR Anfang 2019 geeinigt. Zuvor hatte der RVR einen Radschnellweg entlang der Gladbecker- und Friedrich-Ebert-Straße mit Anbindung an die Bottroper City favorisiert. Die Mehrheit der Bottroper Politik befürchtete jedoch massive Nachteile für anliegende Geschäfte und Anwohner, weil Parkplätze und Fahrstreifen weggefallen wären. Entsprechend sperrten sie sich gegen diesen Plan.

Fast zwei Jahre ist es nun her, dass stattdessen dieser Kompromiss gefunden wurde. Seither hat man das Gefühl, dass das Projekt etwas in den Hintergrund gerückt ist - zumindest von Bottroper Seite. Politische Beratungen in den Gremien dazu fanden nicht statt, konkretere Pläne wurden auch noch nicht vorgestellt.

Gespräche zwischen Stadt Bottrop und Verkehrsministerium

Tatsächlich gibt es noch Fragen, die geklärt werden müssen, bevor die eigentliche Planungsarbeit beginnen kann und bevor auch die entsprechenden Fördermittel beantragt werden könnten, sagt Planungsdezernent Klaus Müller. Denn bisher ist die ehemalige Bahntrasse noch nicht in öffentlichen Hand. Heißt: Sie gehört bisher weder der Stadt, dem RVR oder einem anderen öffentlichen Träger.

Es habe im vergangenen Jahr Gespräche mit dem Verkehrsministerium gegeben, um abzuklären, wie die Radvorrangroute durch Bottrop förderfähig wäre. Denn auch das ist Teil des Kompromisses. Durch Bottrop wird es keinen Radschnellweg geben sondern lediglich eine Radvorrangroute. Bei denen ist das Ausbaustandard nicht ganz so hoch, verglichen mit den Schnellwegen. Dafür ist aber die Förderquote nicht so hoch. So würde bei Radschnellwegen bereits die Planung gefördert, sagt Müller. Das gelte bei den Vorrangrouten jedoch nicht.

Überlegungen, ob der RVR die Trasse von der RAG erwirbt

Heißt also das sind Kosten, die die Stadt komplett tragen muss und die entsprechend auch im Haushalt vorgesehen sein müssten. "Wir hoffen, dass wir in der Haushaltberatung für 2022 die entsprechenden Mittel einplanen können", sagt Müller.

In diesem Jahr nun gehe es darum, Klarheit zu schaffen, wie es mit dem Grunderwerb funktioniere. Dazu seien noch Gespräche nötig zwischen Stadt, RVR und RAG. "Es gibt beispielsweise die Überlegung, ob nicht der RVR die Trasse von der RAG erwirbt", so Müller. Dabei müsste auch geklärt werden, ob eine Trägerschaft der Trasse durch den RVR denkbar ist.

Denkbar sind auch Planung und Bau in Abschnitten

Gut möglich auch, dass man bei Planung und Bau die Trasse auf Bottroper Gebiet in verschiedene sinnvolle Abschnitte einteilt und sie Schritt für Schritt ausbaut. Das könnte die Chancen auf Fördergelder erhöhen, schließlich ist so ein Fördertopf nicht unendlich gefüllt und der Bau mehrere kleiner Abschnitte über einen längeren Zeitraum sei womöglich leichter zu fördern. Auch darum sei es in den Gesprächen mit dem Ministerium gegangen, sagt Müller. Doch all das seien nur Überlegungen.

Gleichwohl weiß Klaus Müller, dass die Nachbarstadt Gladbeck viel stärker auf den Ausbau drängt. Da hinke Bottrop wohl hinterher, räumt Müller ein, verweist aber auch auf Unterschiede zwischen den Städten. So sei der Trassenverlauf in der Nachbarstadt von Anfang an unstrittig gewesen, dazu sei der Gladbecker Abschnitt auch kürzer als der Bottroper. Dazu komme die Besonderheit, dass der Radschnellweg in Gladbeck ja Teil des Kompromisses zum Ausbau der A 52 war.

Stadt Gladbeck hat großes Interesse, die Planung voranzutreiben

Tatsächlich habe die Stadt Gladbeck großes Interesse daran, die Planung des Radschnellwegs voranzutreiben, erklärt Stadtsprecherin Christiane Schmidt. Derzeit lauf die Abstimmung mit dem Landesbetrieb Straßen NRW über eine entsprechende Planungsvereinbarung. "Die wird sich ausschließlich auf den Gladbecker Abschnitt von der Talstraße bis zur Bottroper Straße beziehen." Der Bottroper Abschnitt sei also kein Bestandteil der Verhandlungen. Allerdings gilt auch für Gladbeck: "Damit befindet sich der gesamte Prozess in einer sehr frühen Phase noch vor Beginn der eigentlichen Planung."

Zuletzt hatte sich der Gladbecker Landtagsabgeordnete Michael Hübner (SPD) zu Wort gemeldet und auf den Ausbau der Route gedrängt. In einem Schreiben an NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst vom November listet er nun einige Fragen auch. Darunter auch die, ob es sinnvoll sein könne, die Strecke für Planung und Bau in Abschnitte aufzuteilen. Außerdem will der Abgeordnete wissen, ob der Fördertopf für Radvorrangrouten erhöht werde - um die Summe, die eigentlich für die Förderung des Radschnellwegs aufd Bottroper Gebiet vorgesehen gewesen wäre. Dazu will Hübner wissen, welche Schritte für den Ausbau des Radschnellwegs auf Gladbecker sowie Essener und der RAG-Trasse auf Bottroper Stadtgebiet seitens des Ministeriums bereits in die Wege geleitet wurden und was noch folgt.

<<<Info - Emschergenossenschaft>>>

Der Kompromiss zum Radschnellweg in Bottrop sieht nicht nur die eine Vorrangroute über die RAG-Trasse vor. Eine zweite Vorrangroute soll Innenstadt und RAG-Trasse verbinden. Dabei favorisieren die Planer im Rathaus den Ausbau der schon bestehenden Trasse entlang dem Kirchschemmsbach.

Der Weg gehört der Emschergenossenschaft und mit der habe es lose Gespräche über einen Ausbau gegeben, sagt Müller. So müsste die Strecke unter anderem asphaltiert werden, das ist Vorgabe für die Vorrangrouten. Dazu passt, dass die Emschergenossenschaft nun auch das letzte Stück ihres Weges, von der Gladbecker zur Hans-Sachs-Straße öffnet.