Bottrop/Gladbeck. . Die Emschergenossenschaft eröffnet offiziell den City-Trail. Der neue Radweg schließt Lücken im Radwegenetz und verbindet Bottrop und Gladbeck. Eine Tour von Bottrop nach Gladbeck auf zwei Rädern.

Einfach rollen lassen. Wildes Trampeln und Treten sind zumindest auf den ersten Metern der Strecke vollkommen überflüssig. Schließlich ist die Kirchhellener Straße abschüssig genug. Los geht’s am Bottroper Rathaus, Ziel ist das Gladbecker Rathaus. Dazwischen liegen 9,7 Kilometer. Eine Strecke durch schöne Wohngebiete und grüne Ecken der Stadt. Die Rede ist vom „City-Trail“, der neuen Radverbindung zwischen Bottrop und Gladbeck.

Entlang des Kirchschemmsbachs und der Boye ist eine neue Städteverbindung entstanden. Natur pur, wo früher die „Köttelbecke“ floss. Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler, Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland und Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft haben den Weg nun offiziell eingeweiht. Kleine blau-weiße Zusatzschilder mit der Aufschrift „City-Trail“ weisen der Radlergruppe den Weg.

Vom Wirtschafts- zum Radweg

Vom Rathaus in Bottrop geht es über Randebrock - und Overbeckstraße zur Gladbecker Straße. Die muss überquert werden und dann vergisst man schnell, dass man mitten im Ruhrgebiet ist. Dass der Kirchschemmsbach, der sich zunächst links, später rechts neben dem Radweg daher schlängelt bis vor wenigen Jahren noch ein offener Abwasserkanal war, dem empfindliche Nasen besser nicht zu nahe gekommen sind? Das fällt nicht auf. Die Abwässer fließen unterirdisch, nur Kanaldeckel erinnern an das dicke Abwasserrohr, das unterhalb der Strecke verbuddelt wurde. Stattdessen ist aus dem ehemaligen Wirtschaftsweg der Emschergenossenschaft ein schön ausgebauter Radweg geworden – mit beachtlichem Verkehrsaufkommen. Andere Radfahrer sind unterwegs, dazu Spaziergänger, Jogger und Hundebesitzer. Rücksicht ist angesagt.

Bis zur Industriestraße führt der Weg und bietet interessante Einblicke. Denn was von vorne jeder auf den ersten Blick erkennt, bietet von hinten überraschende Perspektiven. Pferdekoppeln, große grüne Gärten – von der Straße oft nicht einsehbar. Zwischendurch ist klar erkennbar: Die Natur ist dabei, sich das Boye-System zurück zu erobern. Im renaturierten Kirchschemmsbach planschen Enten und ein Reiher lauert auf Beute.

An der Boye müffelt es noch ein wenig

Hinter der Industriestraße wird es dann doch etwas anders. Hier fließt von Bottrop aus der Kirchschemmsbach in die Boye, von Gladbeck kommt der Haarbach und endet ebenfalls in der Boye – die hier auch die Stadtgrenze bildet. Hier ist auch knapp die Hälfte der Strecke geschafft. Zugegeben, hier wird es kurzzeitig unappetitlich, denn die Boye ist noch nicht wieder renaturiert worden. Es müffelt also noch ein wenig. Aber auch da ist Abhilfe in Sicht, bis 2020 soll auch hier nichts mehr an das stinkende Abwasser erinnern. Und besonders lang ist die Etappe entlang der Boye auch nicht. Es geht vorbei am Pumpwerk Ellinghorst, weiter entlang des Haarbachs unter der Autobahn durch. Dann folgt ein Schlenker durch die Siedlung in Ellinghorst und auch hier wieder – faszinierende Einblicke von der Rückseite. Neu gestaltetete Natur, die angenommen wird, klar zu erkennen an den vielen Gartentoren, die entlang des Radwegs zu finden sind. Zum ehemaligen Abwasserkanal hätte sich wohl niemand eigens eine Pforte in den Zaun gebaut.

Rechter Hand liegt nun die Halde Ellinghorst. Ein Naturschutzgebiet. „Wahnsinn, wenn man sich überlegt, was so eine Halde eigentlich ursprünglich war. Uns jetzt ist es ein Naturschutzgebiet“, sagt Martin Froning, Projektleiter bei der Emschergenossenschaft. Er erklärt auch, wie der City-Trail zustande kam. Letztlich sei es vor allem ein Lückenschluss zwischen bestehenden Radwegen. „Wir versuchen, unsere Wirtschaftswege dafür zu nutzen“, erklärt er. Dann heißt es kurz stoppen – die Zivilisation ist wieder in Sicht. Es muss mal wieder eine Straße überquert werden. Als die Hürde Beisenstraße genommen ist, geht es vorbei am Motel Van der Valk in Richtung Wittringen. Die letzten Kilometer führen durch den Gladbecker Stadtwald. Ein Glück, die Marathonstrecke rund um Wittringen ist auch für Fahrräder geöffnet. Bis zur Gildenstraße geht es durch den Wald – nebenan fließt mal wieder Wasser. Auch hier hatte die Emschergenossenschaft ihre Finger im Spiel, auch der Wittringer Mühlenbach wurde aufwendig renaturiert. Über Dorfheide und Jovyplatz ist dann langsames Ausrollen in Richtung Innenstadt angesagt. Am Gladbecker Rathaus ist die Tour nach einer guten Stunde beendet.