Bottrop. . Land akzeptiert Bottroper Bedenken. Im Bereich Gladbecker Straße soll nun eine Vorrangroute entstehen, gern am Kirchschemmsbach. RAG-Trasse kommt

Keinen Radschnellweg aber dafür aller Voraussicht nach zwei Radvorrangrouten. So lässt sich das Ergebnis des Gesprächs im Verkehrsministerium zusammenfassen, an dem Vertreter der Städte Bottrop, Gladbeck und Essen sowie des RVR teilgenommen haben. Und aus Bottroper Sicht sei das Ergebnis positiv, sagt Baudezernent Klaus Müller. Die ursprünglich angedachte 3,50 Meter breite Trasse entlang der Gladbecker Straße ist vom Tisch. Auch die Nachbarstädte hätten Verständnis für die Bedenken geäußert, dankt Müller.

© Helge Hoffmann

In Gladbeck und Essen soll der Radschnellweg wie geplant gebaut werden. In Bottrop soll stattdessen eine Vorrangroute für Radfahrer von der Stadgrenze Gladbeck bis zur Innenstadt führen. Der genaue Verlauf ist noch unklar, die Stadt sucht rund um die Gladbecker Straße nach einer Trasse.

Weg als Alternative

Damit kommt wieder die Strecke am Kirchschemmsbach ins Spiel. Die war für einen Radschnellweg zu schmal. Nun aber wird der bestehende Weg wieder zu einer Alternative. Müller macht keinen Hehl daraus, dass diese Strecke sein Favorit ist. „Dann müssen wir sehen, wie wir vom Prosperpark in die City kommen.“

Eigentümer des Weges ist die Emschergenossenschaft. Mit der werde man reden. Denn der Weg müsste umgebaut werden. Eine Radvorrangroute so Müller, sei 2,50 bis 3 Meter breit und asphaltiert. Anders als etwa beim Radschnellweg müsse aber die Trennung zwischen Radfahrer und Fußgänger nicht so strikt sein, zählt er Unterschiede zwischen Vorrangroute und Radschnellweg auf.

Eigentümer Emschergenossenschaft

„So ist die Chance größer, eine Trasse zu finden, die ins Stadtgefüge passt“, ist sich Müller sicher. Schließlich muss noch die Route gefunden werden, um den neuen Weg jenseits der Innenstadt an den Radschnellweg anzuschließen, der nach Essen führt. Der soll auf dem Teilstück der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Bahnhof- und Freiherr-vom-Stein-Straße verlaufen. Über Hardenberg-, Essener und Brauerstraße möchte die Verwaltung die Verbindung zu Berliner Platz und Vorrangroute schlagen.

Stadt plant und baut die Wege im Stadtgebiet

Ein Radschnellweg wird vom Land mit 85 Prozent gefördert, eine Vorrangroute mit 75. Müller geht davon aus, dass wegen der niedrigeren Ausbaustandards die absoluten Kosten für die Stadt nahezu gleich bleiben.

Zunächst müsse aber noch die RVR-Studie zum Abschluss gebracht werden. Die geht dann an Straßen NRW. Der Landesbetrieb ist für die überörtliche Planung der Radwegeverbindung zuständig.

Bleibt die RAG-Trasse, die ja von der politischen Mehrheit als Radschnellweg favorisiert wurde. Auch sie wird ausgebaut zu einer Vorrangroute mit Anschluss an den Radschnellweg. „Mittel- und langfristig ist das für Radfahrer eine bessere Lösung als nur ein Radschnellweg“ ist Müller überzeugt. Die Fahrtzeit werde sich nicht wesentlich verlängern, glaubt er, gibt es doch am Kirchschemmsbach keine Ampel. Und bei den Straßenquerungen müsse man über Vorfahrtsregeln nachdenken.

SPD lobt den Kompromiss

Die SPD als größte Ratsfraktion freut sich über die Entwicklung, hatte sie sich doch vehement gegen die Trasse über die Gladbecker Straße ausgesprochen. „Eine attraktive Radverbindung kann nicht über eine Hauptverkehrsstraße mit zahllosen Kreuzungen und Ampeln führen“, sagt Rüdiger Lehr, der Vorsitzende im Bau- und Verkehrsausschuss. Nun gelte es die Anbindung an Gladbeck noch einmal zu prüfen. Priorität habe da die Anbindung an die Bahntrasse. Ausdrücklich lobt der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Göddertz den Baudezernenten. „Der hier ausgearbeitete Kompromiss ist sein Verdienst.“ Aus Göddertz Sicht steht nun einer durchgehenden Route zwischen Bottrop, Essen und Gladbeck nichts mehr im Wege. Heißt: Dem neuen Konzept kann die SPD im Rat wohl zustimmen.

Skeptischer äußert sich ADFC-Vorsitzender Heinz Brockmann. Zwar sei es gut, dass eine Lösung gefunden wurde und auch die Streckenführung sei akzeptabel. Er stört sich an der Bezeichnung „Radvorrangroute“. Die gebe es bei der Einteilung der Radwege beim RVR nicht. Folglich sei nicht klar nach welchem Standard gebaut werde. Er vermute dass der Standard einer Radhauptwegeverbindung geplant sei. Es sei aber gut, dass auch die RAG-Trasse gebaut werde. Er fordert Müller auf, keine Zeit zu verlieren und den Bau dieser Strecke zügig voranzutreiben.