Bottrop. . Bewohner aus Welheim und Fuhlenbrock wollen mit der Verschmutzung nicht mehr leben. Bei einer Bürgerversammlung besprechen sie weitere Schritte

Bei der Bürgerversammlung in der Gnadenkirche machen rund 60 Bewohner aus den Bottroper Stadtteilen Batenbrock und Welheim ihrer angestauten Wut Luft: Sie beschuldigen „Arcelor Mittal“, den Betreiber der Kokerei Prosper, für die anhaltende Verschmutzung durch schmierigen Kohlenstaub in ihren Wohngegenden verantwortlich zu sein.

Anwohner in Welheim und Batenbrock machen die Kokerei für Staub und Ruß verantwortlich.
Anwohner in Welheim und Batenbrock machen die Kokerei für Staub und Ruß verantwortlich. © Michael Korte

Sie fordern beim zweiten Treffen der neu gegründeten Bürgerinitiative, dass die Kokerei, die Politik und auch die Stadt nun endlich auf das anhaltende Problem reagieren müssen. Der Druck dürfe nicht aufhören, bis sich schließlich etwas geändert habe. Die Gesundheit aller Geschädigten sei in Gefahr. Das Nehmen von Proben und eine unabhängige Analyse dieser wäre notwendig, um Klarheit zu schaffen.

Neue Technik in den Löschtürmen

„Es sind nun knapp gefühlte zehn Monate, in denen wir nur vertröstet werden, so kann das nicht weitergehen“, ruft ein ungehaltener Gast in die Runde. „Wir müssen als Einheit agieren. Wenn so viel unter den Verantwortlichen geredet wird, warum wird dann nicht endlich gehandelt“, fragt ein anderer Besucher die Mitstreiter. Der Chef des Betriebes, Jörg Pufpaff, müsse jetzt verstehen, dass die Bürger aus den Stadtteilen richtig sauer sind, „er lacht uns aus, er lacht uns einfach aus!“

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Das Sprecherteam der Bürgerinitiative erklärt hingegen bei der hitzigen Diskussion: „Wir haben bei der letzten gemeinsamen Sitzung erfahren, dass sich einiges in der Kokerei tut, auch in maschineller Hinsicht.“ In die Löschtürme würde bis Ende des Jahres neue Technik eingebaut, das verspräche Verbesserung.

Probenauswertung durch ein Hygieneinstitut

Bereits zu Beginn der Zusammenkunft hatte die ÖDP die Ergebnisse einer Probenauswertung durch ein Hygieneinstitut aus Gelsenkirchen vorgestellt. Bei der Momentaufnahme, die sich auf eine Liegestaubprobe bezieht, wären jedoch die Grenzwerte der sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe nicht überschritten worden.

Kontaktadressen für betroffene Bürger

Für Bürger, die selbst Probleme mit Schmutz haben, der durch die Kokerei Prosper verursacht worden sein könnte, haben unterschiedliche Bottroper Instanzen einzelne Beschwerdestellen eingerichtet. Diese setzen sich mit Fragen von Betroffenen auseinander und nehmen auch vereinzelt Proben entgegen.

Der Bürgerinitiative können Einzelfälle über die E-Mail-Adresse SaubereLuft@gmx.de gemeldet werden. Der Kokerei-Betreiber „ArcelorMittal“ ist über beschwerden@arcelormittal.com erreichbar. Die Stadt Bottrop kann über luftreinhaltung@bottrop.de kontaktiert werden.

„Verdächtig ist aber der Anteil unterschiedlicher Schwermetalle in der Probe.“ Darunter wären zum Beispiel auch Arsen, Blei, Kupfer, Zink und Cadmium.

Ratsherr Johannes Bombeck von der ÖDP erklärte: „Ich glaube, dass sich die Initiative darauf einstellen muss, dass es noch ganz harte Arbeit wird – und das wahrscheinlich über ein Jahr, bis sich etwas verändert.“

DKP-Ratsherr: Problem für die Landesebene

DKP-Ratsherr Michael Gerber sagte: „Wir müssen mit dem Problem auf Landesebene gehen! Da gibt es keine Alternative.“

Die Bürgerinitiative forderte alle Interessierten auf, am Freitag, 2. November, um 16 Uhr als Zuhörer bei der nächsten sitzung des Umwltausschusses im Stadthaus, Paßsstr. 2, dabei zu sein. Es gelte zwar Redeverbot für Besucher, trotzdem müssten Betroffene Präsenz zeigen.