Bottrop. . Nicht zum ersten Mal ging in Welheim am Wochenende eine Staubwolke nieder. Geduld von Anwohnern und Politikern mit der Kokerei ist am Ende.
- SPD-Ratsherr spricht sich dafür aus, nun eine härtere Gangart einzulegen
- laut Informationen der Stadt hat der Wind Staub aus dem Kohlenlager der Kokerei in die Siedlung getragen
- Anwohner denkt nach über eine Strafanzeige und Gründung einer Bürgerinitiative
Dick liegen Staub und Russ auf Terrassen, Fensterbänken und Gartenmöbeln in der Siedlung in Welheim. Durch alle Ritzen dringt der Dreck und wird ins Haus getragen.
Am Wochenende ging erneut eine Staubwolke über Teilen des Stadtteils nieder. Die Geduld der Anwohner mit der Kokerei ist erschöpft, schließlich war es nicht der erste Vorfall dieser Art.
Windböen trugen Staub vom Mischlager in die Siedlung
Auf Nachfrage äußert sich Arcelor Mittal, der Betreiber der Kokerei, und spricht von 17 Beschwerden am Wochenende. Schon am Sonntag seien Mitarbeiter vor Ort, gewesen, um sich ein Bild zu machen. Nach aktuellem Stand seien starke Windböen die Ursache. Vom Mischlager der Kokerei sei der Staub hinübergeweht, zumal die Oberflächen des Lagers teilweise aufgrund starker Sonneneinstrahlung und trotz regelmäßiger Befeuchtung antrocknen konnten.
Bei Analysen habe man herausgefunden, „dass bei meteorologischen Ausnahmesituationen (starker Wind in Verbindung mit einer längeren Trockenheit und intensiver Sonneneinstrahlung) der obere Bereich der Mischlager teilweise nur unzureichend befeuchtet wird“, heißt es in der Stellungnahme. Somit seien „Abwehungen in der jetzt festgestellten Menge möglich“.
Zusätzliche manuelle Befeuchtung des Lagers
Als Sofortmaßnahme werde nun die automatische Befeuchtung des Lagers verstärkt, außerdem werde es zusätzlich manuell befeuchtet. Arcelor Mittal will weiterhin das Gespräch mit den Nachbarn suchen und alle weiteren Schritte und Maßnahmen besprechen.
Schon mehrmals haben Anwohner mit Vertretern von Arcelor Mittal gesprochen,. „Aber inzwischen überlege ich wirklich, Strafanzeige zu stellen wegen Sachbeschädigung“, sagt Peter Hünseler. Zuletzt hatte das Unternehmen Entschädigungen von 100 bis 200 Euro gezahlt. Das decke nicht die Kosten für eine Reinigungskraft, sagt Hünseler. Er und seine Nachbarn sind es leid, ihre Freizeit damit zu verbringen, den Staub, verursacht durch die Kokerei, wegzuputzen. Er denkt inzwischen an die Gründung einer Bürgerinitiative.
Ratsherr forder härtere Gangart gegen Arcelor-Mittal
Er hat dem Unternehmen einen Brief geschrieben und fordert, dass, wenn solche Fälle auftreten, Arcelor Mittal innerhalb von 14 Tagen eine Reinigungskraft beauftragt, die Schäden zu beseitigen. Fragt man Anwohner, so sagen die, dass die Probleme anfingen mit der Übernahme der Kokerei durch den Stahlkonzern Arcelor Mittal.
Sie haben den Welheimer Ratsherrn Werner Kamratowski eingeschaltet. Nach dem Vorfall am Wochenende habe sein Telefon nicht mehr still gestanden. Er hat bereits mit Klaus Strehl, dem Vorsitzenden des Umweltausschusses, sowie mit dem zuständigen Dezernenten Klaus Müller gesprochen. Kamratowski: „So geht es nicht weiter. Dann müssen wir eben eine härtere Gangart einschlagen.“
Vertreter sind eingeladen in Umweltausschuss
Die Aufsicht über die Kokerei liegt seit der Übernahme bei der Bezirksregierung Münster. Vorher war die Bergaufsicht in Arnsberg zuständig. Mitarbeiter aus Münster waren am Montag vor Ort, um zu ermitteln, was passiert war. Zur Ursache äußerte sich die Bezirksregierung noch nicht.
Im September sind Arcelor-Mittal-Vertreter in den Planungs- und Umweltausschuss der Stadt eingeladen. Dann geht es darum, ob die Kokerei nun beim Ausstoß des krebserregenden Benzo(a)Pyren die Zielwerte einhält, und auch die Staubbelastung wird Thema.