Bochum. Die Beverstraße in Langendreer-Somborn liegt am äußersten Rand der Stadt an der Grenze zu Dortmund. Landschaftliche Idylle liegt gleich neben der A40. Hinter dichtem Blätterwald schlummert die Ruine der Kokerei Neu-Iserlohn I. Denkmal gilt als ältestes Zeugnis des Kokereiwesens.

Weit im Osten der Stadt, am äußersten Ende von Langendreer, ist es grün. Hier fängt Dortmund-Somborn an und bietet ein wohltuendes Bild samt Baumallee und Pferdewiese. Die Beverstraße beginnt hinter dem Ortseingangsschild Dortmund, mit dem sie auch am Lütgendortmunder Hellweg endet.

Erstes Haus trägt Nummer 29

Doch wer hier wohnt, lebt in Langendreer-Somborn, denn der Stadtteil in Lütgendortmund wurde bei der Gemeindereform 1929 zweigeteilt. „Es ist wirklich kurios. Wenn der Dortmunder Straßenreinigungswagen hier durchkommt, fährt er am ersten Haus die Bürsten hoch und fängt erst am Lütgendortmunder Hellweg wieder an, zu arbeiten“, berichtet Ulrich Wöckener, der seit 1990 ein Wohnhaus an der Beverstraße (1) besitzt. Es soll zwischen 1901 und 1903 gebaut worden sein und ist eines von nur neun Häusern auf der ganzen Straßen. Das erste trägt die Hausnummer 29, das letzte die 106. Die großen Lücken dazwischen tragen unsichtbare Hausnummern. Auf der rechten Straßenseite liegt ein Mischwald (2), der den Ort von der tosenden A40 in Höhe des neuen Tank- und Rastplatzes „Beverbach“ trennt. Wilde Müllkippen am Straßen- und Waldesrand erinnern brutal an die Zivilisation. Der Wald war einst die Halde der Zeche Neu-Iserlohn, die an der Beverstraße Spuren hinterlassen hat und die nicht immer gleich ersichtlich sind.

Ein Stück durch das Gehölz, allerdings nicht auf Haldenseite, sondern am Anfang der Straße auf der linken Seite liegt die Ruine der Kokerei Neu-Iserlohn I (3). Ein Schild warnt vor Einsturzgefahr. „Meinen Kindern habe ich früher verboten, von unserem Grundstück aus ‘rüber zu laufen, sonst sind die Kinder plötzlich weg und niemand hört sie“, sagt Wöckener. Er schreitet mit Rottweiler Rocky durch dichte Brennnesseln voran zur Ruine, die auf die 1849 gegründete Gewerkschaft Münsterland zurückgeht. Zwischen dem grünen Blätterwerk wirken die Bögen des alten Gemäuers fast lebendig. „Die Natur holt sich hier alles schnell zurück“, meint Wöckener. Die Ruine gilt, laut Regionalverband Ruhr, als „ältestes erhaltenes Zeugnis des Kokereiwesens im Ruhrgebiet“.

Raser stören Ruhrpott-Idyll

Daten und Fakten

Personen. In der Beverstraße sind 42 Anwohner gemeldet, davon 19 weibliche. Hier leben vier Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, fünf Anwohner sind Senioren ab 65, und 33 Anwohner sind zwischen 18 und 65 Jahre alt.

Statistik Die Beverstraße ist rund 950 Meter lang und verzeichnet offiziell 106 Hausnummern, allerdings gibt es auf ihr nur etwa zehn Häuser.Die Beverstraße liegt im Stadtbezirk Bochum-Ost und gehört zum Stadtteil Langendreer.

In der Beverstraße ist ein Gewerbe angemeldet, und zwar ein Frisör.

Die Beverstraße ist mit dem Bus am Besten über die Haltestelle Beverstraße zu erreichen. Hier hält die Linie 370.

Zurück auf der Beverstraße, vorbei an vier Mehrfamilienhäusern, beginnt ein Gebiet, auf dem schon zu Zechenzeiten Grabeland war (4). Hühner, Schafe und Gänse tummeln sich auf den Wiesen wie eh und je. „So idyllisch es im Sommer wirkt, so trostlos sieht es hier im Winter aus“, relativiert Wöckener den verklärten Blick des Ruhrpott-Romantikers. Seit 40 Jahren beackert Ferdinand Tusker für 200 Euro Pacht im Jahr 600 Quadratmeter Land und viel Gemüse. „Ich bin jeden Tag hier unten, auch im Winter“, berichtet der ehemalige Opelaner. „Was mir an der Straße nicht gefällt, sind die Raser“, sagt der 69-Jährige.

Uneinsehbar und unkontrolliert verführt die Tempo-30-Zone zum Fußdruck auf das Gaspedal. Auch Wöckener kann davon berichten, er findet vor allem eines problematisch: „Wir haben hier ja nicht mal einen richtigen Gehweg. Ich sage immer, wir wohnen im Zonenrandgebiet und werden schon etwas vernachlässigt.“ Die Straßenleuchten glühen noch per Oberleitung und die Häuserzeile an der Beverstraße, in der Wöckener lebt, ist nicht an die städtische Wasserleitung angeschlossen, sondern an eine private Leitung der ehemaligen Harpener Bergbau AG von der Somborner Straße aus.

Auch nach der scharfen Kurve an der Everstalstraße bleibt die Bergbaugeschichte wegweisend. Die alte Werksmauer (5), hinter der früher einmal der Holzplatz der Zeche lag, verläuft in einer düsteren Kurve bis zum Lütgendortmunder Hellweg. Kurz vor Ende gibt sie einen Blick auf das alte Maschinenhaus der Zeche Neu-Iserlohn frei.

Biber gab den Namen

Die Beverstraße wird 1929 erstmals erwähnt, sie hat ihren Namen nach dem Beverbach, der auf Bochumer Stadtgebiet entspringt und dann nach Dortmund fließt. Das Wort „Bever“ steht mundartlich für „Biber“, wobei der Name auf das einstmals klare Gewässer verweist, das vor der Industrialisierung auch inzwsichen ausgerotteten Spezies wie dem Biber einen Lebensraum bot. Die Bezeichnung selbst ist seit dem Mittelalter überliefert.

Wie im Text erwähnt, ist die Gegend um die Beverstraße historisch von der Zeche Neu-Iserlohn und ihren Nebenanlagen geprägt, das Bergwerk existierte von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Am 1. Januar 1955 war die Kohlenförderung eingestellt worden, nachdem bereits 1953 auf der 6. Sohle ein Durchschlag mit Zeche Robert Müser in Werne hergestellt worden war. Auf dem Gelände wurden früher u.a. eine Kokerei und eine Brikettfabrik betrieben. Die ebenfalls im Text erwähnte Ruine der Kokerei von 1895 steht seit 1995 unter Denkmalschutz.

Der Biber gab der Beverstraße ihren Namen 

Die Beverstraße wird 1929 erstmals erwähnt, sie hat ihren Namen nach dem Beverbach, der auf Bochumer Stadtgebiet entspringt und dann nach Dortmund fließt. Das Wort „Bever“ steht mundartlich für „Biber“, wobei der Name auf das einstmals klare Gewässer verweist, das vor der Industrialisierung auch inzwsichen ausgerotteten Spezies wie dem Biber einen Lebensraum bot. Die Bezeichnung selbst ist seit dem Mittelalter überliefert.

Wie im Text erwähnt, ist die Gegend um die Beverstraße historisch von der Zeche Neu-Iserlohn und ihren Nebenanlagen geprägt, das Bergwerk existierte von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Am 1. Januar 1955 war die Kohlenförderung eingestellt worden, nachdem bereits 1953 auf der 6. Sohle ein Durchschlag mit Zeche Robert Müser in Werne hergestellt worden war. Auf dem Gelände wurden früher u.a. eine Kokerei und eine Brikettfabrik betrieben. Die ebenfalls im Text erwähnte Ruine der Kokerei von 1895 steht seit 1995 unter Denkmalschutz.