Bochum.

Wer in die Friedrich-Koepe-Straße einbiegt (1), sieht zunächst einmal rundum Grün. Grün, das erst kürzlich zurückgeschnitten worden ist, obwohl der Pfingststurm ja doch schon eine ganze Weile zurückliegt. Die wenigen Anwohner der Friedrich-Koepe-Straße, die nun wieder die gesamte Breite der Strecke zu ihren Häusern nutzen können, freut’s trotzdem. Denn sie wissen: Vielleicht wohnen die Anrainer nicht in einer bedeutenden, aber absolut lebenswerten Straße.

Das findet nicht nur Herbert Günther. Er wohnte in den 1950er Jahren zwischen Hordeler Heide und Berthastraße – und schwelgt nur zu gern in Erinnerungen an diese Zeit. „Wir Blagen haben meistens zusammen hinter den Häusern gespielt. Die ,Prärie’ kannten alle Kinder in Hordel.“

Friedrich-Koepe-Straße

Blick auf die Eisenbahnbrücke am ehemaligen Bahnhof Eickel-Süd.
Blick auf die Eisenbahnbrücke am ehemaligen Bahnhof Eickel-Süd. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
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Hier war früher der große Spielplatz an der Die Friedrich-Koepe-Straße.
Hier war früher der große Spielplatz an der Die Friedrich-Koepe-Straße. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Hier waren früher die Ledigenunterkünfte und das Männerheim an der Friedrich-Koepe-Straße.
Hier waren früher die Ledigenunterkünfte und das Männerheim an der Friedrich-Koepe-Straße. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Der Zuweg zum SGV-Heim führt über die Friedrich-Koepe-Straße.
Der Zuweg zum SGV-Heim führt über die Friedrich-Koepe-Straße. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
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Der Zugang zum ehemaligen Ledigenheim.
Der Zugang zum ehemaligen Ledigenheim. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Blick auf die Eisenbahnbrücke am ehemaligen Bahnhof Eickel-Süd.
Blick auf die Eisenbahnbrücke am ehemaligen Bahnhof Eickel-Süd. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Herbert Günther, Annegret Drobing, Heinz Schremmer und Hermann Häuser (von links nach rechts).
Herbert Günther, Annegret Drobing, Heinz Schremmer und Hermann Häuser (von links nach rechts). © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
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Der Hüller Bach.
Der Hüller Bach. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Zuweg zum SGV-Heim.
Zuweg zum SGV-Heim. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Das SGV-Heim.
Das SGV-Heim. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Gedenkstein am SGV-Heim.
Gedenkstein am SGV-Heim. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Das SGV-Heim.
Das SGV-Heim. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
Einer der vielen Schrebergärten.
Einer der vielen Schrebergärten. © Dietmar Wäsche / WAZ-Fotopool
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Inzwischen ist Günther 67 Jahre alt, steht vor den Gebäuden (2), hinter denen er einst sein Unwesen trieb. Lediglich drei Häuser befinden sich zwischen der Friedrich-Koepe-Straße und dem früheren Bahnhof Hordel-Eickel, der für die Kumpel das erste Werkstor zu den Zechen Hannover oder Hannibal darstellte. Aber gerade das macht die Straße aus. „Man lebt in der Natur, alle kennen sich. So etwas gibt es heutzutage viel zu selten“, so ein Anwohner. „Wer in den Urlaub fährt, sagt dem Nachbarn ,Tschüss’“, ergänzt Annegret Drobing.

850 Kumpel an den Klärbrunnen

Auch wenn es nicht mehr die alten Bergleute sind, die dort wohnen, so sind es doch diese gewachsenen Strukturen, die Zugezogene wie eingesessene Hordeler schätzen. Die Geschichte der Straße begann 1949. Kurz nach Fertigstellung zog Herbert Günther mit seinen Eltern in die neuen Häuser. Weit mussten sie nicht. Vorher wohnte die Familie „An den Klärbrunnen“, nur einige Schritte von der Koepe-Straße über die Hordeler Heide (3) entfernt, wie viele andere Bergleute. Acht eingeschossige Gebäude und zehn auf zwei Etagen waren auf dem Gelände nach dem Krieg entstanden, bis zu 850 Kumpel lebten auf diesem Raum. Ein Gesellschaftshaus ergänzte später das Ensemble.

Glücklicher Zufall für die Anwohner der Friedrich-Koepe-Straße, denn dadurch wurde jene zur zentralen Zufahrt ins miteröffnete Casino, das vor allem die „Größen der Zeche“, wie Günther formuliert, zu nutzen wussten. Eine ordentliche, gepflegte Straße war also Pflicht. „Damals wurden sogar noch die schönsten Gärten prämiert, die Zeche hatte einen Preis gestiftet“, schildert Günther weiter.

Direkt neben den Schrebergärten befand sich zudem bis 1975 ein Spielplatz, für den die Zeche ebenso einen Mitarbeiter abstellte, um alles auf Vordermann zu halten. „Für uns Kinder war der Spielplatz das einzige Highlight im Umfeld“, sagt Drobing. „Die Friedrich-Koepe-Straße galt aber außerdem als einzig vernünftig asphaltierte Straße weit und breit. Klar, dass damals sogar die Röhlinghauser zum Rollschuhlaufen hierher kamen“, erzählt Günther, warum gerade Kinder die Ecke anno dazumal in diesem Maße aufsuchten.

Gefährlichste Straße in ganz Bochum

„Im Winter ist das die gefährlichste Straße in ganz Bochum“, spannt Heinz Schremmer den gedanklichen Bogen zurück in die Gegenwart. Was er damit meint? Noch immer sei es – wie früher – oftmals sehr neblig und feucht rund um die „Köttelbecke“, den Hüller Bach. Der Film lege sich nieder auf die Straße. Glatteis, um das sich niemand kümmere, sei dann wiederum häufig ein Problem. Sonst wollen die Hordeler über „ihre“ Koepe-Straße nicht großartig meckern. Einzig der Bürgersteig könnte vielleicht noch ausgebaut werden. Doch das sei dann auch schon alles.

Nach Schrebergärten und den drei Hausnummern kommt in der Friedrich-Koepe-Straße nicht mehr viel. Der Weg nach rechts lohnt sich dennoch. Über die Hordeler Heide, vorbei am Sportplatz von TuS und am Hüller Bach, endet der Spaziergang automatisch am Gebäude des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), Abteilung Hordel, Heimat von gut 400 Mitgliedern (4). Idyllisch steht es da, eine trügerische Ruhe, wie Annegret Drobing, Hermann Päuser, Heinz Schremmer und Herbert Günther unisono betonen, ohne ins Detail zu gehen: „Der SGV hat Hordel geprägt wie kaum ein zweiter Verein. Denn hier sind so viele Ehen entstanden, das kann man sich kaum vorstellen.“