Bochum. Viel ist nicht los, beginnt man die Reise auf der Rhönstraße, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Allein das Rauschen der Autos vom Castroper Hellweg ist durch die Schallmauer zu hören. Beim Schlendern durch die Siedlung Richtung Rhönplatz geht es vorbei an gepflegten Häusern, zur linken Hand dann der Platz, quasi der Mittelpunkt der beschaulichen Siedlung. Ein Sandkasten steht für die Kinder bereit, ein Klettergerüst in Fischform. Es riecht nach Mittagessen, die Blätter der Kastanien rascheln im Wind. Weit und breit kein Mensch zu sehen.
Viel ist nicht los, beginnt man die Reise auf der Rhönstraße, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Allein das Rauschen der Autos vom Castroper Hellweg ist durch die Schallmauer zu hören. Beim Schlendern durch die Siedlung Richtung Rhönplatz geht es vorbei an gepflegten Häusern, zur linken Hand dann der Platz, quasi der Mittelpunkt der beschaulichen Siedlung. Ein Sandkasten steht für die Kinder bereit, ein Klettergerüst in Fischform. Es riecht nach Mittagessen, die Blätter der Kastanien rascheln im Wind. Weit und breit kein Mensch zu sehen.
Wären da nicht die beiden Herren auf der Bank. Rauchend halten sie ihre gebräunten Gesichter gen Sonne. Ob sie sich hier auskennen? „Ich lebe seit 33 Jahren am Rhönplatz“, sagt Harry Drewitz und zeigt auf das flach gehaltene, hübsche Sechs-Familien-Haus.
Grummer Teiche in der Nähe
Auch dieses Gebäude im Besitz der VBW Bauen und Wohnen, wie nahezu alle Häuser in dieser Straße. Gemeinsam mit seiner Frau wohnt der 56-Jährige hier und kann sich nur allzu gut an die Zeit erinnern, in der es in den damaligen Zechenhäusern noch keine Fernwärme gab. „Ich weiß noch, wie wir für eine ältere Frau im Haus die Kohlen ‘reingeschleppt haben“, sagt der Maler und Handwerker. Die Zeiten der Kohle sind längst vorbei, und er selbst fühlt sich in seiner 70-Quadratmeter-Wohnung pudelwohl.
Fortziehen käme für ihn gar nicht in die Tüte. „Wir haben doch alles vor Ort.“ Die Grummer Teiche sind fußläufig zu erreichen, die Bushaltestelle des 336er – und das neue Einkaufszentrum an der Castroper-Straße: „Alles da.“
Seit vier Jahren bereichert nun auch noch die Anwesenheit seines Kumpels Rüdiger Machholz nebst Hündin Lina das Zusammenleben. Früher waren die Männer dick befreundet, nach der Hochzeit von Harry verlor man sich „irgendwie aus den Augen.“ Bis – ja bis zu Rüdiger Machholz’ Scheidung. „Ich suchte eine neue Wohnung und die VBW bot mir ein Objekt an der Rhönstraße an. Da dachte ich nur: Die kommt mir doch irgendwie bekannt vor!“
Tatsächlich lebte noch immer sein Freund Harry in der Grummer Straße. Und nun sind sie, gewissermaßen, wieder vereint. Gemeinsam verbringen sie im Sommer viel Zeit auf der Holzbank, mit Blick Richtung Fuldastraße. „Manchmal kommen die Leute aus dem Seniorenwohnheim auf ein Pläuschchen vorbei“, so die beiden. „Dann ist hier immer Oldtimer-Treffen.“
Seit 1962 vor Ort: Helga Löring
Zufrieden sind sie auch mit der Nachbarschaft. „Alle sehr nett, sehr freundlich.“ So wie Helga Löring. Sie ist eine Frau der ersten Stunde. Rasch kommt sie ins Plaudern. „Im Dezember 1962 sind wir eingezogen und haben in dieser Wohnung den ersten Geburtstag meines Sohnes gefeiert.“ Die Mietwohnungen waren den Stahlwerke-Mitarbeitern vorbehalten. Ihr Mann arbeitete dort.
Es seien damals „die besseren Wohnungen“ gewesen. Im Gegensatz zu den Zechenhäusern, in denen mit Kohle geheizt wurde. „Früher war das hier ein Paradies“, sagt sie und meint die Zeit vor dem Neubau der Eigentumswohnungen 2009. Damals durfte sie auf der Grünfläche einen Garten bestellen. „Ich hatte Kiwis, einem Teich und einen Graupapageie“; schwärmt sie und zeigt auf die bebaute Fläche. Gewiss, es sei auch viel Arbeit gewesen. „Das könnte ich gesundheitlich eh’ nicht mehr stemmen.“
Was bleibt, ist noch immer der hübsche Balkon und der herrliche Blick ins Grüne, auf die Bahntrasse. Früher fuhren hier die Rangierloks der Stahlwerke, heute kommen Radfahrer entlang. Beschaulich bleibt die Straße auch weiterhin und Helga Löring, einst dreifache Deutsche Meisterin im Schießen, betont: „Mich kriegt hier keiner raus.“
Erinnerung an ein Mittelgebirge
Der Rhönplatz entlehnt seinen Namen, wie die benachbarte Rhönstraße, einem 1500 km² großen Mittelgebirge im Grenzgebiet von Bayern, Hessen und Thüringen. Der Höhenzug im Südosten des (hier länderübergreifenden) Osthessischen Berglandes ist überwiegend vulkanischen Ursprungs. Der höchste Berg der Rhön ist mit 950 ü. NN die Wasserkuppe.
Der Rhönplatz – erstmals erwähnt 1930 – liegt, obschon nach einem Gebirge genannt, mitten im sog. „Flüsseviertel“. In diesem Teil von Grumme heißen die Straßen Agger-, Bigge-, Diemel-, Eder-, Ennepe-, Fulda-, Lahn-, Lenne-, Lippe-, Möhne-, Volme-, Werra- und Wupperstraße. Wer hier nach dem Weg fragt, muss ein gutes Namensgedächtnis und als Autofahrer ein gutes Orientierungsvermögen haben.
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Das Flüsseviertel entstand, an die Wohngegend zwischen Josephinenstraße und Harpener Hellweg anschließend, in den 1920er bis 1950er Jahren, wobei sich an den Häusern zuletzt teils erheblicher Sanierungsstau angehäuft hatte. Die VBW geht davon aus, dass die Renovierung der Altbauten, die vor allem energetische Maßnahmen von der Isolierung bis hin zu neuen Heizungen beinhalten, bis Ende 2017 abgeschlossen sein könnte