Bochum. Das Carsharing-Projekt Ruhrauto-e kommt in Bochum so gut an wie in keiner anderen Stadt, 19.000 der insgesamt gefahrenen 126.000 Kilometer wurden alleine hier zurückgelegt . Die Initiatoren hoffen auf eine Fortsetzung der Bundesförderung. Das Angebot soll noch größer werden.

Noch ist die Elektromobilität ein zartes Pflänzchen. Und solange es den Pkw an konkurrenzfähiger Reichweite fehlt und ihre Anschaffungskosten so hoch wie derzeit sind, wird sich das auch kaum ändern. Aber besagte Pflänzchen sprießt schon, auch und gerade in Bochum. Das Projekt Ruhrauto-e fällt in der Stadt offenkundig auf fruchtbaren Boden.

Obwohl erst im Juli 2013 hier eingeführt, entfallen 19.000 der insgesamt im Ruhrgebiet gefahrenen 126.000 Kilometer des Carsharing-Projekts auf Bochum. „Wir wünschen uns noch viel mehr Städte wie Bochum, wo wir auf so viel Engagement und Gegenliebe gestoßen sind“, sagt Mitinitiator Ferdinand Dudenhöffer. Der Auto-Professor von der Uni Essen/Duisburg spricht von einer „Musterstadt“ und sagt: „Hier haben wir das bisher beste und größte Partnernetz. Von den momentan 930 Nutzern im Revier sind 170 in Bochum registriert.“

Präsentation vor Top-Managern

Und die können seit kurzem auf ein weiteres Fahrzeug und eine weitere Ladestelle zurückgreifen. An den Claudius-Höfen steht ein Renault Zoe zur Ausleihe zur Verfügung, an anderen Stellen im Zentrum parken Opel Ampera, Nissan Leaf, Smart und Renault Twizy.

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Jedermann kann die Fahrzeuge mieten. Hinzu kommt, dass Sparkasse, Stadtwerke und IHK für ihren Dienstgebrauch Fahrzeuge angeschafft haben. Dudenhöffer: „Mit diesen drei Unternehmen sind wir schon ganz gut unterwegs. Wir haben überhaupt sehr viel positive Resonanz aus Unternehmerkreisen für unser Projekt bekommen.“

Und weil Klappern zum Handwerk gehört, freute sich der Auto-Experte darüber, bei der jüngsten Vollversammlung des Initiativkreises Ruhr an der Ruhr-Universität vor Topmanagern aus gut 60 Unternehmen der Region und vor Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) das Carsharing-Projekt vorstellen zu können, um weitere Interessenten gewinnen zu können.

Gute Kooperation

Auch beim Kooperationspartner Bogestra gibt es eine positive Entwicklung. „Für ein Carsharing-Angebot wird es sehr gut angenommen, so gut wie bei keinem anderen unserer Partner“, sagt Sprecherin Silke Bruns. Mehrere Dutzend Verträge seien abgeschlossen worden. Dabei geht es um die Kombination von öffentlichem und individuellem Nahverkehr.

Für die „letzte Meile“, auf der kein Bus oder keine Bahn fährt, kann der Kunde aufs E-Auto umsteigen. Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann spricht von einer „Kooperation, die uns Freude macht“. Gut ein Drittel aller Bochumer Ruhrauto-e-Nutzer seien auch im Besitz einer ÖPNV-Kundenkarte und würden „clever kombinieren“.

Anschlussfinanzierung nötig

Und möglicherweise gibt es dafür auch bald weitere Ladestationen. Prof. Dudenhöffer und seine Mitstreiter hoffen demnächst in der Hustadt eine Schnellladestation einrichten zu können.

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Außerdem haben die Drive-Car Sharing GmbH und die Bogestra einen Antrag bei der Mercator-Stiftung gestellt, „damit das Projekt letzte Meile ein Musterprojekt für das gesamte Ruhrgebiet wird“, so Dudenhöffer. In Bochum würden dann ein oder zwei Ladestellen hinzu kommen.

Sollte dann noch das bislang mit 1,1 Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium geförderte Projekt eine Anschlussfinanzierung für zwei weitere Jahre erhalten, bliebe weitere Zeit, um es noch bekannter zu machen und deutlich mehr Partner und Kunden zu gewinnen. „Nach den zwei Jahren sind wir dann sehr optimistisch, dass sich das Projekt alleine trägt“, sagt der Auto-Professor.

69 E-Autos in Bochum gemeldet

Zwischenbilanz gezogen haben die Stadtwerke nach gut zweijähriger Elektromobilität. Mit nunmehr insgesamt vier Fahrzeugen sind Mitarbeiter des Unternehmens bislang mehr als 40.000 Kilometer gefahren. „Wir nutzen unsere Elektromobile vorrangig für Fahrten im Stadtgebiet, denn gegenüber den klassischen Verbrennungsmotoren erzeugen wir weniger Emissionen durch Abgase und Lärm“, sagt Geschäftsführer Dietmar Spohn.

Der Beitrag des hiesigen Energieversorgers zum Klimaschutz: eine CO2-Einsparung von etwa 10.000 Kilogramm. Seit 2009 haben die Stadtwerke an den 13 Ladesäulen insgesamt etwa 5500 Kilowattstunden (kWh) bereit gestellt.

Insgesamt 69 Elektromobile (privat oder von Unternehmen) sind momentan in Bochum zugelassen. Für sie stehen 13 Ladesäulen im Stadtgebiet zur Verfügung.