Bottrop. . Die Planer um Prof. Speer haben das „Drehbuch“ für die Klima-Modellstadt Bottrop übergeben. Hier sind alle Projekte zum klimagerechten Stadtumbau gebündelt. Der 1300-seitige Masterplan für die Innovation City Bottrop soll so auch zur Blaupause für andere Städte werden.

„Wir sind jetzt in der Lage, Innovation City in die Welt zu tragen.“ So bewertete Burkhard Drescher, Geschäftsführer der Innovation City Management GmbH, die Übergabe des Masterplans zum klimagerechten Stadtumbau an Oberbürgermeister Bernd Tischler.

Die Planungsbüros um Prof. Albert Speer haben die in 18 Monaten Arbeit entstandenen Projektideen zu den Handlungsfeldern Wohnen, Arbeiten, Mobilität und Stadt in 370 Projektideen gegossen und den wissenschaftlichen Überbau auf 1300 Seiten in zwei Bänden dokumentiert. Während viele dieser Ideen in Bottrop jetzt umgesetzt werden sollen, will die Innovation City den Masterplan vermarkten als „Blaupause“ oder Drehbuch für die Modernisierung von Quartieren.

Masterplan-Ideen sollen praxisnah sein

Bei der Vorstellung des Masterplans zeichneten die Planer noch einmal den Weg zum Masterplan vom Denkansatz bis zur konkreten Projektidee nach. Diese Ideen sind keineswegs so kopflastig, wie die Dicke des Plans befürchten lässt. Aufgabe der Quartiersmanager, die in der Pilotregion demnächst ihre Arbeit aufnehmen werden, wird es zum Beispiel sein, vor Ort Klinken zu putzen mit Ratschlägen wie: Wenn ihr demnächst ein Haus kauft, denkt an den Einbau von Doppelfenstern. Das ist leise und spart zudem Energie. Oder sie zücken ein Handbuch, in dem Sanierungen verzeichnet sind, die die Hausbesitzer notfalls als Eigenleistung durchführen können; dahinter stehen Ansprechpartner aus dem Handwerk und eine Liste möglicher Finanzierungswege, etwa durch Zuschüsse der Förderbank KfW.

Klimaschutz funktioniert

Diesen Beweis hat die Innovation City angetreten. Die energetische Modernisierungsquote liegt in der Modellstadt mit 7,82 Prozent fast zehnmal so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Es gehört zum Wesen von Modellprojekten, dass solche Erfolge mit hohem Anfangsaufwand erreicht werden, der Kritikern reichlich Munition liefern kann. Fest steht, dass der Masterplan neben vielen pfiffigen Ideen wie etwa einer Vermarktungsplattform Photovoltaik auch eine wichtige Erkenntnis enthält, die sich wie ein rote Faden durch die einzelnen Handlungsfelder zieht: Es spielt sich alles unter Menschen ab. Menschen wollen gezielt auf Lösungen für ihr spezielles Problem angesprochen werden, das wird Aufgabe der Quartiersmanager sein. Menschen bekommen lieber etwas geschenkt als es sich noch so günstig zu leihen; das muss an die Politik gefunkt werden, damit sie die Anreizsysteme umstellt. Und Menschen wollen Erfolge sehen, deshalb ist es so wichtig, dass bald etwas passiert am Trapez und am Berliner Platz. So kann Prof. Speers Forderung umgesetzt werden: „Wir müssen die Bottroper dazu bringen, Fans der Energiewende zu werden.“

Klinken putzen bei Firmen und Einzelhändlern sollen auch Energiecoaches, die nach Energiesparpotenzialen suchen, die für kleines Geld umgesetzt werden können. In beiden Fällen können die Ergebnisse als Vorbild für andere Unternehmen dienen. Am Beispiel des Parkhauses Schützenstraße soll das „Parkhaus der Zukunft“ durchgeplant werden: mit Stellplätzen für Carsharing, mit Abstellplätzen und kleiner Werkstatt für E-Bikes sowie mit Lade-Parkplätzen für Elektroautos.

Masterplan soll weitere Fördermittel generieren

Mit dem jetzt übergebenen Masterplan unter dem Arm wird die Innovation City sich auf der Hannover Messe präsentieren. Mit dem Masterplan unter dem Arm ist Oberbürgermeister Tischler optimistisch, weitere Städtebauförderungsmittel loseisen zu können. Und NRW will einen neuen Anlauf nehmen, eine Weltausstellung ins Land zu holen: eine „Klima-Expo“, die für das Jahr 2022 geplant ist. Das Vorbereitungsbüro sitzt allerdings nicht in Bottrop, sondern in Gelsenkirchen.