Bochum. .
Das Thema der Elektromobilität hat seit einigen Jahren Konjunktur und wird angesichts knapper Ressourcen sowie steigender Benzinpreise auch in Zukunft nicht wegzudenken sein. Bei Spritpreisen, die auf die Zwei-Euro-Marke zusteuern, wünscht sich der ein oder andere Autofahrer sicherlich, dass sein Fahrzeug mit Luft und Liebe fahren könnte.
Nicht kostenlos, aber günstiger und zukunftsweisend sind Elektrofahrzeuge. Die Hochschule Bochum entwickelt seit Jahren E-Mobile und gewinnt seit 2001 mit ihren Solarcars international Preise. Im Rahmen des Wettbewerbs ElektroMobil.NRW baut sie zusammen mit verschiedenen Partnern das BOmobil, einen Elektrokleintransporter, der demnächst in Serie gehen könnte. Hier steht nun das erste Mal die Alltagstauglichkeit an erster Stelle.
Private Käufer müssen noch "emotional überzeugt werden"
Das Elektrofahrzeug der Hochschule bedient aber nicht den privaten Nutzer, sondern wird für klein- und mittelständige Unternehmen konzipiert. „Das BOmobil als Van oder Pick-Up ist auf Industrie und Handwerk abgestimmt. Man kann rund 150 Kilometer damit fahren.
Der private Käufer möchte ein E-Mobil mit einer Reichweite von 600 Kilometern haben, das ist momentan preislich und vom Gewicht her nicht zu leisten. Der Privatmann muss emotional noch überzeugt werden“, erläutert Diplom-Ingenieur Stefan Spychalski, Sprecher des Instituts für Elektromobilität der Hochschule.
Der Aufbau des BOmobils weicht vom gängigen Automobil deutlich ab. Das sogenannte Skateboard, der tragende Unterbau, bietet durch seine Offenheit verschiedene Designmöglichkeiten. Durch die zwei selbstentwickelten Radnabenmotoren in den Rädern, und nur zwei Sitze, bietet der Kleintransporter viel Ladevolumen. „Für ein alltagstaugliches Elektromobil ist dieser Motor eine große Neuerung, auch wenn er bei den Solarcars bereits seit über 15 Jahren verwendet wird“, erklärt Spychalski.
Neue Herausforderungen beim Bau
Die angestrebte Alltagstauglichkeit stellt die Ingenieure, die häufig bereits als Studenten die Solarcars mitentwickelten, vor Herausforderungen. Ein Beispiel: Da beim E-Motor rund 80 bis 90 Prozent (30 Prozent beim normalen Verbrennungsmotor) in Bewegungsenergie umgesetzt werden, gibt es kaum Abwärme. Das Auto muss folglich gut isoliert sein, da weniger Energie für Heizung oder Klimaanlage zur Verfügung steht.
Gebaut wird das BOmobil in den Hallen des Opel-Werks. Um die Kosten zu reduzieren, werden Komponenten des Opel Zafira, wie die Bremsanlage, übernommen. Das B-Muster wird gerade auf der Nutzfahrzeuge-IAA vorgestellt. „Der nächste Schritt nach A- und B-Muster ist die Kleinserie. Es wäre ideal, wenn der Kleintransporter in Bochum zusammen mit einheimischer Industrie produziert werden würde. Doch zunächst benötigen wir Investoren“, berichtet der Ingenieur.
Stadtwerke Bochum haben bereits Interesse angemeldet
Die Stadtwerke Bochum haben bereits Interesse am Einsatz des Kleintransporters, der bis zu 120 Kilometer pro Stunde fährt, angemeldet. Auch eine Anwendung in Taxiunternehmen, Pflege- und Wachdiensten sowie der Pannenhilfe ist vorgesehen. „Wenn die Serie in Bochum gebaut wird, gäbe es viele neue Arbeitsplätze. Auch für die Ausbildung vor Ort wäre dies ein Zugewinn. Zwei Ingenieure aus dem Solarcar-Team haben im Technologiecampus bereits eine Firma im Bereich Elektromobilität gegründet. Der Bereich wird in den kommenden Jahren boomen“, ist Spychalski überzeugt.
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