Bochum. . Während der Progromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden rund 60 namentlich bekannte jüdische Männer aus Bochum verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Am Samstag wurde an dieses düstere Kapitel der Geschichte erinnert.
Vor 75 Jahren kam es in Bochum, wie in vielen anderen Städten des Reiches, zu den Novemberpogromen gegen Juden und jüdische Einrichtungen. Am Samstag erinnerten Vereine, Gemeinden und Schüler an die Ereignisse von 1938. Rund 200 Bochumer gedachten den Opfern des NS-Regimes.
An der Ecke Harmoniestraße und Dr-Ruer-Platz war die kleine Bühne zwischen noch unfertigen Weihnachtsmarktständen aufgebaut. „Aus dem Gebäude hinter uns [dem Saturn-Gebäude] wurden damals Fotos von der brennenden Synagoge gemacht“, erinnerte Artur Libischewski vom Kinder- und Jugendring Bochum.
Andächtig lauschten die Besucher dem bedrückenden Totengebet (Kaddisch), vorgetragen von Aaron Naor von der Jüdische Gemeinde. Nach Grußworten von Dr. Ottilie Scholz, der Oberbürgermeisterin, und Grigory Rabinovich, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, standen vor allem sechs Schüler des Neuen Gymnasiums im Mittelpunkt.
Brennende Synagogen und auseinander gerissene Familien
Im Vortragsstil schilderten Sie die genaueren Umstände der Geschehnisse in Bochum: Brennende Synagogen, verschleppte jüdische Männer, auseinander gerissene Familien. Mit eindrucksvollen Worten holten die Schüler die historischen Ereignisse in die Gegenwart, „denn wir können und dürfen nicht vergessen“, so hatte Rabinovich gemahnt.
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Zusammen mit Christine Eiselen, die auch Lehrbeauftragte für Didaktik der Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum ist, präsentierten und dokumentierten die Schüler die Pogrome im November 1938 auf einer persönlich-biographischen und familiären Ebene und rührten so viele der Besucher.
Immer wieder tauchten in ihren Berichten bekannte Bochumer Orte auf. „Nicht nur die Stolpersteine erinnern an dieses dunkle Kapitel der Geschichte“, so Scholz. Aufgelockert wurde die Veranstaltung von musikalischen Beiträgen des FaGot-Chores, begleitet von Klaviermusik.
Kritik an Rechtspopulisten
Die Bochumer SPD beendete frühzeitig ihre Klausurtagung, um teilzunehmen. Für die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die in ihrer Geschichte selbst Opfer der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime wurden, sei das Bekenntnis gegen das Vergessen dieses schrecklichen Verbrechens zentral.
In Duisburg und anderen Städten versuchten Nazis und Rechtspopulisten den Tag für sich zu benutzen. „Hier wird auf schreckliche Art und Weise Geschichte verklärt“, so der Bochumer SPD-Vorsitzende Thomas Eiskirch.