Bochum. . Am kommenden Sonntag jährt sich die Befreiung der Insassen aus dem größten Konzentrationslager der Nazi-Schergen durch die Rote Armee. Dazu gibt es drei große Veranstaltungen, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.

Es gibt Worte, die verlieren nicht an Schrecken. Egal, wie oft man sie hört, liest oder sagt. „Vernichtungslager“ gehört dazu, „Auschwitz“ oder „Holocaust“ ebenso. Sie bedrücken umso mehr, wenn jemand sie ausspricht, dessen Familie während des Zweiten Weltkriegs unter dem Nazi-Terror zu leiden hatte.

„Was mich schmerzt, ist, dass junge Schüler und Studenten kaum etwas über den Holocaust wissen“, erzählt Felix Lipski, der in den Jahren 1941 bis 1943 im Ghetto in der weißrussischen Hauptstadt Minsk lebte. Lipski ist Mitglied der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen. „Der Holocaust ist nicht nur Auschwitz. Auschwitz ist nur ein Symbol.“

Die Namen von 600 Opfern

Am kommenden Sonntag jährt sich die Befreiung der Insassen aus dem größten Konzentrationslager der Nazi-Schergen durch die Rote Armee. Mit drei großen Veranstaltungen wollen die Jüdische Gemeinde, die Christuskirche und der deutsch-polnische Kunst- und Kulturverein „Kosmopolen“ der sechs Millionen Opfer des Nationalsozialismus gedenken.

In einer Gedenkveranstaltung in der Bochumer Synagoge (Erich-Mendel-Platz 1 in Bochum) werden ab 15 Uhr die Namen von 600 Menschen aus Bochum und Wattenscheid verlesen, die vom Nazi-Regime deportiert und hingerichtet wurden. Anschließend berichten Schüler der Märkischen Schule und der Maria-Sibylla-Merian-Schule von ihren Forschungsreisen nach Auschwitz. „Dort haben sie Archivarbeit geleistet“, erklärt Lipski.

„Innerhalb einer kurzen Zeit wurden 500.000 ungarische Juden getötet“

In der Christuskirche (Westring 26 a in Bochum) liest der ungarische Autor György Konrád ab 17 Uhr aus seinen zwei Werken „Über Juden“ und „Glück“. Gerade die Judenverfolgung in Ungarn während des Dritten Reichs zeige, wie nahe das europäische Judentum vor seiner Auslöschung stand, sagt Pfarrer Thomas Wessel. „Innerhalb einer kurzen Zeit wurden 500.000 ungarische Juden deportiert und getötet. In wenigen Monaten hatten es die Faschisten fast geschafft, die gesamte jüdische Gemeinschaft in Ungarn wegzumorden.“ Konrád gelang mit elf Jahren die Flucht. Als Vorsitzender der Schriftstellervereinigung P.E.N. und der Akademie der Künste war er die „große jüdische Stimme Europas“, wie Wessel sagt. Der Eintritt beträgt fünf Euro.

Im Planetarium (Castroper Straße 67) liest ab 19 Uhr Dariusz Muszer aus seinem Buch „Gottes Homepage“ auf Einladung des Vereins „Kosmopolen“. Um 20 Uhr führen Robert Kusiolek, Pawel Postaremczak und Elena Chekanova ein eigens für den Abend komponiertes Stück auf. Der Eintritt beträgt 11 Euro und 8,80 Euro ermäßigt. „Es wird unterhaltsam, an einigen Stellen wird es aber auch weh tun“, prophezeit Emanuela Danielewicz, die Vorsitzende des Vereins.