Bochum. . Tannen, Fichten, Kirschen und eine Birke, so sah es noch vor ein paar Tagen in einem Innenhof hinter Mietshäusern in Bochum-Hamme aus. Geblieben ist nach dem Kahlschlag durch die Bochumer Wohnstätten eG allein ein Magnolienbaum. Über die Fällaktion sind die Anwohner erzürnt. Die Bochumer Wohnstätten eG verteidigen sich.
Hinter Mietshäusern der Hildegard - und Haldenstraße in Hamme gab es einen wilden Garten. Dort wuchsen Tannen, Fichten, Kirschen und eine Birke in einem Innenhof, etwa so groß wie ein halbes Fußballfeld. Fast nichts davon ist übrig geblieben. Nur ein einsamer Magnolienbaum treibt jetzt seine Blüte auf Brachland. Baumreste sind am Rand aufgetürmt, die Erde ist wüst umgegraben. In den Vorgärten sieht es nicht besser aus.
Diese Maßnahme der Bochumer Wohnstätten eG hat die Mieter offensichtlich erzürnt. In einem anonymen Brief an die WAZ-Redaktion heißt es: „Wir sind zutiefst schockiert, zumal wir darüber nicht informiert oder dazu gefragt wurden, wie wir uns unseren Garten vorstellen.“ Eine Nachfrage bei der Stadt habe ergeben, dass mehr Bäume gefällt als genehmigt worden seien, heißt es weiter. Laut Brief hätten nur drei Bäume gefällt werden dürfen, doch faktisch seien mindestens sechs Wildkirschen abgeholzt worden.
„Wir haben mit Genehmigung gefällt“
Thomas Dovern, Leiter der Technikabteilung der Bochumer Wohnstätten, versicherte auf Nachfrage der WAZ-Redaktion: „Wir haben mit Genehmigung gefällt und werden noch im Frühjahr nachpflanzen.“ Der Großeinsatz im Februar, bei dem aus dem grünen Kleinod eine Naturruine wurde, sei im Rahmen der Sanierung und Modernisierung der Wohnhäuser, vollzogen worden. Einige Bäume seien morsch gewesen und nicht mehr standsicher. Die Lichtverhältnisse in den Wohnungen seien ein weiterer Grund für die Abholzaktion. Bereits im Frühjahr 2012 hätten die Bochumer Wohnstätten ihre Mieter über die anstehenden Maßnahmen informiert, so Dovern.
Ob alle Bäume mit Genehmigung gefällt worden sind, will die Stadt klären. Denn dort sei der Kahlschlag als Ordnungswidrigkeit gemeldet worden, informierte Stadtsprecherin Barbara Gottschlich. Am vergangenen Mittwoch sei ein Mitarbeiter vor Ort gewesen, um die Sachlage zu sichten. „Laut erstem Augenschein könnte es in Ordnung sein“, teilte sie mit. Allerdings könne dies abschließend nur ein Mitarbeiter beurteilen, der das Grundstück vor der Maßnahme in Augenschein genommen hatte und derzeit Urlaub habe.
Weiter bestätigte sie, dass sechs Bäume gefällt werden durften: drei Kirschen, die Schäden aufwiesen und nicht mehr standsicher waren sowie drei Nadelbäume, für die Laubbäume nachgepflanzt werden müssten. Darüber hinaus seien Fichten entfernt worden, die nicht unter die Baumschutzsatzung fielen.
Ein Hochbeet zum Selbstgestalten
Doch auch wenn am Ende herauskommt, dass keiner der Bäume unrechtmäßig gefällt worden ist, es bleibt der Blick aus dem Fenster auf Ödnis. Bei einem Rundgang an der Hildegardstraße äußerten einige Anwohner, ohne ihre Namen nennen zu wollen, dass sie hofften, die Bochumer Wohnstätten richten den Garten wieder her. Darunter eine ältere Dame: „Es ist schon traurig. Als ich hier eingezogen bin, habe ich in ein schönes Waldstück geguckt und jetzt schaue ich auf eine rissige Mauer.“ Thomas Dovern beteuerte, dass schon im Mai etwa 280 heimische Wildgehölze die Trauer um die alten Bäume mildern sollen und die Bewohner ein Hochbeet selbst gestalten könnten.