Bochum. . Was in diesen Wochen besonders auffällt: Überall im Stadtgebiet wird teils kräftig abgeholzt. Entlang von Straßen, auf privaten Grundstücken, aber auch in Parks fallen Bäume der Säge zum Opfer. Im vergangenen Herbst hat die Politik das Fällen von gut 450 Bäumen im Stadtgebiet genehmigt.
Das sagen Bürger
Was in diesen Wochen besonders auffällt: Überall im Stadtgebiet wird teils kräftig abgeholzt. Entlang von Straßen, auf privaten Grundstücken, aber auch in Parks fallen Bäume der Säge zum Opfer. Im vergangenen Herbst hat die Politik das Fällen von gut 450 Bäumen im Stadtgebiet genehmigt.
Dabei hat Dr. Werner Herzog aus Grumme den Eindruck: „Wer offenen Auges durch Bochum geht, dem wird schnell bewusst, in welch’ großem Ausmaß in diesem Frühjahr Bäume gefällt werden – weitaus krasser als in den Vorjahren. Mir als Bürger scheint es so, dass der Baumbestand derzeit doch weit über das notwendige Maß durch solche ,Pflegemaßnahmen’ angegriffen wird.“
Sorge um die Vögel
Um Vögel, in dem Fall Spechte, sorgen sich die Eheleute Röser in Weitmar. „Da kommen 14 Bäume neben dem Sportplatz Hasenkamp-straße weg, die schützten die Wohnbebauung ein wenig zu dem Fußballplatz ab. Außerdem nisten regelmäßig Spechte in den Bäumen.“
Immer mehr ältere Leser, die mobilitätseingeschränkt sind, etwa auch einen Rollator nutzen, beklagen unpassierbare Gehwege an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet. Edith Brune in Kornharpen sorgt sich um ihren 84-jährigen Mann, für den mit seinem Rollator der Bürgersteig an der Spreestraße ein Hindernis darstelle: „Ein Baum ragt mit seinem Wurzeln heraus und hat das Pflaster hochgedrückt. Auch die andere Straßenseite ist nicht nutzbar, weil zu schmal.“
Über vorschnelles Abholzen ärgerte sich auch Manfred König in Weitmar. Dort wurde auf dem Grundstück von Wohnungseigentümern ein Silberahorn beseitigt, 40 Jahre alt.
Das sagt die Stadt
Der Eindruck, dass jetzt mehr abgeholzt werde, sei richtig, sagt Michael Grothe vom Grünflächenamt. „Es darf nur während der Vegatationsruhe gefällt werden, also vor Beginn der Brutzeit.“
Den Vorwurf, die Stadt würde beim Frühjahrsschnitt für „Kahlschlag“ sorgen, weist er zurück: „Da werden wir wohl in einen Topf geworfen etwa mit dem Landesbetrieb Straßenbau, der sehr augenfällig die Böschungen freigeschlagen hat.“
Die Baumschutzsatzung schützt Bäume ab einem Stammesumfang von 80 cm, ausgenommen seien Birken, Weiden und Pappeln. Müssen für Baumaßnahmen oder wegen Erkrankung Bäume weg, schreibt die Satzung Ersatz vor. „Das gilt gleichermaßen für Privatleute wie für die Stadt.“
Verkehrssicherheit geht vor
Im Fall des Sportplatzes am Wiesental handelte es sich um Pappeln. „Hier ging die Verkehrssicherungspflicht vor“, sagt Grothe. Die Bäume standen im Durchgang und galten nach einer Überprüfung nicht mehr als bruchsicher. Klaus Retsch, Leiter des Sportamtes, kennt das Risiko bei Pappeln: „Die wachsen hoch und sind oft hohl; das kann gefährlich werden.“
Das Problem der Stolperfallen auf Gehwegen ist bekannt, sagt Michael Grothe. „Wenn uns Hinweise von Bürgern erreichen, sehen wir zunächst zu, den Strasßenbaum zu erhalten.“ Dazu wird das Pflaster, das herausgedrückt wurde, beseitigt und mit einer neuen Decke geglättet. „Manchmal wächst die Wurzel weiter, dann wiederholen wir das Bemühen.“ Hilft das nichts, müsse der Baum eben gefällt werden, weil er als Gefahr gelte.
Das Grünflächenamt hat den Silberahorn auf dem Privatgrundstück begutachtet und eine „Wassertasche“ als Verletzung festgestellt. Fällgenehmigung wurde erteilt.