Bochum. Die Bochumer Opel-Arbeiter wollen sich nicht kampflos mit dem Aus für ihr Werk abfinden. Am Freitag standen die Bänder zeitweise still. Und das soll erst der Anfang sein, kündigt der Betriebsrat an. Laut einem Medienbericht will der Autobauer mindestens 1000 Jobs in Bochum erhalten.
Die Opel-Arbeiter in Bochum wollen um ihr Werk kämpfen. Nachdem die Firmenspitze zu Wochenbeginn ihre Pläne für das Ende der Autoproduktion nach 2016 bekanntgegeben hatte, gab es am Freitag erstmals größere Protestaktionen. Während der Frühschicht standen die Bänder wegen einer Informationsveranstaltung für rund eine Stunde, bestätigten Sprecher von Werk und Betriebsrat.
Ähnliche Veranstaltungen seien für die Mittagsschicht und für die Nachtschicht geplant, sagte ein Sprecher des Betriebsrates. "Und das ist erst der Anfang, wir fangen erst mal klein an." In Bochum sind derzeit noch gut 3000 Mitarbeiter beschäftigt.
Opel will angeblich 1000 Stellen in Bochum erhalten
Einem Magazinbericht zufolge will Opel auch nach der Schließung seines Bochumer Automobilwerks mindestens 1000 Arbeitsplätze an dem Standort erhalten. Dies berichtete die "Wirtschaftswoche" am Freitag unter Berufung auf Konzernkreise. Opel war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern wollte Opel-Interimschef Thomas Sedran dem Magazin gegenüber keine detaillierten Zahlen nennen. "Im Warenverteilzentrum arbeiten heute 430 Menschen, in Zukunft werden es wahrscheinlich mehr sein, denn wir planen einen Ausbau. Bei der möglichen Komponentenfertigung reden wir ebenfalls von einer dreistelligen Zahl an Arbeitsplätzen. Wie viele Jobs ein zusätzliches Drittgeschäft macht, kann ich heute noch nicht sagen." Betriebsbedingte Kündigungen sollen aber vermieden werden. Dies sei ein "klares Ziel" des Unternehmens, sagte Sedran
Arbeitnehmer in Spanien verzichten auf ein Drittel ihres Gehaltes
Die Arbeitnehmervertreter wollen die Einstellung der Autoproduktion in Bochum nicht akzeptieren. Der Familienvan Zafira müsse auch nach 2016 in Bochum gefertigt werden und außerdem der neue Mini-Van Mokka nach Bochum kommen, fordern sie auf einem Informationsblatt. Offenbar wolle die Werksleitung den Mokka nach Spanien vergeben, weil die Beschäftigten dort zu einem 30-prozentigen Lohnverzicht bereit seien, heißt es darin.
Die Beschäftigten sind außerdem verärgert, weil die Werksleitung die ursprünglich für diesen Samstag geplante Feier zum 50-jährigen Bestehen des Bochumer Werks abgesagt hat. Betriebsratschef Rainer Einenkel hatte die mit Sicherheitsbedenken begründete Entscheidung "armselig" genannt. Im traditionsreichen Bochumer Werk waren unter anderem zahlreiche Generationen des Opel Kadett gefertigt worden.
Sogar Arbeitgeber haben Verständnis für Wut der Opelaner
SPD Kanzlerkandidat Peer Steinbrück kritisierte den Opel-Mutterkonzern General Motors scharf. GM habe die deutschen Opel-Werke über eine gemeinsam Kasse "buchstäblich ausgeplündert", sagte er am Donnerstagabend in der ARD-Sendung "Beckmann". Staatliche Hilfen für Opel lehnte er ab. "Ich würde keine Staatshilfen geben für ein Automobilwerk, das bei der augenblicklichen Lage des Automarktes betriebswirtschaftlich nicht zu halten ist."
Unterstützung bekamen die Opelaner sogar aus dem Arbeitgeberlager. Der Unmut sei "verständlich", sagte der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, Dirk Erlhöfer, laut Mitteilung. "Die Schließung der Bochumer Fahrzeugproduktion bedroht nicht nur tausende Menschen mit Arbeitslosigkeit, sondern schreckt noch mehr potenzielle Opelkäufer ab." (dpa)