Bochum. . Vor einem halben Jahrhundert ließ sich Opel mit zwei Werken in Bochum nieder. Doch bevor das passieren konnte, musste die Stadt enorme Kosten auf sich nehmen. Es war die größte deutsche Industrie-Neugründung nach dem Krieg.
Die Ansiedlung von Opel in Laer und Langendreer war vor einem halben Jahrhundert ein Coup, der bundesweit Schlagzeilen machte. Bochum war damals eine der wenigen Städte im Ruhrgebiet, die in der grassierenden Kohlekrise plötzlich eine neue, saubere Industrie mit offenkundig großer Zukunft realisieren konnte.
Welch’ enorme Vorleistungen von Seiten der Stadt nötig waren, bis die Opel-Werke am 10. Oktober 1962 die Produktion aufnehmen konnten, ist heute fast schon vergessen.
Spektakulärer Deal
Als Opel nach Bochum kam, war das zwar nicht weniger als die größte deutsche Industrie-Neugründung nach dem Krieg, aber der Tausch Kohle gegen Neue Technologie war teuer erkauft. Man geht heute davon aus, dass die Stadt Bochum, um den Zuschlag für den spektakulären Opel-Deal zu bekommen, mindestens 100 Millionen (!) DM als Vorleistung aufbringen musste.
Anfang 1960 hatte die Adam Opel AG Rüsselsheim – schon damals eine Tochter von General Motors/GM – streng geheim über die NRW-Landesregierung den Kontakt mit der hiesigen Stadtspitze unter OB Fritz Heinemann (SPD) aufgenommen. In der Bundesrepublik herrschte Hochkonjunktur, Arbeitskräfte waren knapp; da schien das Ruhrrevier mit seinen zu Tausenden freigesetzten Kumpels für die Werksgründung ideal. Bald war die 1958 stillgelegten Zeche Dannenbaum in Laer als Standort für das Autowerk ausgeguckt.
Stadt übernahm Bergschadenrisiko
Daneben wünschte Opel sich das Areal der Zeche Bruchstraße in Langendreer – doch dieser Pütt förderte noch, und der Grund, auf dem er stand, gehörte nicht der Stadt, sondern der Bochumer Bergbau AG (BBAG). Nach knochenharten Verhandlungen ließ die BBAG schließlich locker – unter der Knebel-Verpflichtung, dass die Stadt das keinesfalls überschaubare Bergschadensrisiko für die 1,3 Millionen Quadratmeter großen Flächen in Laer und Langendreer übernahm.
Und das war noch nicht alles, denn zum Kaufpreis für Grund und Boden kamen die Kosten für die Anbindung der zwei Werksteile an das Straßen- und Schienennetz sowie für die Versorgung mit Gas, Wasser, Strom. In welcher Schieflage diese Rechnung stand, belegt der Grundstücks-Verkaufspreis, den Bochum der Opel AG in Rechnung stellte: Er betrug lediglich 2 DM pro Quadratmeter.
Am 20. Mai 1960 wurde das Geheimnis gelüftet. GM hatte für den Werksneubau die selbst für Wirtschaftswunderzeiten atemberaubende Summe von 1,1 Milliarden DM vorgesehen. Mit diesem Geld war alles möglich, in wachsendem Tempo schossen die Fabriken in die Höhe. Am 10. Oktober 1962, mit der feierlichen offiziellen Eröffnung der Werke I und II, wurde Bochum Autostadt.