Bochum. . Die Absage der Opel-Jubiläumsfeier schlägt hohe Wellen. „Blöder geht’s kaum“, meinte Bochums IG-Metall-Chefin Ulrike Kleinbrahm. Und der Betriebsrat spricht von „Angst“ der Unternehmensleitung vor Solidaritätsbekundungen. Opel aber verteidigt seine Entscheidung.

„Noch blöder geht’s kaum“, kommentierte Ulrike Kleinebrahm, 1. Bevollmächtigte der IG-Metall, die Absage der Opel-Jubiläumsfeier durch die Werksleitung. Der WAZ sagte sie am Donnerstag: „Jetzt nicht das Kreuz zu haben, die Feier durchzuführen und die Solidarität der Menschen in der Region mit den betroffenen Beschäftigten aushalten zu können - das finde ich armselig.“ Die Entscheidung sei „nicht nachvollziehbar“.

Aufgrund Sicherheitsaspekten abgesagt

Die Opel-Werksleitung hatte die Feier am Mittwochabend abgesagt, weil sie „unter den geplanten Sicherheitsaspekten nicht mehr möglich ist“. Sie sei als Familienfest gedacht gewesen, aber wegen der zu erwarteten Solidaritätsbekundungen infolge der angekündigten Schließung der Autoproduktion würde sie einen anderen Charakter erhalten. Das habe ein größeres Sicherheitskonzept erfordert. Der Betriebsrat erwartete sogar 20 000 Menschen. Die Stadt hatte am Mittwoch von Opel einen neuen Antrag zur Genehmigung verlangt. Opel stellte ihn nicht - und strich die Party.

Ulrike Kleinebrahm lässt das Sicherheitsargument nicht gelten: „Ich glaube, dass Opel sich hinter der Aussage versteckt.“ Und: „Das zweite Mal so ein Fest abzusagen, finde ich eher peinlich.“ Bereits im Oktober war es einmal verschoben werden. Nun will die IG Metall Anfang 2013 selbst ein „Fest der Solidarität“ organisieren.

„Die Enttäuschung über das Verhalten von Opel ist groß“

Es soll „eine große Veranstaltung“ werden, erklärten die Opel-Betriebsräte Rainer Einenkel und Murat Yaman am Donnerstag. Und diese werde man sich „von Opel nicht verbieten lassen“. Näheres zu Art und Inhalt wurde noch nicht bekannt.

„Die Enttäuschung über das Verhalten von Opel ist groß“, betonten die Betriebsräte. Die Unternehmensleitung habe „Angst“ vor den Solidaritätsbekundungen gehabt. „Aber das wäre niemals ein Grund für die Absage gewesen.“

Opel-Sprecher Alexander Bazio äußerte sein Verständnis für Solidaritätsbekundungen. „Das respektieren wir“, sagte er der WAZ. Aber dadurch entstehe „eine andere Situation“. Tatsache sei, dass die Lage am Samstag vor Ort in den Werkshallen dann „nicht kalkulierbar“ sei.

„Wir sind bemüht, Aufwandsentschädigungen zu leisten, selbstverständlich“

Die Vorbereitungen für das Jubiläumsfest waren bereits in vollem Gange. Um 11.30 Uhr sollten im Werk 1 die Tore geöffnet werden, um den Beschäftigten bei der Montage der Autos zusehen zu können. Es sollten die Musiker „Crazy Bones“, Pamela Falcon und „Percival“ auftreten. Eine Oldtimer-Ausstellung war ebenso geplant wie ein Weihnachtsmarkt im Presswerk - und anderes mehr. Seit Donnerstagmorgen sagt Opel aber allen Beteiligten ab.

Teilweise waren auch Verträge geschlossen worden. Bazio: „Wir sind bemüht, Aufwandsentschädigungen zu leisten, selbstverständlich. Es wird niemand einen materiellen Schaden haben.“ Freilich: Denen, die sich auf das Fest gefreut hätten, könne man die Enttäuschung nicht erstatten.

IHK-Chef Helmut Diegel übt scharfe Kritik

Auch Helmut Diegel, Hauptgeschäftsführer der in Bochum ansässigen IHK Mittleres Ruhrgebiet, kritisiert die Absage scharf. Er sieht sie als weiteren Versuch des GM-Managements, die Bochumer Opel-Belegschaft, die Stadt und die Region zu zermürben. „Hier wollte man nicht zulassen, dass eine Welle der Solidarität für das Opel-Werk Bochum und gleichzeitig Kritik an GM von der Werksfeier in die Republik hinausschwappt – das ist der wahre Grund der Absage, die den Menschen in Bochum wie eine Demütigung vorkommen muss.“ Und weiter: „Wir sind inzwischen an dem Punkt – auch vor dem Hintergrund der Ankündigung der Werksschließung zwei Wochen vor Weihnachten – an dem man schlicht und einfach an die Adresse dieser amerikanischen Automanager sagen muss: So geht man nicht mit Menschen um.“