Bochum. Die Opel-Führung hatte den Beschäftigten am Montagmorgen auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt, dass im Bochumer Werk nach 2016 keine kompletten Fahrzeuge mehr produziert werden. Ein Überblick über Reaktionen von Beschäftigten und aus der Politik.

Andreas Graf Praschma leidet an diesem schwarzen Tag für das Opel-Werk in Bochum mit seinen ehemaligen Kollegen. Der ehemalige Opel-Pressesprecher ist über das Aus in Bochum nicht überrascht: "Endlich ist die Wahrheit raus. Der Schock ist nicht die Nachricht, sondern die Art und Weise, wie sie überbracht wurde". Das sei "menschenverachtend" gewesen.

Die Bochumer seien "schlechte Nachrichten gewohnt. Ich erinnere nur an Nokia. Ich glaube nicht, dass mögliche neue Zuliefererbetriebe die Arbeitsplätze auffangen können". Der Witz sei, sagt Graf Praschma, "dass wenn bei General Motors irgendwo auf der Welt der Baum brennt, Profis aus Bochum zu Rat geholt werden."

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Der 22-jährige Fati Sarisa ist Auszubildender bei der Elektrotechnik bei Opel Bochum. Er ist über das Opel-Aus in Bochum "schockiert". Er hätte sich gewünscht, "dass Opel in Bochum mit weiteren neuen Modellen bestehen bleibt. Das hier ist der Absturz. Wie soll das jetzt in Bochum weiter gehen? Für Jugendliche gibt es nur noch Hartz IV."

IG Metall: "Wir werden nicht hier abwarten und in Ruhe Autos bauen"

Opelaner Steffen Reichelt von der IG Metall schwört auf den Zusammenhalt der Beschäftigten: "Wir werden nicht hier abwarten und in Ruhe Autos weiter bauen, bis das Werk abgewickelt ist. Wir waren immer am stärksten, wenn wir als Gewerkschaft geschlossen und konsequent gehandelt haben."

Opel"Das ist ein Schlag ins Gesicht des Ruhrgebiets", sagte Opelaner Rolf Plumhoff-Klein. Sarkastisch fügt er hinzu: "Zu Weihnachten ist das noch ein schönes Geschenk."

Einenkel: "Nervenkrieg, der nicht zum Aushalten ist"

Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel möchte zu diesem Zeitpunkt noch nicht an Angebote denken, die in Zukunft den Opel-Mitarbeitern zur Schließung ihres Werks gemacht werden könnten: "Man scheint der Meinung zu sein, dass man mit dem Geldkoffer in der Hand unsere Mitarbeiter mürbe machen kann."

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Er spielt damit darauf an, dass Opel versuchen wolle, langjährige Arbeitnehmer durch das Zahlen von Abfindungen, einfach und unkompliziert entlassen zu können.

Für Opelaner, die jung sind und aufgrund ihrer Ausbildung bei anderen Unternehmen noch eine Zukunft haben könnten, beschreibt er die Situation als "Nervenkrieg, der nicht zum Aushalten ist."

Opel-Aus für Kraft "traurige Nachricht" 

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat mit Betroffenheit auf das verkündete Aus für die Autoproduktion am Opel-Standort Bochum reagiert. Dies sei eine "traurige Nachricht" für Opel und die Beschäftigten sowie die Region und das Land Nordrhein-Westfalen. "Jetzt muss es darum gehen, den Opel-Vorstand beim Wort zu nehmen. Es muss ernsthaft und belastbar an einer Perspektive für den Standort gearbeitet werden", sagte die NRW-Regierungschefin.

Opel-Aus ist "schwerer Schlag" für Industriestandort Bochum

Die Bundesregierung bezeichnet das Aus für die Autoproduktion im Bochumer Opel-Werk als "schweren Schlag" für die Angestellten und den Industriestandort.

"Die Bundeskanzlerin und die Bundesregierung bedauern diese Entscheidung ganz außerordentlich", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter am Montag in Berlin. Man habe die Erwartung, dass die Firma alles unternehme, um sozialverträgliche Lösungen zu finden. Ein schwacher Trost sei, dass der Schritt erst 2016 erfolgen soll.

Auch ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums nannte die Entscheidung eine "bittere Nachricht" für die ganze Region. Er äußerte Verständnis für den Ärger der Mitarbeiter, da einige Entscheidungen der Unternehmensleitung "nicht hilfreich" gewesen seien. Nun müssten das Land und die Kommunen sich vor Ort bemühen, neue Investoren für den Standort Bochum zu gewinnen.

"Niemand darf in die Arbeitslosigkeit entlassen werden" 

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Die Landesregierung fordert vom Opel-Vorstand rasch ein präzises Konzept für alternative Entwicklungen am Bochumer Standort. In Gesprächen mit allen Beteiligten müsse auch der finanzielle Rahmen thematisiert werden. "Das Unternehmen muss Verantwortung übernehmen. Niemand darf in die Arbeitslosigkeit entlassen werden", forderte Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD).

Zusammen mit der Adam Opel AG und dem Mutterkonzern General Motors hatte die Landesregierung im Oktober eine gemeinsame Arbeitsgruppe gebildet. Dort soll über die Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region sowie innovative Technologien gesprochen werden. Zu dieser "Bochum Perspektive 2022" müsse sich Opel klar bekennen, sagte Duin.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sieht in der Entscheidung des Opel-Managements einen "Schlag für die betroffenen Arbeitnehmer und ihre Familien". Gerade vor Weihnachten belaste dies "doppelt schwer". Jedoch habe sich die Entwicklung bereits in den vergangenen Jahren angedeutet.