Bochum.
Als der Mann vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen Timo Tasche sieht, macht er eine deutliche Geste, unschwer zu deuten, als „der spinnt ja“. Mag sein, dass Timo Tasche aus Marl so seine Probleme hat, doch er ist da bei drei Grad Frost an diesem Morgen vor Tor Eins. Schlägt die Trommel, wie er es bereits bei der großen Protestwelle 2004 getan hat. Er trommelt seine Wut heraus. Was kümmert es ihn, dass die Presseagenturen sogar die Anweisung haben, ihn nicht zu fotografieren. Er ist da an diesem Morgen der Ernüchterung.
Wenig später kommt Rainer Einenkel vor das Werkstor; im dünnen Pulli. Als ein Wachmann ihm eine warme Weste reichen möchte, winkt er müde ab. „Wir werden was tun. Sicher. Aber das geht doch nur gemeinsam. Jetzt stehen erst einmal Verhandlungen im Vordergrund.“ Einenkel weiß in diesem Moment, dass die Protest-Aktion von linken Gewerkschaftern rund um Steffen Reichelt, mittlerweile Nummer 2 in der mächtigen Vertrauenskörperleitung, Unruhe gestiftet hat und ein bestimmtes Licht auf den Betriebsrat wirft.
Protest dauerte zwei Stunden
Was war passiert? Zunächst hatte die Frühschicht um 6 Uhr scheinbar ganz normal den Dienst aufgenommen. Doch auf ein Zeichen stellte um Punkt 7.30 Uhr ein gutes Dutzend Leute die Arbeit ein. Betroffen war unter anderem die Endmontage. Während Reichelt mit anderen durchs Werk zog, stockte die Produktion, was Opel-Sprecher Alexander Bazio ein wenig zähneknirschend eingestehen musste. „Das waren rund 60 Leute, die durch die Hallen gezogen sind. Es kam zu Behinderungen, ja.“
Nach anderen Darstellungen beteiligten sich bis zu 300 Opelaner, eine Zahl, die durchaus einen Produktionsstillstand nach sich ziehen kann. Erst zwei Stunden später kehrten die Protestler wieder zurück an ihre Plätze am Band.
Aufsichtsratssitzung soll Aufschluss bringen
Rainer Einenkel fährt am gleichen Tag zu Tarifverhandlungen, wo es darum geht, was aus der Stundung der Tariferhöhungen werden soll, wo Verhandlungen über Bochum wenig Sinn machten. Was bei der Aufsichtssratsitzung Donnerstag herumkommt, kann er nicht sagen. „Eins ist sicher, am Freitag gibt es genug Grund die Leute zu informieren.“ Was das bedeuten kann, weiß bei Opel spätestens seit 2004 jeder, als eine „Dauerinformationsveranstaltung“ gehörig Druck erzeugte. Übrigens habe Einenkel bereits reichlich Solidarität erfahren, von Kirchen, aus der Politik und aus der Nachbarschaft der (Noch-)Autofabrik.
Timo Tasche, der zur Unperson erklärte Trommler aus Marl, hat zugehört. Dann geht er zurück zu Trommel und Papp-Plakat, direkt neben dem Torhaus. Er zuckt mit den Schultern: „Ich musste einfach kommen.“