Bochum. . Die Stehplätze in den Stadien müssen bleiben - das sagt die große Mehrheit der Menschen in der Diskussion um eine mögliche Abschaffung der Stehplätze zum Zwecke der Sicherheit.
Es gibt eingefleischte Stehplatzfans im VfL-Stadion, die kalauern: „Sitzplätze sind was fürn Arsch.“ Für diese Fans sind die Forderungen des Fifa-Chefs Joseph Blatter nach Abschaffung der Stehplätze wohl eine Zumutung. Die Fifa verweist aber auf mehr Sicherheit in den Stadien, nachdem einige Chaoten in der Kurve zuletzt verstärkt Randale veranstaltet hatten.
„Wir befinden uns am Scheideweg“, erklärt Arnold Plickert, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW. 15 Jahre lang arbeitete der Erste Polizeihauptkommissar in Polizei-Hundertschaften bei Fußballspielen auch in Bochum, zuletzt als deren Leiter. Wie die vergangene Saison mit ihren hässlichen Ausschreitungen geendet habe, so habe die neue Saison teilweise begonnen. „Das Bild setzt sich weiter fort.“ Als Beispiel nennt er Fans aus unteren Ligen.
„Ganz konsequent“ Stadionverbote durchsetzen
Plickert machte in einem WAZ-Gespräch drei Vorschläge:
- „Ganz konsequent“ müssten Stadionverbote durchgesetzt werden. Einige Vereine würden mucken, weil die Fanvertreter Widerstand leisten würden.
- Projekte für Fan-Betreuung müssten bessser finanziert werden. „Aber ich fürchte, dass das anders kommt.“ Etwa wegen Sparzwängen der Städte.
- Zeitnah nach einer Krawalltat müssten Strafprozesse beginnen, nicht erst mehrere Monate später. „Dann geht der Erziehungseffekt total verloren.“
Die GdP beziffert die Anzahl der gewaltbereiten Fans, die den Fußball nur „als Beibühne“ für ihre Gewaltbereitschaft benutzen, auf 4000 bis 4500 bundesweit. Trotzdem ist die GdP gegen eine Abschaffung der Stehplätze. Man dürfte wegen dieser 4000 bis 4500 Leute nicht alle anderen Stehplatz-Fans, die „zu 99,9 %“ friedlich seien, wie Plickert sagt, in „Sippenhaft“ nehmen.
„Das würde fatal für den Fußball werden.“ Fußball sei schließlich „eine Kultur“. Angesichts der vielen VIP-Bereiche, bei denen man sich frage, ob dort auch wirkliche Fußballfreunde säßen, sei die Atmosphäre in der Stehkurve umso wichtiger. „Wir brauchen eine gewisse Stimmung, eine gewisse Choreographie.“ Und: „Da sind die Ultras - zum Teil - positiv.“
Die Ostkurve hat 11.825 Stehplätze, hinzu kommen 1300 im Gästeblock. Sollten sie durch Sitzplätze ersetzt werden, gäbe es insgesamt rund 7000 Plätze weniger.
„Man steht im wahrsten Sinne des Wortes hinter seinem Verein“
Zurzeit scheint es unwahrscheinlich, dass ein Stehplatz-Verbot tatsächlich kommt. Das kann sich aber ganz schnell schon beim nächsten schweren Krawall ändern. Dennoch wird der VfL „stets dafür plädieren“, Stehplätze zu erhalten, wie VfL-Sprecher Christian Schönhals sagt. „Meisterschaftsspiele im Stehen zu verfolgen, hat nicht nur eine jahrzehntelange Tradition, es symbolisiert auch eine besondere Verbindung zum Verein. Hier ist in der Regel die Unterstützung am lautesten und leidenschaftlichsten. Man steht im wahrsten Sinne des Wortes hinter seinem Verein.“
Ähnlich äußert sich der neue Fanvertreter im Aufsichtsrat, Martin Volpers (51). „Die Stimmung geht kaputt, wenn die Stehplätze abgeschafft werden. Sie sollten so bleiben wie sie sind, definitiv. Fankultur ist vor allem auf Stehplätzen möglich, weil dort auch die meisten Fanclubs angesiedelt sind. Außerdem müssen Plätze für Geringverdiener bezahlbar bleiben.“ Außerdem seien Stehplätze gerade für Gruppen besser, weil man dort einfacher zusammen das Spiel sehen könne.