Essen. Frankfurt und Hannover überlegen, ihre Ultras durch Ticketpreiserhöhung zur Kasse zu bitten. Der Grund: Das Fehlverhalten einiger Fans kostet den Vereinen viel Geld. Für die Reviervereine kommt das nicht in Frage.

Heribert Bruchhagen, Vorstandschef von Eintracht Frankfurt, sorgte vor zwei Wochen für Aufsehen: Er verriet die Pläne seines Vereins, demnächst die Ticketpreise für die Frankfurt Ultras zu erhöhen. „Wir haben in dieser Saison schließlich auch schon wieder über 20 000 Euro Strafe bezahlt“, sagte Bruchhagen als Begründung.

Eine Überlegung, mit der er seit vergangenem Wochenende nicht mehr alleine da steht. Auch Martin Kind, Präsident des Bundesligaklubs Hannover 96, äußerte sich nun öffentlich, rigoros gegen Ultras vorzugehen, die mit ihrem Verhalten dem eigenen Verein schaden. Nachdem im Spiel gegen Bayern München einige Hannover-Anhänger erneut bengalische Feuer gezündet hatten, platzte dem 96-Boss der Kragen: „Das sind Kosten, die Dritte verursachen. Deshalb gibt es die Überlegung, diese Kosten durch höhere Eintrittspreise aufzufangen“, sagte Kind.

DFL, DFB und Uefa verbieten das Abbrennen von Pyrotechnik

Zum Hintergrund: DFL, DFB und Uefa verbieten das Abbrennen von Pyrotechnik, laut Martin Kind lehnen das in Hannover rund 250 Ultras ab und widersetzen sich. Hohe Geldstrafen für den Klub sind die Folge, die Probleme sind vergleichbar mit denen in Frankfurt. Demnach sollen gerade in der Nordkurve, in der die 96-Ultras zu Hause sind, die Tickets teurer werden. Kind: „Das ist eine relativ kleine Gruppe, für die es aber keinen rechtsfreien Raum geben darf. Auch wir als Verein müssen die Vorgaben beachten.“

Einen rechtsfreien Raum wollen die Verantwortlichen des MSV Duisburg in ihrer MSV-Arena auch nicht haben. „Gewalt und Randale haben im und ums Stadion herum nichts zu suchen, vor allem wenn Menschen zu schaden kommen – egal, ob dafür Ultras oder andere Fans verantwortlich sind“, sagt Martin Haltermann, Pressesprecher der Zebras. Daher müsse man mit aller Härte gegen diese Fans vorgehen. Die Preise für die Nordkurve zu erhöhen, oder zumindest für Teile davon, ist für Haltermann aber keine Lösung. „Eine solche Überlegung gibt es bei uns nicht“, betont er.

MSV setzt auf Dialog mit der Fanszene

Das bedeute jedoch nicht, dass der MSV für das Fehlverhalten einzelner Fans freiwillig Strafen in Kauf nimmt. „Wenn etwas vorfällt und der Verein bestraft wird, versuchen wir die Täter zu ermitteln und sie mit Geldstrafen zur Rechenschaft zu ziehen.“ Im besten Fall komme es jedoch erst gar nicht so weit, deswegen setzt Haltermann auf den Dialog mit der MSV-Fanszene. „Wir müssen gemeinsam für klare Verhältnisse sorgen und uns gemeinsam auf Sanktionen einigen“, sagt Haltermann, der derweil die Situation rund um die Arena nicht dramatisieren will. So sei die Duisburger Ultras-Szene nicht mit der in Frankfurt vergleichbar.

Auch bei den Erstligisten im Ruhrgebiet stellt sich das Thema „Ticketpreiserhöhung für Ultras“ nicht. S04-Pressesprecher Thomas Spiegel ließ per E-Mail verlauten, dass derartige Überlegungen, wie sie in Frankfurt und Hannover geäußert wurden, auch bei Schalke in der Diskussion standen. Derzeit wolle man sich aber nicht zu dem Thema positionieren. Eine Haltung, die auch die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund einzunehmen scheinen. Denn dort wurde eine Anfrage von DerWesten zu diesem Thema, trotz Nachhakens, auf die lange Bank geschoben.

Überführte Täter müssen für Geldstrafen haften

Während man beim VfL Bochum und bei Fortuna Düsseldorf lieber überhaupt keine Stellung nehmen möchte, ähnelt die Reaktion, die von Borussia Mönchengladbach kommt, der des MSV Duisburg. „Wir halten es nicht für richtig, die Verfehlungen einzelner Personen mit einer pauschalen Erhöhung der Ticketpreise für alle Fans bzw. eine große Fangruppe zu ahnden“, sagt Gladbachs Pressesprecher Markus Aretz.

Praxis bei der Borussia sei es, dass überführte Täter für Geldstrafen haften müssen, die dem Verein auferlegt wurden. Aretz betont: „Eine wirksame Einflussnahme auf die Fanszene und auch auf potentielle ‚Krawall-Fans’ ist nach unserer Überzeugung nur im ständigen Dialog mit den Fans und mit Hilfe einer professionellen Fanbetreuung möglich.“