Essen. Fifa-Präsident Sepp Blatter hat sich gegen Stehplätze in Fußballstadien ausgesprochen. Obwohl Blatters Argumentation Bruchstellen hat, erregt er Aufmerksamkeit. Es könnte sein, dass dem deutschen Profifußball Sitzplätze demnächst verordnet werden. Ein Kommentar.

Die Argumentationslinie hat natürlich ein paar Bruchstellen. Erstens können Familien auch in Fußballstadien gehen, wenn es in diesen Stehplätze gibt. Woche für Woche pilgern nämlich zum Beispiel Mamas und Papas mit ihren Kinderscharen in die deutschen Arenen. Zweitens sind Sitzplätze nicht einfach besser für die Sicherheit. Woche für Woche stehen nämlich zum Beispiel zig-tausende Menschen ganz friedfertig für ihren Fußball auf den Tribünen und demonstrieren damit: funktioniert. Aber an Bruchstellen in von Sepp Blatter hingestrichelten Argumentationslinien hat man sich ja gewöhnt.

Blatter erregt Aufmerksamkeit

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Dass der Präsident des Weltfußballverbandes mit seiner Sitzen-machen-Forderung dennoch Aufmerksamkeit erregt, liegt daran, dass er sie zu einem für Deutschland und die deutsche Fußballkultur sehr ungünstigen Zeitpunkt auf dem Nachrichtenmarkt platziert hat. Der Fußball hierzulande befindet sich in einer schwierigen Situation. Immer und immer wieder musste in den vergangenen Monaten über Gewalt in den Stadien und außerhalb der Stadien berichtet werden. Und es ist trotz diverser Versuche der Verantwortlichen auf der sportlichen und der politischen Ebene keine schnelle Problemlösung in Sicht.

Was das bedeutet? Es könnte sein, dass dem deutschen Profifußball die Sitzplätze demnächst verordnet werden. In einem Balanceakt auf brüchiger Argumentationslinie. In einem Akt, der vielen Menschen den Spaß rauben würde, weil wenige sich bescheuert verhalten. Dabei sollte man doch in einem Rechtsstaat davon ausgehen können, dass angestrebt wird, Sicherheit ohne Zwangsmaßnahmen gegen Unschuldige zu gewährleisten.