Bochum. .

100.000 Euro mehr soll die „Zeche“ in Weitmar pro Jahr an die Gema zahlen, wenn die Tarife tatsächlich so ansteigen wie geplant. „Dann“, sagt Geschäftsführer Peer Meyer, „müssen wir nicht mehr über ein Weiter reden. Das könnten wir nicht erwirtschaften.“

13.000 Euro – so hoch liegen die jährlichen Tarife für den Club in Weitmar heute. „Unsere Gema-Ansprechpartnerin hat uns ausgerechnet, dass wir ab 2013 dann 130.000 Euro zu zahlen hätten. Damit fräße die Gema die gesamten Umsätze auf.“ Die zehn Prozent des Eintritts, von denen die Gema spricht, stimmten nicht, sagt Meyer: „Sie hat selbst keine verlässlichen Zahlen. Doch die Neuregelung hätte keine aufschiebende Wirkung; d.h.: Ich müsste zahlen, auch, wenn ich vor der Schließung stehe und eine Klage noch nicht entschieden wäre.“

Auch Vereine sind betroffen

Die Verwertungsgesellschaft will die Tarife nach 50 Jahren ab Januar nächsten Jahres erhöhen. Insbesondere Discobetreiber laufen dagegen Sturm. Zurzeit läuft ein Schlichtungsverfahren, auf dessen anderer Seite u.a. der Gaststättenverband Dehoga steht. Claus Altendorf ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer für Bochum: „Nach den neuen Berechnungen je nach Größe der Halle und Eintrittsgeld sollen Diskotheken ab der fünften Stunde das Doppelte an Tarifen zahlen: Das wird an Existenzen gehen.“ Für kleine Clubs könnte es günstiger werden. Es treffe aber nicht allein die Clubs. Auch Vereine würden ein Riesenproblem bekommen – Schützenfeste, Gemeindeveranstaltungen. „Wir schreiben in diesen Tagen landesweit die Vereine an.“

GEMA 2013 lässt Discos zittern

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    Die Höntroper Gänsereiter könnten eine Erhöhung von zehn Prozent nicht stemmen. Sie veranstalten ihren Königsball am Rosenmontag mit Showband und Disc-Jockey. Sprecher Achim Hehrs: „Bislang sind wir übers Jahr mit einer vierstelligen Summe dabei – das ist nicht wenig. Wenn es nun teurer wird, können bestimmte Feste nicht mehr stattfinden. Wir machen ja keinen Reibach damit. Doch was genau auf uns zukommt, ist bislang nicht bekannt.“

    Veranstaltungen ohne Musik

    Die Bezirksvertretungen finanzieren bislang Stadtteilveranstaltungen. Thomas Weckermann, Prokurist von Bochum Marketing: „Ob die angesichts des geschröpften Haushalts dann noch zu finanzieren sind? Der Gerther Sommer und das Volksfest Grummer Teiche sollen von jetzt 429 auf 725 Euro steigen, die Bürgerwoche Ost von 1957 auf 3168 Euro.“ Den Musiksommer erwägt Bo-Marketing, um einen Tag zu kürzen. Der Weihnachtsmarkt verteuerte sich von 14.000 auf 20.000 Euro. „Es stehen Straßenfeste auf dem Spiel. Bundesweit wird erwogen, sie ohne Musik zu veranstalten.“

    Der „Prater“ hat sich am Samstag an der Protestaktion „fünf von zwölf“ beteiligt: Vor Mitternacht wurde die Musik für fünf Minuten abgestellt. „Wir haben die Gäste vorher in Kenntnis gesetzt, und sie zeigten viel Verständnis“, sagt Betriebsleiter Thorsten Scheibe. „Die Gema interessiert doch nicht, ob die Einnahmen rückläufig sind; es wird pauschal versteuert. Das würde auch uns in die Insolvenz nötigen, was immerhin 140 Arbeitsplätze aufs Spiel setzte.“ Der Prater will sich an einem Projekt beteiligen, bei dem nur noch gema-freie Stücke gespielt werden.