Berlin. Club-Besitzer fürchten durch die Gebührenerhöhung der Gema um ihre Existenz. Sie sollen zehn Prozent des Umsatzes aus Eintrittsgeldern an die Urheber zahlen. Die Verwertungsgesellschaft sieht darin kein Problem und verteidigt ihr neues Tarifsystem. Es sei gerechter als die bis bisherigen Regelungen.
Der festgefahrene Tarifstreit zwischen der Verwertungsgesellschaft Gema und der Clubszene kann sich noch hinziehen. Eine Entscheidung des Schiedsstellenverfahrens beim Deutschen Patent- und Markenamt müsse innerhalb eines Jahres getroffen werden, sagte der Hamburger Bezirksdirektor Lorenz Schmid am Montag in Berlin. Er verteidigte das bei Club-Betreibern für scharfe Proteste sorgende neue Tarifsystem ab 2013 als gerechter als die bisherigen Regelungen. Betreiber von Diskotheken befürchten hingegen ein Clubsterben und wollten am Abend in Berlin mit einer Kundgebung protestieren.
Laut Gema werden künftig alle Veranstalter gleich behandelt und mit Blick auf Raumgröße und Eintrittsgeld lizenziert. Zehn Prozent des Umsatzes aus Eintrittsgeldern soll nach den neuen Tarifen als Vergütung für die Urheber angerechnet werden. Schmid sagte: "Ich sehe kein Problem für den Veranstalter, wenn er von zwölf Euro 1,20 Euro abführen muss." Er könne nicht erkennen, "dass eine Diskothek dadurch zukünftig nicht mehr betrieben werden kann".
Club-Besitzer fürchten Gebührenerhöhungen von bis zu 600 Prozent
Club-Betreiber beklagen dagegen Gebührenerhöhungen von durchschnittlich 400 bis 600 Prozent. Laut Rechnung der Berliner Clubcommission steigen die Gema-Gebühren für einen mittelgroßen Club von 28.000 auf 174.000 Euro pro Jahr. Auftritte von DJs oder Band "würden dann für Gäste nicht mehr bezahlbar sein", sagte Sprecher Lutz Leichsenring. Für Tausende Touristen, die wegen des Musikangebotes nach Berlin kämen, würde die Hauptstadt unattraktiv. Ab 18.00 Uhr wollten die Gegner der neuen Veranstaltungstarife mehrere Stunden lang vor dem Berliner Frannz-Club protestieren, wo die Gema zeitgleich ein Mitgliederfest veranstaltet.
Nach Angaben der Gema sind die neuen Tarife, die übrigens nicht für Konzerte gelten, einfacher und nachvollziehbarer als bisher. Statt elf Tarifen soll es künftig nur noch zwei geben. Aktuell lizenziert die Verwertungsgesellschaft eine Million Einzelveranstaltungen mit Musik sowie 500.000 regelmäßige Veranstaltungen pro Jahr.
Kleinere Veranstaltungsformate sollen entlastet werden
Rund 60 Prozent der Einzelveranstaltungen und damit kleinere und mittlere Veranstaltungsformate würden künftig entlastet, sagte Schmid. Stärker belastet würden regelmäßige Veranstaltungen in Clubs und Diskotheken. Derzeit zahle ein Club mit 16 Veranstaltungen im Monat so viel wie ein Club mit zwei Veranstaltungstagen. "Das ist nicht gerecht." Wer eine Gebührenerhöhung von 600 bis 1.200 Prozent beklage, habe "bisher viel zu wenig bezahlt". Die Gema-Tarife seien zudem deutlich geringer als Tarife im europäischen Ausland.
Die Gema gibt auch konkrete Rechenbeispiele: So bezahle der Veranstalter eines Sommerfestes mit 300 Quadratmetern Fläche und drei Euro Eintritt künftig 90 Euro statt heute knapp 193 Euro. Bei 700 Quadratmetern Fläche und sieben Euro Eintritt werden künftig 490 statt knapp 669 Euro anfallen. Eine Gala-Veranstaltung mit Live-Musik auf 1.500 Quadratmetern und 60 Euro Eintritt soll dagegen statt bisher rund 1.470 künftig 9.000 Euro kosten - bei einem Umsatz aus Eintrittsgeldern von 90.000 Euro. (dapd)