Bochum. . Einer der spektakulärsten Kriminalfälle in Bochum seit Jahren wird ab Montag vor Gericht verhandelt. Eine Arztgattin (31) soll ihren Liebhaber (36), zugleich Vater ihres Babys, umgebracht haben. Im Mittelpunkt stehen dann auch der Vorsitzende Richter, der Staatsanwalt und Verteidiger. Drei Porträts.

Der Mordprozess gegen die Bochumer Arztgattin (31), die ihren Liebhaber (36) und Vater ihres Babys mit einem Käsemesser erstochen haben soll, beginnt am 13. Februar vor dem Bochumer Schwurgericht. Die ersten Anhörungen finden am Montag ab 9 Uhr im Saal C 240 statt. Bis zum 11. Mai hat Richter Hans-Joachim Mankel , der diesen spektakulären Prozess leiten wird, zehn weitere Termine festgesetzt. Wir stellen die drei wichtigsten Vertrer der Justiz vor: der Vorsitzende Richter, der Staatsanwalt und der Verteidiger.

Der Vorsitzende des Schwurgerichts – diese Amtsbezeichnung hat Klang. Hans-Joachim Mankel leitet diese Kammer, die bei Mord und Totschlag richtet, seit vielen Jahren. Die Verantwortung ist enorm. Er entscheidet – zusammen mit je zwei Berufs- und zwei Laienrichtern –, ob die Angeklagten ihr mithin höchstes Rechtsgut, ihre Freiheit, für sehr viele Jahre verlieren werden.

Vorher hatte Mankel in Bochum eine Strafkammer für Drogendelikte geleitet. Die Prozesse waren mitunter extrem schwer gesichert, weil hochkriminelle Dealerbanden auf der Anklagebank saßen.

Der 64-Jährige ist in Prozessen absoluter Chef im Ring. Eine Autorität. Mitunter ist er aber merkwürdig reizbar. Wenn er meint, dass ihm jemand quer kommt, kann er sehr von oben herab sein. Allerdings – Hauptsache – sind seine Urteile sehr maßvoll. Im November wird er in den Ruhestand gehen. Seine Nachfolge ist noch nicht geklärt.

Der Staatsanwalt

Mit Jochen Kodal schickt die Staatsanwaltschaft eine ihrer besten Kräfte in den Prozess. Der 61-Jährige ist Bochums oberster Todesermittler. Er leitet die Abteilung 30. Dort werden alle Kapital- und Brandsachen sowie ungeklärte Todesfälle in Bochum, Witten, Herne und in Teilen des Kreises Recklinghausen untersucht. Allein in der Stadt Bochum waren es im Jahr 2010 rund 1100 Fälle. An einem einzigen Tag kamen schon einmal die Akten von 30 neuen Todesfällen auf seinen Schreibtisch.

Oberstaatsanwalt Jochen Kordal. Foto Thomas Schild/WAZ FotoPool
Oberstaatsanwalt Jochen Kordal. Foto Thomas Schild/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Kodal kann man nur schwer ein X für ein U vormachen, wenn überhaupt. Dafür ist er zu lebensklug. Er scheint die Abgründe in den Gedanken von Mördern und anderen Straftätern zu kennen wie nur ganz wenige. Er kann sich, soweit möglich, ausgezeichnet in sie hineinversetzen und dies in einem Prozess auch auf den Punkt bringen. Lange Herumrederei ist seine Sache nicht. Kodal ist das Gegenteil eines Schwätzers. Seine Plädoyers atmen die angenehme Kühle klarer Gedankengänge.

Der Verteidiger

Rechtsanwalt Egbert Schenkel wird die Angeklagte verteidigen. Der 53-Jährige ist schon seit fast 25 Jahren an den Gerichten in Bochum und im Ruhrgebiet im Einsatz, fast immer als Strafverteidiger. Er hat auch bereits mehrere spektakuläre Fälle gehabt, in Bochum zuletzt den Stadtpark-Mord von 1975. Damals war eine Millionärswitwe in ihrer Villa aus Habgier ermordet worden. Erst im Jahr 2006 begann der Prozess. Seine Mandantin, die Tochter des Opfers, wurde freigesprochen.

Schenkel ist ein Anwalt, der Prozesse gut beobachten kann. Er redet nicht zu viel, sondern lässt die Dinge, wenn sie im Interesse seines Mandanten sind, gerne laufen.

Über seine jetzige Mandantin (zurzeit JVA Gelsenkirchen) sagte er fünf Tage vor Prozessbeginn: „Sie ist sehr aufgeregt und angespannt im Hinblick auf den Prozessauftakt und immer noch ratlos über ihr eigenes Verhalten.“ Vornehmliches Ziel seiner Verteidigung sei es, „eine drohende lebenslange Freiheitsstrafe abzuwenden“.