Bochum. . Rund 30 ehemalige Heimkinder protestierten am Dienstag vor der Bochumer Christuskirche gegen die Verleihung des Hans-Ehrenberg-Preises an Antje Vollmer, der ehemaligen Vizepräsidentin des Bundestages.
Mit Sprüchen wie „Noch ein Schlag ins Gesicht“ demonstrierten am Dienstag ehemalige Heimkinder gegen die Verleihung des Hans-Ehrenberg-Preises an die ehemalige Vizepräsidentin des Bundestags, Antje Vollmer. Der Preis, benannt nach dem Widerstandskämpfer und Bochumer Pfarrer Hans Ehrenberg, wird vom Ev. Kirchenkreis und der Landeskirche verliehen.
Rund 30 Mitglieder des Vereins ehemaliger Heimkinder hatten im Zuge ihres Protestes ein Zelt vor der Christuskirche am Rathaus aufgebaut - dort, wo ab 19 Uhr die Preisverleihung geplant war, samt Diskussion mit Ex-Bischöfin Margot Käßmann.
Der Protest galt der Art und Weise, wie die Theologin Antje Vollmer ihre Aufgabe als Vorsitzende des „Runden Tisch Heimerziehung der 50er und 60er Jahre“ wahrgenommen hatte. Zwar wurde nach zweijährigen Verhandlungen u.a. mit kirchlichen Trägern ein Fonds von 120 Millionen Euro vereinbart, aus dem misshandelte Ex-Heimkinder in Deutschland entschädigt werden sollen, aber der Heimkinder-Verein zeigte sich gleichwohl enttäuscht.
Drastische Vorwürfe im Internet
Im Internet finden sich drastische Anwürfe gegen die mit vielen Auszeichnungen geehrte Spitzen-Grüne. Auch vor der Christuskirche hauten Ex-Heimkinder, inzwischen teils im Rentenalter, verbal auf den Putz. In Anspielung an das mit 5000 Euro dotierte Preisgeld hieß es auf einem Plakat: „5000 Silberlinge für Antje Vollmer. Jesus sagt: Ich schäme mich für Sie.“
Pfarrer Thomas Wessel als Hausherr der Christuskirche sorgte dafür, dass die Demonstranten in ihrem Zelt Strom bekamen, weil es draußen dunkel wurde.
Einzelne Ex-Heimkinder erzählten aus ihrem Leben. Eckhard O. (62) aus Hamm, wie er wegen Nichtigkeiten („Störung der Nachtruhe“) eingesperrt worden war. Heute sei er „zu hundert Prozent schwerbehindert, ein Krüppel, seelisch und körperlich“. „Das steht in den Sternen“ sagte er auf die Frage, wann er mit einer Entschädigung aus dem Fonds rechne.