Berlin. Hunderttausende Erwachsene sind in ihrer Jugend in westdeutschen Kinderheimen geschlagen und missbraucht worden. Ein runder Tisch des Bundestages soll die Vorfälle aufarbeiten. Die Vorsitzende der Runde, die Grüne Antje Vollmer, mochte mögliche Entschädigungen im Vorfeld nicht ausschließen.
Zum Beginn des Runden Tisches zum Schicksal ehemaliger Heimkinder in Deutschland hat die Grünen-Politikerin Antje Vollmer auch Entschädigungen nicht ausgeschlossen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei jedoch «nichts garantiert», sagte die Vorsitzende des Runden Tisches und ehemalige Bundestagsvizepräsidentin am Dienstag im Deutschlandfunk. Ob die in den 50er bis 70er Jahren in westdeutschen Heimen misshandelten Kinder eine Entschädigung erhalten, hänge «von den gesetzlichen Regelungen» ab.
Die Runde soll "kein Tribunal" sein
Für den am Dienstag im Bundestag beginnenden Runden Tisch plädierte Vollmer für ergebnisoffene Gespräche. Die Runde sei «kein Tribunal, es gehe nicht um Anklage», sagte Vollmer dem Sender. Vielmehr seien neben den Kirchen auch Jugendämter, Vormundschaftsgerichte und Verbände mit am Tisch und keiner solle sich «von Anfang an in einer Blockadesituation befinden». Da laut Vollmer rund 80 Prozent der früheren Heime der Bundesrepublik in kirchlicher Hand lagen, müsse sich die Kirche allerdings auch «Fragen nach innen stellen». Es gehe aber nicht um eine «Antikirchenkampagne».
Der Runde Tisch unter Leitung Vollmers wurde im November vergangenen Jahres auf Empfehlung des Petitionsausschusses des Bundestags eingerichtet. Er soll das Unrecht aufarbeiten, das Kinder von den 50er bis 70er Jahren in Heimen der Bundesrepublik erdulden mussten. Hunderttausende wurden geschlagen, gequält und sexuell missbraucht. In diesem und im nächsten Jahr sind insgesamt zehn Sitzungen geplant, ein Abschlussbericht soll bis 2010 vorliegen. (AFP)