Bochum. . Wer erinnert sich nicht, was er am 11. September 2001 gemacht hat, als die Attentäter in das World Trade Center flogen. Einige Bochumer waren ganz nah dran, als der Terror nach New York kam, und berichten von ihren Erlebnissen.
Der Bochumer Stefan Klemenz war mit seiner Frau Dunja am 11. September 2001 in New York und machte ein Foto von ihr. Das Bild zeigt im Hintergrund das sich anbahnende Inferno: Einer der Türme des World Trade Center brennt, eine gewaltige Rauchwolke steigt in den Himmel. Wenig später rast eine Passagiermaschine in den zweiten Turm.
„Was als Liebsurlaub begann, endete als Horrortrip“, beschrieb WAZ-Redakteur Nikos Kimerlis in der Ausgabe vom 21. September 2001 die Erlebnisse der Augenzeugen.
In New York war auch Stephanie Mikalatos, eine ehemalige Bochumerin. Sie schrieb uns: „Meine Mutter hat mir gerade am Telefon erzählt, dass Sie eine Suchanfrage in der WAZ hatten für Zeitzeugen, die am 11. September 2001 in New York waren. Ich war als Tourist da und bin am 8. September angekommen. Habe direkt in Manhattan gewohnt und bin durch alles mit den New Yorkern zusammen gegangen. Nun wohne ich schon seit 2005 in den USA und bin mit einem amerikanischen Soldaten verheiratet. Ich selber bin Student und musste eine Englisch-Arbeit schreiben - über meine Erlebnisse um den 11. September in New York. Herzliche Grüße aus dem sonnigen South Carolina!“
„Es war erstaunlich gut und gar nicht hektisch“
Der Bochumer Felix Freier mailte uns einen Beitrag zum 11. September 2001:
„Wir waren an diesem Tag in der Gegend um Portland/USA/Ostküste. Im Autoradio in den regionalen Nachrichten hatten sie etwas von einem ‘plane’ gesagt, was ins World-Trade-Center geflogen sei. Das haben wir zunächst gar nicht ernst genommen und stattdessen massiv an unseren begrenzten Englischkenntnissen gegenüber dem regionalen Dialekt des Nachrichtensprechers gezweifelt. Eine Stunde später bei einem Supermarkt-Stop bestätigten die ersten Extrablätter das Geschehen.
Wir hatten vorgehabt, fünf Tage später für eine Woche nach New York zu fahren, das Hotel und alles war fest gebucht. Natürlich waren wir in den folgenden Stunden und Tagen völlig verunsichert, überlegten auch, den Urlaub abzubrechen und nach Hause zu fliegen - aber das war gar nicht möglich - es flog ja erst einmal nichts mehr!
So kamen wir dann in eine Stadt, die erstaunlich ruhig und gar nicht hektisch war. Die Menschen waren still, gefasst, oft wie paralysiert, aber auch sehr pragmatisch und nicht willens, aufzugeben.
Nun sind wir von Hause aus Fotografen und damit den visuellen Künsten sehr nahe (Ich leite den Bereich Fotografie am Musischen Zentrum der RUB und bin aktiv im Bochumer Künstlerbund, auch meine Frau ist Fotografin) und so versuchten wir mit Hilfe unseres Medium, das, was wir sahen, erlebten, hörten, schmeckten (die Luft in der Stadt schmeckte(!) eine Woche nach dem Ereignis immer noch nach Staub) für uns irgendwie fassbar zu machen und wieder einen Boden unter den Füßen zu stabilisieren. Wir sind unwahrscheinlich viel zu Fuß gelaufen in diesen Tagen in New York. Betroffen und fast immer wieder atemlos haben mich die vielen Zettel an Zäunen und Hauswänden gemacht, an denen Menschen verzweifelt ihre vermissten Angehörigen suchten.
Irgendwie mussten wir das, was wir gesehen und versucht haben mit unseren Fotos aufzuarbeiten, nach außen tragen. So hat es zum September 2002 eine Ausstellung zum Thema „New York“ im Musischen Zentrum gegeben als eine Hommage an jene Stadt; eine Ausstellung, in der eben auch unsere Bilder von jenem denkwürdigen Ereignis hingen. Auch eine große Installation, in der 3182mal ein Bild von dem Eindringen des ersten Flugzeuges hinter einem Bild von ‘Ground Zero’ in Erinnerung an die Toten abgebildet wurde. Es gibt im Netz noch eine Web-Seite dazu.“
„Ich hatte 20 Anrufe aus Deutschland“
Regina Korell von der Hunsrückstraße 28 schrieb uns: „Zu diesem Zeitpunkt lebten mein Mann und ich ca. eine Stunde außerhalb von NYC in NJ. Das Wetter war wunderschön und ich wollte noch schnell in mein Fitnessstudio bevor ich am Nachmittag meine Schwiegereltern vom Flughafen Newark abholen wollte.
Im Studio habe ich dann noch gesehen, wie die erste Maschine in einen der Türme geflogen ist. Zu diesem Zeitpunkt ging jeder noch von einem Unfall aus. Ich habe dann an einer Aktivität im Studio teilgenommen. In der Umkleide habe ich erzählt, dass meine Schwiegereltern auf dem Weg zu uns seien und ich noch zum Flughafen muss. Irgendwie bekam ich keine richtige Antwort. Als ich dann im Auto das Radio anmachte, wusste ich auch warum!
9/11 - Trauerfeier
Alles war sehr ruhig. Die Leute fuhren sehr langsam, was sehr ungewöhnlich ist. Zu Hause hatte ich 20 Anrufe aus Deutschland auf dem AB. Ich habe versucht meine Eltern anzurufen, was sich als schwierig gestaltete, da die Leitungen überlastet waren. Meine Eltern hatten auch schon viele Anrufe von unseren Freunden erhalten, die uns nicht erreichen konnten.
Im Büro meines Mannes wurde nicht mehr gearbeitet. Alle saßen vor dem Fernseher! Die Geschäfte waren fast alle geschlossen! Außer Militärflugzeugen waren keine Flugzeuge in der Luft. Das war sehr bedrohlich! Meinen Schwiegereltern waren mit einer amerikanischen Airline unterwegs und sind in Kanada gestrandet. Drei Tage später konnten wir sie am Flughafen abholen.