Bochum. “Der Großinquisitor“ von Fjodor Dostojewski feiert am Wochenende als Solo für Michael Lippold Premiere im Theater an der Rottstraße. Nach “Der Traum eines lächerlichen Menschen“ ist dies die zweite Dostojewski-Bearbeitung des Duos Lippold und Dreher.
Jesus kommt auf die Erde zurück. Ins Sevilla des 16. Jahrhunderts, Hochzeit der Heiligen Inquisition. Der Religionsstifter wird verhaftet und eingesperrt, vom Großinquisitor verhört. Das ist das Szenario von Dostojewskis Text, der das fünfte Kapitel des fünften Buches in „Die Brüder Karamasoff“ bildet. Der auch als Einzelveröffentlichung berühmte Text kommt nun, eingerichtet von Hans Dreher, mit Michael Lippold auf die Bühne des Rottstr5-Theaters.
Dreher und Lippold liefern damit schon ihre zweite Dostojewski-Bearbeitung. „Der Traum eines lächerlichen Menschen“ wurde noch zu Zeiten der Intendanz Elmar Goerdens für das damalige „Theater Unter Tage“ inszeniert (in der Reihe „Playstation“), erfuhr dann einige Abänderungen und ist noch heute im Repertoire an der Rottstraße zu sehen. Der „Großinquisitor“ sei so etwas wie der „große, böse Bruder“ des Vorgängers, meint das Duo, plant aber auch schon in nächster Zukunft Doppelvorstellungen unter dem Bahndamm.
Zwielichtige Conférencier-Figur
Lippold, der in seinen Zwanzigern nach eigener Aussage eine intensive „Dostojewski-Phase“ hatte, wird den „Ich-Erzähler“ als „zwielichtige Conférencier-Figur“ geben, die durch die Geschichte führt und die intellektuellen Debatten und die feine Rhetorik plastisch nachzuerzählen versucht.
Dabei gehe es inhaltlich vor allem um die grundsätzliche Frage, wie viel Freiheit der Mensch ertrage und inwieweit das ganze Leben auch ein Versuch ist, Verantwortung abzugeben. Eine zeitlos aktuelle Frage, deren Beantwortung selbst und gerade in Zeiten Sozialer Netzwerke wie Facebook interessant sei. Regisseur Dreher verwendet in diesem Zusammenhang gerne das Schiller’sche Wort von der „entsetzlichen Freiheit“, das der idealistische Dichter der Louise in „Kabale und Liebe“ in den Mund legt.
Klassische Musikuntermalung
Die für das Off-Theater so bezeichnende Musikuntermalung wird diesmal weniger Rock-orientiert sein: Johann Sebastian Bach, Arvo Pärt, Alfred Schnittke sollen über die gut 75 Minuten Spielzeit zu hören sein, dazu vielleicht ein wenig der Pop-Ketzer Brian Ferry.