Bochum. Die Bochumer Symphoniker spielen mit dem britischen Weltstar Sting sieben Konzerte. Fünf zunächst in Deutschland, dann auch in Locarno und Montreux. Die Anfrage dafür kam im März, die Konzerte sind vor allem auch ein logistisches Meisterwerk.

Anfang März kam die Anfrage. Sieben Konzerte des britischen Pop-Superstars Sting bräuchten symphonische Unterstützung. Die Bochumer Symphoniker sagten zu. Keine Selbstverständlichkeit im Klassikbereich, in dem Konzertprogramme und Tourneen für gewöhnlich ein gutes Jahr im Voraus geplant werden müssen.

Erst herrschte Skepsis, berichtete die Pressesprecherin der BoSy, Christiane Peters, kollidierte doch die Anfrage zusätzlich mit einigen anderen festen Konzertterminen. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und so werden 46 Musiker mit ihren Instrumenten in Mönchengladbach (am Mittwoch, 22. Juni), Leipzig, Salem, Mannheim und München spielen, dazu noch zwei weitere Abende in Locarno und in Montreux.

Logistisch ungemein flexibel

Dass die Bochumer überhaupt angefragt wurden und dass sie in der Lage sind, dem Angebot nachzukommen, hat viel mit ihrer jüngeren Vergangenheit zu tun. Künstlerisch und logistisch haben sie bei Konzerten mit Ian Anderson, bei ihrer Tour nach New York mit der Produktion „Die Soldaten“, und zuletzt mit Herbert Grönemeyer bewiesen, was sie können. Einerseits nämlich Pop-Musik zu verstehen und zu spielen, zum anderen, logistisch ungemein flexibel zu sein. Letzteres hat ironischer Weise ja auch etwas mit der Situation in Bochum ohne festes Haus zu tun. Nur dass sie diesmal einige Tausend Kilometer mehr zurückzulegen haben.

Schwierigster Part der Organisation wurde Locarno. Da zeitgleich das renommierte Filmfestival dort am Lago Maggiore läuft, war die Hotelsituation kritisch. Stefanie Kusenberg, Assistentin von GMD Steven Sloane und zuständig für die Organisation, hatte alle Hände voll zu tun, um die Musiker in sechs verschiedenen Hotels im Umkreis von 50 Kilometern unterzubringen. Karl Skiba, Technischer Leiter, koordiniert die Fahrten der Instrumente. Da war auch schon mal eine „Sondergenehmigung von der Sondergenehmigung“ nötig, um die unterschiedlichen Fahrverbote von Lkw in Italien und der Schweiz zu umgehen.

Grenzwertige Tagesabläufe

Die Instrumentalisten freuen sich auf die Konzerte, sie konnten sich dafür melden. „Die Musiker nehmen auch schon mal grenzwertige Tagesabläufe in Kauf dafür“, weiß Peters mit Blick darauf, dass der Flug in Richtung Locarno um 3.45 Uhr morgens geht.

Den Star der Abende bekommt der Klangkörper allerdings erst bei der Generalprobe am Mittwoch im Hockey-Park in Mönchengladbach zu Gesicht. Zuvor reist am heutigen Montag der Assistent der Tour-Dirigentin Sarah Hicks an, um vier Proben mit dem Orchester zu leiten. Die Noten haben sie schon lange, 19 große Hits werden gespielt, dazu Zugaben. „Every Little Thing She Does Is Magic“, heißt ein Hit; die kleine Tour, die das Bochumer Orchester mit dem “Englishman“ macht, ist harte organisatorische Arbeit.