Bochum. Raphael Christ ist seit knapp vier Monaten koordinierter 1. Konzertmeister der Bochumer Symphoniker. Damit nicht genug: Er hat zudem die Nachfolge der in die USA gewechselten Cordula Merks als Mitglied der Bermud4 angetreten.

Ein Mann für alle Fälle. Zumindest für zwei Jobs ist Raphael Christ nun in Bochum engagiert. Der 29-jährige Berliner ist seit dem 15. Februar koordinierter 1. Konzertmeister der Bochumer Symphoniker. Nicht lang danach ersetzte er Cordula Merks, die in die USA gewechselt war, auch als Mitglied der Bermud4. Das 2007 gegründete Streichquartett besteht aus Konzertmeistern und Stimmführern des Bochumer Klangkörpers. Wolfgang Sellner (Cello), Marko Genero (Viola) und Katrin Spodzieja (Violine) haben als Kammermusiker Erfolge vorzuweisen. Beachtlich etwa ihre Henze-Interpretationen im Kulturhauptstadtjahr, populär sind sie durch ihre beliebteste Zugabe, die Fassung von Herbert Grönemeyers „Bochum“ für Streicher, die sie schon live im WDR-Radio präsentierten.

Mit sechs Jahren begonnen

Mit dem Violinisten Raphael Christ kommt ein junger Könner ins Quartett und zu den Symphonikern, der tolle Erfolge feiern konnte. Er begann mit 6 Jahren mit dem Geige spielen und war mit 15 Jahren Solist bei einem in zehn Länder live übertragenen Neujahrskonzert, das Daniel Barenboim dirigierte. Auf Einladung von Claudio Abbado war er 2003 bis 2006 Konzertmeister im Gustav-Mahler-Jugendorchester und ab 2006 Stimmführer im bejubelten Lucerne Festival Orchester, ebenfalls unter Abbado.

Glücksfall für die Klangkultur

Bisher hat Christ seinen Hauptwohnsitz noch in Berlin, bald will er endgültig nach Bochum übersiedeln.Die drei bisherigen „Bermudas“ sind froh über den passenden Neuzugang, Sellner nennt den Berliner gar einen “Glücksfall“. Musikalisch scheinen die Geschmäcker zu stimmen. Ein Glücksfall ist das Quartett auf jeden Fall auch für die Symphoniker als Gesamtklangkörper. Für dessen Klangkultur kann das harmonische Zusammenspiel vierer Stimmführer nur zuträglich sein.

Auf dem Wasserschloss

Ihre ersten Auftritte in neuer Formation werden die Vier beim großen Haydn-Festival auf dem Wasserschloss Kemnade haben. Wenn sich die Burg am 18. und 19. Juni für zwei Tage lang Schloss Esterházy anverwandelt, dann spielen Bermud4 auch zwei Konzerte. Diesmal werden die zumeist mit innovativen Programmkonzepten arbeitenden Musiker vor allem klassisch musizieren: dreimal Haydn, zweimal Mozart, einmal Beethoven stehen auf dem Programm. Nur sechs Minuten sind der Neuen Musik reserviert - „Wir sind ja schließlich doch im 21. Jahrhundert“.
Nach diesem Ereignis wird aber wieder der Gegenwart stärkerer Tribut gezollt. Die Gesamtaufführung der Streichquartette des renommierten Komponisten und Klarinettisten Jörg Widmann ist für 2012/13 geplant.