Bochum.
Erschütternd und berührend – so ließe sich das Orgel-Orchesterkonzert anlässlich der Bochumer Orgeltage im Audimax der Ruhr-Uni am treffendsten beschreiben. Unter der Leitung von Arno Hartmann entführten die Bochumer Symphoniker zunächst in Abgründe und Erlösung, um dann die Tür aufzustoßen in ein surreales Wunderland.
Den Auftakt des Konzerts beschritt das Ensemble mit „Les offrandes oubliées“ also „Die vergessenen Opfer“ von Olivier Messiaen. Die Méditation symphonique von 1930 verteilte sich in ihrer Themenstruktur auf die drei Elemente des Kreuzes, der Sünde und der Eucharistie. Immer wieder bauten die Streicher eine düstere Drohkulisse auf, der durch Paukenschläge Nachdruck verliehen wurde. Das Dunkel der Verdammnis und der Tumult lichteten sich, als die Streicher begannen, mit ihrem Spiel zarte, dünne Fäden zu spinnen. Strahlend durchbrach der helle Klang die dunklen Tontiefen. Aber auch die Symphonie von Joseph Jongen evozierte starke Klangbilder. Mysteriös und spaltend, vor allem aber lebendig präsentierte sich die kontrastreiche Darbietung, die das Orchester zusammen mit der Virtuosin Jane Parker-Smith an der Klais-Orgel erspielte.
Die Symphoniker schufen eine beeindruckende Klangkulisse und mit Hilfe von Parker-Smith gelangen tolle fließende Übergänge. Nach der Pause setzten sie dem grandiosen ersten Teil des Konzerts noch die monumentale „Orgelsymphonie“ Camille Saint-Saëns nach. Hier vereinte sich Klassisches mit Unkonventionellem. Das Orchester baute kunstvolle Bögen, die sich mal schreitend, mal tröpfelnd fortsetzten. Das aus der gregorianischen Totenmesse entlehnte „dies-irae“-Motiv war hier das wiederkehrende Leitthema.
Die Musik dieses Abends geriet außerordentlich fantasievoll und verträumt, als versuchte sie, Bilder aus einem sonderbaren Wunderland in Ton und Klang zu übersetzen. Ein Konzert das von seiner Präsenz lebte, die nachklang.