Bochum.
In der Sonntagssymphonie mit Werken u.a. von Mozart und Gershwin punkteten die Bochumer Symphoniker und lenkten immer wieder den Fokus sich selbst: einen punktgenauen Orchesterkörper.
Orchester + Solist, aber kein Dirigent: diese Besetzung hat bei den Bochumer Symphonikern eine gewisse Tradition. Das Besondere: ohne Dirigent wächst die Aufgabe jedes Musikers. Was unter Tabea Zimmermann und Antje Weithaas schon gelang, funktionierte auch bei dem Pianisten Louis Lortie. In der Sonntagssymphonie punkteten die BoSy und lenkten immer wieder den Fokus sich selbst: einen punktgenauen Orchesterkörper.
Nach einer sehr dynamischen „Don Giovanni“-Ouvertüre setzte sich der Kanadier Lortie ans Klavier. Gerade der 1. Satz von Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 hat es in sich. Die Partien von Klavier und Orchester greifen ineinander, sind mit kleinen Details verwoben. Hier ist größte Präzision geboten. Die Aufgabe gelang. Oft reichte ein Kopfnicken des Pianisten für die Einsätze. Welch’ hauchzarten Tastenanschlag Lortie in seiner Solo-Kadenz hervorbrachte! Wunderbar! Der 2. Satz hatte große Temposchwankungen.
Darius Milhauds „La création du monde“ hatte in dieser Aufführung einen seltsamen Charakter. Die ohne Pause hintereinander gespielten Sätze wirkten wie ein buntes Puzzle aus Streichtrio, Jazz-Andeutungen und sehr langen, fast flächigen Melodien des Solo-Saxofons (Erik Merker). Dumpfe Klänge stellten das düstere Chaos vor der Schöpfung dar. Die unregelmäßigen Impulse der Snare-Drum entstellten fast den Orchesterklang. Rätselhaft.
Ein Bravourstück für Klavier und Orchester ist die „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin. Bei Louis Lortie ist sie von Grund auf amerikanisch und strahlt jene Coolness aus, die dieses Stück unbedingt braucht. Fantastisch! In seinen Solo-Partien bekommt das Blueshafte eine humoreske Seite. Die BoSy glänzten ebenso.Wie genüsslich Trompeter und Posaunist mit dem Dämpfer ihr höhnisches „Wahwah“ erreichen, brachte das Publikum zum Schmunzeln. Das war große symphonische Kunst – mit einer Portion Humor serviert.